Leitlinien für die Automationsbranche
VDI nachrichten, Frankfurt, 10. 11. 06, ciu – Wohin sich der Bedarf wichtiger Abnehmerbranchen der Automatisierungsindustrie entwickelt, wurde in einer Studie ermittelt. Diese wurde im Auftrag des Zentralverbandes der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) durchgeführt. Die am 3. November in Frankfurt vorgestellten Ergebnisse sollen als Wegweiser für die Branche dienen.
Wege weisen soll die „Integrierte Technologie-Roadmap Automation 2015+“. Die aktuelle Untersuchung rückt die Sicht der Anwender in den Mittelpunkt und fragt nach Lösungsbeiträgen zur Bewältigung von gesellschaftlichen, ökonomischen, technologischen, politischen und ökologischen Herausforderungen.
Zu dem breiten Ansatz erläuterte ZVEI-Projektleiter Markus Winzenick: „Es kam die Idee auf, dass wir eigentlich einmal untersuchen müssen, wie sich sozioökonomische Trends auf das Automatisierungsumfeld auswirken – also z. B. der Einfluss der Globalisierung oder die demographische Entwicklung der Bevölkerung.“ So habe man Antworten bekommen, die man gar nicht erwartet hatte.
Deutlich wurde die Erkenntnis, dass sich die Automatisierungsindustrie weltweit im Umbruch befindet. Der Wandel manifestiert sich im substanziell veränderten Automatisierungsbedarf, für den sich Schlüsseltechnologien identifizieren lassen. Wichtige Innovationspotenziale, die zur Lösung gesellschaftlicher Problemlagen beitragen können, liegen demnach in den Bereichen Sensorik, Vernetzung und Kommunikation, Software und Modellierung, Management- und Leitungsebene sowie Mensch-Maschine-Schnittstellen. Auch auf den Auslandsmärkten wird die Branche mit neuen Herausforderungen konfrontiert.
IZT-Geschäftsführer Roland Nolte zur Zielsetzung der Studie: „Die Roadmap stellt Orientierungswissen bereit und benennt konkrete Maßnahmen sowie Innovationsschritte mit entsprechender zeitlicher Perspektive.“ Für die gezieltere Erschließung der internationalen Automationstechnikmärkte identifiziere sie neue Strategien und Unterstützungsmaßnahmen. So erforderten einige Regionen deutlich einfachere Automatisierungslösungen.
Serviceangebote vor Ort werden bedeutsamer, und zunehmend besteht der Wunsch nach Low-cost-Automatisierung. Gleichzeitig wird die Frage nach der nutzergerechten Gestaltung immer wettbewerbsrelevanter, weshalb die Anwender bereits in die Innovationsprozesse der Automatisierungstechnik einbezogen werden müssen.
Aber auch die Qualifizierung der Ingenieure ist an die veränderten Anforderungen anzupassen. Der Bedarf geht in Richtung Datensicherheitsmanagement, Beherrschbarkeit komplexer und autonomer Systeme sowie Verstärkung interdisziplinärer Aspekte der Automatisierung. Siemens-Manager Gerd-Ulrich Spohr, Vorsitzender der Technischen Ausschusses Automation im ZVEI, unterstrich diese Erkenntnis: „Ganz klar ist, dass die Systeme komplexer werden, und dazu braucht man gut ausgebildete Ingenieure.“
Als absolute Notwendigkeit identifiziert die Roadmap die Entwicklung system- und ebenenunabhängiger, systemunabhängiger und somit offener Automatisierungslösungen. Um hier voranzukommen, bedarf es auch der Mitgestaltung von nationalen und internationalen Forschungsprogrammen. Hier solle darauf hingearbeitet werden, den Forschungs- und Entwicklungsbedarf der Automatisierungstechnik stärker ins Blickfeld zu rücken. Schließlich bekommen z. B. die Sicherheitsaspekte bei gefährdeten Infrastrukturen eine wachsende gesellschaftliche Bedeutung, wozu neue Lösungen für das Datensicherheitsmanagement in verteilten Automatisierungssystemen zu entwickeln seien.
Allgemein gesehen geht es für die Automatisierungsbranche, so das Fazit der Technologie-Roadmap, um das Weiterentwickeln und Ausbauen von Aktivitäten zur Früherkennung von Chancen und Risiken. Sinnvoll wäre hierfür, Leitlinien zur gesellschaftlichen Verantwortung der Branche aufzustellen. Karl Auer von ABB formulierte ein probates Rezept zur Bewältigung der Herausforderungen: „Wir müssen einfach besser sein, und dieses Bessersein gilt auf allen Ebenen. Das gilt für die Produktionstechnik, das Erkennen von Markttrends, und das betrifft auch das Thema Qualität.“ U. SCHAMARI
„Integrierte Technologie-Roadmap Automation 2015+“ , DIN-A4-Broschüre mit 64 Seiten oder auf CD-ROM, 30 € (zzgl. MwSt. und Versand):
Ein Beitrag von: