Sieg durch technischen knock out
Roboter „Ernie & Bert“, bis zum Endkampf in einem aufregenden Turnier eher unauffällig erfolgreich, triumphiert gegen den favorisierten „Low Rider“ und wird damit Sieger im diesjährigen International Design Contest (IDC) in Darmstadt. In diesem Jahr bedeutet das die Teilnahme an der Endrunde am MIT in Boston.
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Auch wenn die Reise ans MIT und der Spaß am Turnier die Hauptmotive für die Teilnahme sind: „ich will in die USA“ begründet Urs Kellermann, (Architektur-Student, genannt der „Zauberschrauber“) knapp sein Engagement. So steckt auch eine gehörige Portion Ernsthaftigkeit im IDC.
„Vor allem das, was nicht im Baukasten steckt,“ ist beim IDC wichtig, berichtet Marcus Dick aus seinen Erfahrungen in der Bauphase. Der diesjährige Leiter des Projektes IDC 2002 ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des MuK und beschäftigt sich ansonsten mit der Entwicklung umweltgerechter Produkte.
Für Deutschland nehmen nur Studenten der TU Darmstadt am IDC teil, dort aber können sich Teilnehmer aus allen Fachbereichen melden. „Das schöne am IDC ist, dass praktisch keine Vorkenntnisse nötig sind – Verständnis für, und Spaß an der Technik sollten allerdings schon vorhanden sein,“ meint Marcus Dick. „Diesmal sind Studenten aus den Fachbereichen Architektur, Elektrotechnik, Maschinenbau, Informatik und der Wirtschaftsinformatik dabei. Und einige von denen haben wohl noch nie mit einer Bohrmaschine gearbeitet.“
So sind es denn vor allem die ganz praktischen Hindernisse, die die Umsetzung brillanter Ideen in die Praxis verhindern und die den Studenten das Leben in der Werkstatt schwer machen. Bewegungsabläufe, Reibungsverhältnisse, Steifigkeiten und Beschleunigungswerte, die sich gedanklich zum perfekten Ballsammler oder -werfer fügen, zeigen sich nach den ersten Stunden in der Werkstatt aufgrund des knappen Materialangebotes eher wie eine hinkende Kehrschaufel oder wie eine Vorrichtung zum einklemmen von Squashbällen. Da muss auch der „Zauberschrauber“ akzeptieren, dass „der Unterschied zwischen Theorie und Praxis in der Praxis ja noch viel größer ist als in der Theorie.“
Aber Probleme sind dazu da, behoben oder umgangen zu werden, und wenn es in der letzten Nacht vor dem Ranking ist. Während des Rankings müssen die kleinen Maschinen eigentlich nur beweisen, dass sie regelgerecht gebaut wurden, maximal 4,5 kg schwer und beim Start nicht größer als 30 cm x 30 cm x 30 cm sind, und dass sie die gestellte Aufgabe auch lösen können.
Diesmal müssen Squashbälle auf einem etwa 6 m2 großen Spielfeld gesammelt und auf ein drehbares Rad geworfen werden. Die Drehbewegung links- und rechtsherum zählt für „die Roten“ oder „die Blauen“.
Was das Ranking aber echt spannend macht, ist der Sonderpreis der VDI nachrichten: Denn neben den drei Siegerteams aus dem Turnier erhält der Beste aus dem Ranking und einer Jurybewertung von Kreativität und Qualität der Konstruktion ebenfalls die Flugscheine nach Boston. Die „Touristenklasse“ des IDC, wie die begehrten Tickets genannt werden.
So ist der Jury-Preis schon seit Jahren zum echten Trostpflaster für diejenigen geworden, die zwar brillant entworfen, meisterlich gebaut und auch reichlich geübt haben, denen aber im Turnier schließlich das Glück fehlt. So auch in diesem Jahr. „Caddie“ von Peter Weinmann und Alexander Gantenbrink, beide Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieur-Studenten, standen nach dem Ranking und der Jury-Bewertung an der Spitze, zogen aber schon im Viertelfinale gegen „Leonardo“ den Kürzeren und mussten sich in der Trostrunde endgültig aus dem Turnier verabschieden: Die Dynamik des Zählrades, vom Gegner „Accelerator“ einmal in Gang gesetzt, zählte die eigenen Bälle auch noch dem Gegner aufs Punktekonto. Pech im Spiel. Umso größer der Jubel als VDI nachrichten-Chefredakteur Rudolf Schulze zum Schluss der Siegerehrung den Sonderpreis der Jury für den „Caddie“ verkündet. rok
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