Automatisierung in Deutschland weiter unter Strom
VDI Nachrichten, Nürnberg, 2. 12. 05 – Die deutsche Automationsbranche rechnet über das ganze Jahr 2005 mit einem Zuwachs höher als das gesamtwirtschaftliche Wachstum. Von der Technologie-Führerschaft der elektrischen Automation profitieren viele deutsche exportorientierte Anwenderbranchen, wie auf der Messe SPS/IPC/Drives vom 22. bis 24. November 2005 in Nürnberg deutlich wurde.
Die Unternehmen der elektrischen Automatisierungstechnik ziehen jetzt schon eine positive Bilanz des Geschäftsverlaufs im Jahr 2005. Im ersten Halbjahr ist die Produktion in Deutschland um gut 6 % auf 14 Mrd. € gestiegen. Für die zweite Hälfte dieses Jahres und den Beginn des Jahres 2006 gibt es deutliche Anzeichen für eine weiterhin gute Entwicklung, so die Einschätzung des ZVEI-Fachverbands Automation am 22. November auf der Messe SPS/IPC/Drives 2005 in Nürnberg.
Der Erfolg basiert hauptsächlich auf dem Geschäft mit dem Ausland. „Während der Auslandsumsatz in den ersten sechs Monaten um 7,8 % auf 7,7 Mrd. € gestiegen ist, ist der Umsatz im Inland nur um enttäuschende 0,8 % auf 9,4 Mrd. € gewachsen“, so Dr.-Ing. Gunther Kegel, Vorsitzender des Automation-Fachbereichs „Schaltgeräte, Schaltanlagen, Industriesteuerung“ und Chef der Pepperl + Fuchs GmbH, Mannheim.
Trotz der enttäuschenden Nachfrage aus dem Inland entwickelte sich die Arbeitsmarktsituation in der Automatisierungsindustrie zum Positiven. Nicht nur, dass der Negativtrend bei der Anzahl von Beschäftigungsverhältnissen gestoppt wurde, im 1. Hj. 2005 wuchs die Beschäftigtenzahl um knapp 1 % auf 206 000 Personen. Das liegt an der hohen Ausfuhr. Die Exportquote der deutschen Automationsindustrie beträgt inzwischen 77 %.
Die Exporte in die USA legten um 17 % zu, die nach Europa außerhalb der EU um 12 %. Mit 9 % Plus ging das Wachstum der Exporte nach Südostasien etwas zurück und China legte beim Anstieg des Wachstums eine Pause ein. „Dennoch bleibt die EU 25 mit über 50 % der Exporte unser „Heimatmarkt“, so Kegel.
Anteil am Wachstum haben alle Teilsegmente der Automatisierung. Reinhard Hüppe, Geschäftsführer des ZVEI-Fachverbands Automation, rechnet damit, dass der Weltmarkt der Automatisierungstechnik um 6 % bis 8 % pro Jahr wächst. „Als kleines Fazit konstatieren wir“, sagte Hüppe auf der Messe, „dass wir in der zweiten Jahreshälfte 2005 und zu Beginn des Jahrs 2006 stabile Auftragseingänge in der Automatisierungsindustrie erwarten“. Die Wachstumsmotoren seien dabei China – wenn auch mit flacher werdender Wachstumsrate – Indien, Russland, Süd-Ost-Asien, Lateinamerika und der mittlere Osten. Die USA hätten wieder zugelegt, und auch der japanische Markt zum zweiten Mal in Folge nach zehn Jahren Stillstand. Damit sei auch das Geschäft dort weiter gewachsen. „Das technologisch hoch entwickelte Europa dagegen blieb im Wachstum etwas hinter der Welt zurück“, konstatiert Hüppe, “ konnte aber immerhin eine Steigerungsrate von rund 4 % aufweisen.“ Aus ZVEI-Sicht schwingt auch ein bisschen Sorge mit: „Für ein Land mit mehr als 75 % Exportanteil und einem seit Jahren verhaltenen Binnenmarkt ist die Weltkonjunktur und die globale politische Großwetterlage immer auch eine Unsicherheit.“
Dass Deutschland technologisch führend in der elektrischen Automation ist, hält der ZVEI schon fast für selbstverständlich: “ Aus den USA ist da wenig zu erwarten.“ Deshalb waren „Wireless“ und „Security“ die aktuellen Themen auf der Messe. Die Zukunft der Automatisierungstechnik sehen die Unternehmen in der verteilten Intelligenz, wobei Wireless-Kommunikation an Bedeutung gewinnt. Zentrale Themen sind bi-direktionaler Informationsfluss und der Einsatz offener IT-Standards, Ethernet und anderer Kommunikationstechnologien. Um die Koexistenz verschiedener Technologien und die gegenseitigen Störpotenziale bei Wireless-Kommunikation zu beherrschen, arbeitet der Wirtschaftsverband ZVEI mit der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik GMA zusammen und mit dem Ifak Institut für Automation und Kommunikation in Magdeburg, wie Gunther Kegel auf der Messe erläuterte. ZVEI/KÄM
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