Automation 23.05.2003, 18:25 Uhr

Hannover steuert mit Düsseldorfs Interkama in die Zukunft

Schon ehe die Teilung der Messe im Rhythmus Factory- und Process-Automation ab 2005 greift, ist 2004 eine verbesserte Auslastung in Sicht, wenn sich die CeMAT verselbstständigt und die Roboter in München sind.

Der Zerstörung ihres bisherigen Alljahres-Factory-Automation-Konzepts durch den Auszug der VDMA-gestützten Roboterbranche ins Hightech-Mekka München begegnete die Hannover Messe mit der Einführung der Prozessautomation in den geraden Jahren: 2004 sollte alles noch beim Alten bleiben, 2005 Fertigungsautomation, 2006 Prozessautomation. Doch damals stand Sepp D. Heckmann, zuständiges Vorstandsmitglied für die Hannover Messe, schon in Verhandlungen mit der Messe Düsseldorf wegen eines Kaufes der Automations-Leitmesse Interkama (ursprünglich: Internationaler Kongress und Ausstellung Mess- und Automatisierungstechnik).
Als Retter aus der Not startete Heckmann wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag am 18. Mai als designierter neuer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG durch: Die Interkama läuft ab 2004 als Gemeinschaftsprojekt in Hannover und auch weltweit. Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), Frankfurt, bewertet diese Zusammenarbeit von Hannover Messe und Interkama als Meilenstein zur Stärkung der Automationsindustrie in Deutschland.
„In Deutschland gab es zu viele Bemühungen, auf dem Gebiet der Automation horizontale Messen zu etablieren – dies war für die Markt- und Technologieführerschaft der deutschen und europäischen Automationsindustrie kontraproduktiv“, erläutert ZVEI-Hauptgeschäftsführer Gotthard Graß.
Konjunktur, Innovationszyklen und Messekosten würden für viele Aussteller einen Zweijahreszyklus wünschenswert machen. Deshalb habe man sich für eine Weiterentwicklung der Hannover Messe eingesetzt, „wo sich Elektroindustrie, industrielle Informationstechnik und Maschinenbau treffen“. Vom 19. bis 24. April 2004 findet nun die 1957 in Düsseldorf gegründete Interkama erstmals unter der Regie beider Messegesellschaften im Rahmen der Hannover Messe statt. Daneben gibt es noch die um Robotik + Automation geschrumpfte Factory Automation.
„Wir sind davon überzeugt, dass wir hier einen wichtigen Beitrag zur internationalen Stärkung des Messeplatzes Deutschland geleistet haben,“ äußert sich der Düsseldorfer Verhandlungsführer und Geschäftsführer Wilhelm Niedergöker.
Auch der Haupteigentümer der Messe Düsseldorf, die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt, unterstützt das Gemeinschaftsprojekt. Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Joachim Erwin: “ Wir sind optimistisch gespannt, ob hier eine echte Win-win-Situation mit Zukunftsorientierung, ja ein tragfähiges Modell für die zukünftige Entwicklung im Messewesen entsteht.“
Den Gewinn hat aber zuerst einmal die Deutsche Messe AG, sie zahlt in mehreren Tranchen den Kaufpreis, schießt aber über ihr ursprünglich angepeiltes Ziel zweier alternierender Messen hinaus. „Der Auftakt mit einer ganzheitlichen Darstellung der Automatisierungstechnik wird zu einer außergewöhnlichen Messe der gesamten Industrieautomatisierung“, sagt Sepp Heckmann. Mit einer solchen Universalmesse hatte er wohl selber nicht gerechnet. Wohin zieht denn nun die Hannover-Messe-Karawane wirklich?
„Als nicht wirklich zielführend,“ sieht Wolfgang Tondasch, Geschäftsführer Matsushita Electric Works Deutschland, die Integration der Interkama. „Halbherzig“ nennt er Ansätze wie den zwei-jährigen Rhythmus in der Schwerpunktthematik „mit allen Problemen für die Aussteller“. Tondasch, Vorsitzender des Ausstellerbeirates der Fachmesse für elektrische Automatisierung, SPS/IPC/Drives, in Nürnberg: „Es ist kaum zu bestreiten, dass es den Machern der Hannover Messe schwerfällt, ihren Platz in einem neu definierten, globaleren Wirtschaftsraum eindeutig zu kommunizieren.“ Wolfgang Tondasch bleibt jedoch ein Fan der Industriemesse in Hannover: „Was wir brauchen, ist ein markantes und klar strukturiertes „Get together“ auf höchstem Niveau.“
Das Prinzip „Think global, act local“ bedeute aber bei allen Vorteilen vor allem eines: Eine kostenintensive Ausweitung der Marketingaktivitäten auf viele nationale Märkte. „Nicht nur China erwartet von seinen internationalen Partnern die Präsenz und Fertigungskapazitäten vor Ort.“
In der Automatisierungstechnik habe sich daher die SPS/IPC/Drives in Nürnberg als reine Fachmesse mit einer sehr applikationsorientierten Präsentationsstruktur etabliert. „Das Konzept wurde von Anfang an bewusst nicht als Konkurrenzveranstaltung zur Hannover Messe angelegt“, sagt Tondasch.
Damit vertritt er ein anderes Konzept als der Fachverband Robotik + Automation im VDMA, der zusammen mit der Messe München die Fachmesse „Automatica“ vom 15. bis 18. Juni 2004 startet, nachdem die Hannover Messe 2003 von den großen Roboterfirmen gemieden wurde.
„Zweigleisig fahren“, also eine Weltmesse als Innovationsbarometer und eine Fachmesse fürs Geschäft, so sieht es auch der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW), Frankfurt. „Wir setzen auf Universalmessen in der Metallbearbeitung“, sagt Fred Steiner, Leiter Messen im VDW. „Mit einer Branchenleitmesse für den Weltmarkt und zwei für den deutschen Markt und die jeweils angrenzenden Auslandsmärkte wollen wir der Fragmentierung entgegenwirken.“ Konzentration, das bedeutet: EMO Hannover, die nächste 2005 Metav Düsseldorf (15. bis 19. Juni 2004) und München (27. bis 30. April 2004).
Dass der VDW seine Metav als Universalmesse sieht mit einem superbreiten Produktangebot, liegt im Trend, denn auch Fachmessen wollen wachsen. Aber auch Leitmessen sind immer „in“, nicht nur wegen der Laufkundschaft, die Aussteller hier ergattern können. Sie sind zudem ein angenehmes Muss für Ausländer, die nicht jede Verkaufsveranstaltung besuchen können.
Universalmesse oder Fachmesse? Für den großen industriellen Überblick bleibt es dabei: „Nach der Hannover Messe ist vor der Hannover Messe“. KÄM

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Ein Beitrag von:

  • Siegfried Kämpfer

    Ressortleiter Produktion VDI nachrichten. Fachthemen: Produktionstechnik, Maschinenbau, Fabrikautomatisierung.

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