Saudi-Arabien plant einen „Superturm“
VDI nachrichten, Düsseldorf, 1. 8. 08, rok – In einem Neubauviertel der saudi-arabischen Hafenstadt Jeddah am Roten Meer, nahe der heiligen Stadt Mekka, soll ein Wohn- und Büroturm entstehen, der mit der anvisierten Höhe von etwas mehr als einer englischen Meile rund 1600 m hoch werden könnte.
Der sogenannte Mile High Tower beruht auf den Vorstellungen von Prinz Al-Walid bin Talal, einem Mitglied des saudi-arabischen Königshauses. Der Prinz ist Großbritannien insofern eng verbunden, als er vor zwei Jahren das Londoner Traditionshotel Savoy für 1,25 Mrd. £ aufkaufte und derzeit aufwendig umbaut und modernisiert.
Mit der Planung für den Superturm hat der Prinz zwei britische Ingenieurbüros gemeinschaftlich beauftragt. Dabei handelt es sich um die Firmen Arup und Hyder in London.
Die besondere technische Herausforderung des Turms liegt zum einen in der geplanten absoluten Höhe, die das bisher höchste Gebäude der Welt, den im Bau befindlichen Burj Dubai Turm in Dubai, um mehr als 800 m übertreffen soll. Zum anderen aber bringt das Wüstenklima drastische Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sowie ausgesprochen starke Stürme mit sich. Dabei wären sturmbedingte Schwingungen kaum eine ernsthafte Gefahr für die Stabilität des Gebäudes. Sie wären allerdings sehr wohl in der Lage, bei den Bewohnern in den oberen Stockwerken akute Seekrankheit auszulösen. Um diese Schwingungen auf ein Minimum zu begrenzen, sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen. Deshalb soll der Turm auf eine Art Stoßdämpfer tief in der Erde aufgesetzt werden. Durch eine spezielle Computersoftware sollen diese Stoßdämpfer in die Lage versetzt werden, jede auch noch so leichte Schwingung des Turms abzufangen.
Darüber hinaus soll der Turm durch zwei rund 250 m hohe Bürotürme stabilisiert werden, die rechts und links des Hauptgebäudes errichtet und in zwei Dritteln ihrer Höhe mit dem Hauptturm fest verbunden werden. Schließlich werden an allen vier Ecken des Hauptturmes Stahlrohrkonstruktionen errichtet, die bis zu 90 % der Höhe des Turms hinaufreichen.
Zu den technischen Herausforderungen des Vorhabens zählt aber auch das Fahrstuhlsystem, das erstmals mit voll druckausgeglichenen Kabinen arbeiten wird. Dies ist angesichts der hohen Fahrgeschwindigkeiten und der beträchtlichen Höhenunterschiede für das Wohlbefinden der Fahrgäste unumgänglich.
Für eine andere Herausforderung des Superturms ist die Lösung bislang noch nicht skizziert: Dabei geht es darum, wie der Bau finanziert werden soll. Im Notfall wird die Gesellschaft des Prinzen, die Al-Walid Kingdom Holding, ziemlich tief in die Taschen ihres Hauptgesellschafters greifen müssen. Immerhin wird das Vermögen des Prinzen von der amerikanischen Zeitschrift Forbes auf umgerechnet rund 14 Mrd. € veranschlagt. P. O.
Jobsuche für Ingenieure
Empfehlung der Redaktion
Stellenangebote im Bereich Bauwesen
Alle Bauwesen Jobs