Roboter packen bei den Aufgaben im Mittelstand zunehmend mit an
In Bremen zeigte das „Forum Robotic“ Automatisierungstechniken, die sich auch bei kleinen Serien lohnen können. Eingefrorene Reiseetats machten es den Veranstaltern allerdings nicht leicht. VDI nachrichten, Bremen, 27. 2. 09, ciu
Daneben wächst aber die Bedeutung erneuerbarer Energien. Mehr und mehr werden Roboter bei der Fertigung von Solarzellen und der Kontrolle und Wartung von Windkraftanlagen eingesetzt. „Vor 18 Monaten war das Marktsegment ¿Solar¿ noch gar nicht existent“, sagte Rüdiger Winter von der Adept Technology, Dortmund. „Heute liefern wir 22 % unserer Robotersysteme in die Photovoltaikindustrie.“ Dort greifen mechanische Helfer wie der Adept Quattro s650 sich die Bauteile vom Band und fügen sie mit großer Präzision und Geschwindigkeit zu fertigen Produkten zusammen.
Gesteuert von einer oder mehreren Kameras können die Roboter dabei auch mit ungeordneten, in unterschiedlichen Positionen liegenden Teilen umgehen. Schwingförderer, die die zu verarbeitenden Teile in die gewünschte Position bringen, aber auch für jedes neue Teil speziell gefertigt werden müssen, werden dadurch überflüssig. „Die Zuführtechnik ist häufig der Engpass“, so Winter, „nicht der Roboter.“
Selbst der Griff in die Kiste ist dank 3-D-Bildverarbeitung möglich. Sollte das System keinen greifbaren Gegenstand erkennen können, rüttelt es einfach an der Kiste. Mit parallel arbeitenden Robotern, sagt Winter, ließen sich auf diese Weise Pralinenschachteln im Takt von 5 s bis 6 s füllen.
Das Greifen ist nach wie vor ein großes Thema in der Industrierobotik. Lebensmittel stellen dabei nicht nur Anforderungen an die Hygiene, sondern auch an die Flexibilität des Greifers, der Koteletts, Äpfel oder Würste gleichermaßen sicher handhaben soll. Jörg Herrmann von Schunk, Lauffen/Neckar, stellte ein System zur Verpackung von Bifi-Würsten vor, das mit einem Klemmgreifer arbeitet. Im Unterschied zur vorher verwendeten Saugtechnik konnte die Leistung von 320 auf 600 Würste pro Minute gesteigert werden.
Salamihäppchen oder Mobiltelefon – Roboter stellen sich auf Produkte ein
Eine Herausforderung besteht darin, dass Bifi die kleinen Salamihäppchen in etwa 20 verschiedenen Varianten anbietet. Damit sich das Robotersystem rentiert, muss es möglichst rasch und unaufwendig auf diese unterschiedlichen Größen und Formen eingestellt werden können. Das gilt in ähnlicher Weise für Produkte wie Rasierapparate oder Mobiltelefone, die von den Herstellern in vielfältigen Varianten, aber häufig in kleinen Mengen angeboten werden.
Leichte Bedienbarkeit und Flexibilität sind neben einem erschwinglichen Preis die Zauberworte, wenn es darum geht, mittelständische Betriebe für Roboter zu erwärmen. So betonte Malte E. Stahnke von APT, Bienenbüttel, dass sein System zum vollautomatischen Schweißen nicht rotationssymmetrischer Werkstücke ohne aufwendige Programmierung auskommt: Ein Laser erfasst dazu die Kontur des Objektes. Auf Grundlage dieser Messdaten steuert das System den Brenner dann so, dass er mit konstanter Geschwindigkeit über das Werkstück geführt wird und auch Abstand und Winkel zur Oberfläche konstant gehalten werden.
Mit insgesamt 623 Besuchern und Teilnehmern, die an zwei Tagen 29 Messestände besuchen und 18 Vorträge hören konnten, war das Forum Robotic in diesem Jahr eine recht kleine Veranstaltung. Die Resonanz war gleichwohl positiv. Aussteller lobten die „familiäre Atmosphäre“ und die „hohe Qualität der Kontakte“. Die Aussichten, dass das nächste Forum am 4./5. März 2010 auch quantitativ einen Sprung nach vorn macht, stehen daher gut. H.-A. MARSISKE
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