Bau 26.11.2004, 18:35 Uhr

Beschichtung macht Holz feuerfest

Wissenschaftler entwickeln derzeit eine neue Beschichtung, die Holz nicht mehr oder nur noch schwer brennen lässt.

Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen werden immer beliebter. „Allerdings hat Holz einen entscheidenden Nachteil: Es ist brennbar. Rein statistisch gesehen bricht zwar nur etwa alle 50 Jahre ein Feuer in einer Wohnung oder einem Gebäude aus. Doch jeder noch so kleine Brandherd kann eine große menschliche Tragödie nach sich ziehen“, sagt Prof. Dietmar Hosser vom Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz der TU Braunschweig. „Deshalb stellt der Gesetzgeber strengste Anforderungen an den Brandschutz. So schreibt die Bauordnung in Deutschland vor, welche Baustoffe im Hinblick auf ihre Brennbarkeit bei Neubauten und Renovierungen verwendet werden dürfen. Sie beinhaltet außerdem Forderungen an den Feuerwiderstand einzelner Bauteile.“
Eine Möglichkeit, Holz am Brennen zu hindern, bieten Beschichtungen, die eine Art Dämmschicht auf der Oberfläche bilden. „Wenn eine Grenztemperatur überschritten wird, entsteht eine voluminöse Schicht, die das darunter liegende Material vor weiterer Temperatureinwirkung schützt“, erklärt Dirk Kruse vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung, dem Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI) in Braunschweig.
Derzeit entwickelt ein vom Bundesministerium für Wirtschaft geförderter Forschungsverbund eine neuartige Hochleistungs-Brandschutz-Beschichtung für Holz und Holzwerkstoffe. Partner sind neben dem Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz, dem WKI, dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT und der Versuchsanstalt für Holz- und Trockenbau acht mittelständische Unternehmen der Holz- und Beschichtungsmittelindustrie.
In diesem Projekt geht es aber nicht nur darum, die Entflammbarkeit von Holz zu erschweren. Auch das Entzünden von Holzbauteilen über einen definierten Zeitraum soll verhindert werden. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um Holz auch in höheren Gebäuden ohne Risiko als Baustoff einsetzen zu können. Wenn in einem Hochhaus ein Feuer ausbricht, muss die Sicherheit der flüchtenden Personen gewährleistet sein. Es darf in den Fluchtwegen nicht brennen, damit sich keine giftigen Rauchgase entwickeln. Bisher kann der optisch ansprechende Baustoff Holz in höheren Gebäuden nicht sichtbar verbaut werden. Alle Holzbauteile erhalten aus Brandschutzgründen eine Abdeckung aus nichtbrennbaren Baustoffen wie etwa Gipskartonplatten.
„Unsere Idee war es, auf der Basis von Isolationsmaterialien in der Raumfahrttechnik eine Holzbeschichtung zu entwickeln, die den normalen Ansprüchen hinsichtlich Optik, Dauerhaftigkeit, Kratzfestigkeit sowie Witterungsbeständigkeit genügt. Bei einem Brand soll diese Schicht aufquellen und einen Schutzfilm bilden. Er verhindert, dass das Holz über definierte Zeiträume von mindestens 30 min bis zu 60 min seine Entzündungstemperatur erreicht. Die transparente Beschichtung ist ein erster Schritt, Holz am Bau auch in nicht verkleideter Form ohne Risiko einsetzen zu können“, sagt Kruse.wip

Ein Beitrag von:

  • Wilma Preiss

    Redakteurin VDI nachrichten. Fachthemen: Hoch- und Tiefbau, Bautechnik.

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