Roboter schafft im Kleinbetrieb
mobil, flexibel einsetzbar, preiswert. Damit empfehlen sich die Helfer aus Metall auch für den Einsatz in kleinen Firmen.
Der Job als Packboy ist nur eine der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für die neue Generation der Roboter. Die Helfer sind mobil einsetzbar, leicht zu bedienen und arbeiten konfliktfrei mit Menschen zusammen. „Damit können kleine und mittlere Unternehmen schnell und kostengünstig einen Teil des Fertigungsprozesses automatisieren“, weiß Prof. Christian Brecher, Leiter des Laboratoriums für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre (WZL) der RWTH Aachen.
In das gleiche Horn stößt Stefan Müller, Chairman des europäischen Roboterverbandes EUnited Robotics Association: „Roboter sind für viele Bereiche außerhalb der Automobilindustrie inzwischen ein attraktives Tool geworden.“ Er begründet das unter anderem mit sinkenden Preisen: „Roboter sind in den letzten Jahren bei steigender Leistung um 70 % billiger geworden.“
Da greifen Firmen gerne zu: Der Umsatz mit Robotern ist in Deutschland in den letzten fünf Jahren um 400 Mio. € auf 1,9 Mrd. € angewachsen. Der Trend hält an: „Im ersten Halbjahr 2006 wurden in Deutschland etwa 23 % mehr Roboter verkauft als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum“, bestätigte Thilo Brodtmann, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbandes Robotik+Automation. Für 2007 prognostizieren die VDMA-Statistiker weitere 106 000 Neuinstallationen.
Ihren Arbeitsplatz finden die unermüdlichen Helfer zunehmend in mittelständischen Unternehmen. Nach einer Umfrage des Karlsruher Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) setzt bereits jeder dritte Betrieb (100 bis 249 Mitarbeiter) Roboter ein, in Kleinbetrieben mit bis zu 49 Mitarbeitern ist es jede sechste Firma.
Bei WMF z. B. schleifen, bürsten und polieren die Automaten Messer, Bestecke, Saucieren, fertigen Töpfe und Kannen. „Ohne Roboter könnten wir manche Produkte nicht mehr anbieten oder selber produzieren“, so Rudolf Wieser, Vorstand für den Bereich Technik bei WMF. Wieser hat gleich mehrere Vorteile ausgemacht: Niedrige Instandhaltungskosten, Senkung der Rüstkosten, hohe Qualität bei hoher Wiederholgenauigkeit. Wieser: „Damit lassen sich kostengünstig kleine Losgrößen fertigen.“
Die Roboterhersteller passen sich den speziellen Anforderungen ihrer mittelständischen Kunden zunehmend mit innovativen Lösungen an. So rüstet die ABB Automation ihre starken Helfer künftig mit einer SafeMove-Funktion aus: Sobald ihm jemand in die Quere kommt, reduziert die Maschine die Geschwindigkeit auf 25 cm/s. „Dadurch können sich Werker und Roboter gleichzeitig im selben Raum aufhalten und gemeinsam Aufgaben ausführen“, sagte Franz Schmaderer, Leiter des ABB-Forschungszentrums in Ladenburg. Sobald der Mensch den sensorisch überwachten Gefahrenbereich verlässt, packt die Technik wieder zu. Im Laufe 2007 will ABB die Lösung auf den Markt bringen.
Minis für den Mittelstand offeriert dagegen Roboterhersteller Kuka. Die kleinen Kraftpakete sind zwar genauso beweglich wie ihre großen Brüder, brauchen aber für ihre Tätigkeit nur wenig Platz. Einsatzbereiche: Montagearbeiten, Pick-&-Place-Aufgaben, Verpacken von Produkten. Die nächste Robotergeneration macht sich bei Kuka bereits fit für die Fertigung: sogenannte Leichtbauroboter. Die bringen neben einem geringen Eigengewicht auch die Fähigkeit zum leichten Lernen mit. „Learning by doing“ ersetzt aufwendiges Programmieren.
Einen besonders vielseitig einsetzbaren Helfer hat die Aurob Automation + Roboter AG in Großlehna bei Leipzig entwickelt: den mobilen Porthos-Roboter. Das gemeinsam mit dem WZL-Team an der RWTH Aachen entwickelte System lässt sich im Betrieb schnell an verschiedenen Arbeitsplätzen aufstellen und einfach für unterschiedliche Bearbeitungsaufgaben nutzen. „Ein Programmwechsel dauert weniger als eine Minute“, lobt Aurob-Vorstand Siegfried Prinz das Allroundtalent. Zwischen 70 000 € und 95 000 € kostet der Springer. Wer den Helfer nur kurze Zeit braucht, kann ihn auch für durchschnittlich 65 € pro Tag mieten.
Die nächste Robotergeneration steht schon in den Startlöchern. Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts „SMErobot“ arbeitet seit Mitte 2005 ein aus Forschern und Firmen bestehendes Konsortium an dem neuen Supermann. Der wird noch klüger, sicherer und schneller: „Der Roboter soll durch einfaches Verbinden der Komponenten in nur drei Tagen installiert und in Betrieb genommen werden können“, berichtete Projektleiter Martin Hägele vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart.
Anhand erster Demonstratoren präsentierten die Entwickler im Februar dieses Jahres bereits, wie sich Roboter künftig per Sprache, Gestik und Haptik steuern lassen. In gut zwei Jahren wollen die Wissenschaftler am Ziel sein. Hägele: „Viele der neuen Lösungen greifen Roboterhersteller aber bereits in der Zwischenzeit auf und integrieren sie in ihre Produkte.“ Damit werden Zukunftsideen wie der Roboshop auf eine reale Basis gestellt. ALFRED PREUSS
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