Robotermarkt des 21. Jahrhunderts
VDI nachrichten, Düsseldorf, 13. 1. 06, käm – Der Weltmarkt für Industrieroboter wird in den vier Jahren von 2005 bis 2008 um 20 Mrd. $ wachsen. Aber auch Serviceroboter im Wert von insgesamt 11 Mrd. $ werden bis dahin hauptsächlich von Privatkunden gekauft. Wer wird die 7 Mio. neuen Serviceroboter liefern? Viele ausländische Firmen haben ihre Claims schon abgesteckt, aber nur wenig deutsche. Die lieben eher das B2B-Geschäft.
Wenn man die richtigen Regierungskontakte hat wie das US-Unternehmen Irobot, das als Spin-Off des MIT in Boston entstand, dann läuft das Geschäft schon fast von alleine. Zigmillionen Dollar erhalten die Roboterspezialisten vom Militär, um autonome Geräte für „Future Combat Systems“ der US-Army zu entwickeln. Heute schon sind 300 PackBots von Irobot als Kundschafter in Afghanistan und im Irak im Einsatz.
Doch auch im Konsumentenbereich ist Irobot tätig. 1,5 Mio. automatische Staubsauger wurden bisher verkauft. Damit sind sogar die Prognosen der International Federation of Robotics übertrumpft (siehe Tabelle „Serviceroboter“).
2005 kam Irobot auf einen Umsatz von ca. 120 Mio. $ durch ein Wachstum von 70 % gegenüber 2004. „Make Money“ ist eine der „Missions“, die sich Irobot gegeben hat. Ein weiterer Teil des Leitbilds: Herstellung von Produkten die Menschen jeden Tag nutzen. Damit ist der Weg in einen Massenmarkt programmiert, den deutsche Roboterfirmen bisher noch nicht gefunden haben.
„Sicher ist, dass Robotertechnik die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts sein wird“, sagt Jens Hanke, Geschäftsführer F&E der Robowatch Technologies GmbH, Berlin. „Japan will sich möglichst schnell auf eine alternde Gesellschaft mit weniger Nachwuchs einstellen und die Arbeit des Personals auf wenige Menschen und viele Roboter verteilen.“ In den USA wiederum würden riesige Summen in unbemannte Fahr- und Flugtechnik (unmanned ground/aerial vehicles) gesteckt.
Wie aber sieht die Realität in Deutschland aus? Hanke: „Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt in den Förderprogrammen „IT-Forschung 2006“ und bei „Leitinnovation Servicerobotik“ kooperative Forschungsvorhaben zur Stärkung der Servicerobotik in Deutschland. „Doch gerade durch die Förderung „vorwettbewerblicher“ Forschung würden sich BMBF und auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) auf Zukunftsziele konzentrieren, „die uns die Umsetzung konkreter Bedürfnisse für die nächsten fünf Jahre verbaut“.
Benötigt werde eine Konzentration auf strategische Technologieentwicklungen mit Wirtschaft und Wissenschaft. „Schluss mit den Visionen“, fordert der Unternehmer Hanke. Es gelte, die vorhandenen alltagstauglichen Produktideen schnell umzusetzen.
Auch Thilo Brodtmann, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbands Robotik + Automation sieht starke Chancen in der Servicerobotik – wenn sie denn vom Markt angenommen wird. Brodtmann: „Wer von uns hat schon einen Roboter, der den Teppich saugt oder den Garten mäht, im Einsatz? In welchem Hotel läuft der lästige Gepäcktransport über Roboter? Wer begegnet ihnen im täglichen Leben?“
Solche Fragen würden anderenorts mit Unverständnis aufgenommen. „Wo wir uns fragen, ob das Saugergebnis gut genug ist und wie der Roboter nach der ersten Begegnung mit dem Haushund aussehen mag, sagen sich Konsumenten in den USA und in Asien, dass man für 100 $ eine Menge Spaß hat.“
Thilo Brodtmann sieht daher auf der einen Seite den Konsumgütermarkt, bei dem die Vertriebskanäle laufen wie bei der Unterhaltungselektronik – „hoffentlich mit stärkerer Beteiligung europäischer Hersteller“. Und auf der anderen Seite: „Ernsthafte“ Dienstleistungs-Roboter, ähnlich vertrieben wie heute Industrieroboter.
Auch Martin Hägele vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), Stuttgart, fragt sich, welche Unternehmen sich den Herausforderungen stellen, Hightech-Serviceroboter für neue Märkte entwickeln? „Derzeit sind es in Deutschland zu wenig“, so seine Analyse.
inen interessanten Zugang zu „Personal-Robots“ bieten laut Hägele vor allem japanische Spielzeugroboter, die zu Preisen zwischen 1000 € und 10 000 € vertrieben werden. Typische Fähigkeiten sind tanzen, kriechen, fotografieren, E-Mail vorlesen, einfache Dialoge führen. Roboterforscher Hägele: „Kompakte, kostenoptimierte High-tech-Spielzeuge steigern in schneller Folge Funktionalität, Verlässlichkeit und Gestalt. Sie sind Wegbereiter für Serviceroboter im Haushalt.“ KÄM
Massenanwendung erfordert neue Vertriebswege
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