Elektromotor fürs Feine
Die Mikrotechnik soll auf der kommenden Hannover Messe ihren großen Aufbruch erleben, z.B. durch Technik-Sonderschauen in Halle 7. Aber auch etablierte Konzerne, wie FAG, engagieren sich in dieser Zukunftstechnik mit Venture Capital sowie Organisations- und Vertriebs-Know-how.
Deutschlands größter Wälzlagerhersteller steigt in den Zukunftsmarkt Mikrosystemtechnik ein: Die FAG Kugelfischer Georg Schäfer AG, Schweinfurt, wird ab April in Wendelsheim bei Mainz den kleinsten flach bauenden Elektromotor der Welt produzieren. Entwicklung, Herstellung und Vermarktung übernimmt die mymotors & actuators GmbH, an der FAG 75 % der Gesellschafteranteile hält. Zu sehen ist der pfenniggroße „Penny-Motor“ auf der Hannover Messe (Halle 7, Stand D 30).
Mymotors ist ein Spin-off der Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH (IMM), einer Forschungseinrichtung des Landes Rheinland-Pfalz. Für die Miniaturmotoren gibt es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten in der Telekommunikation, Medizintechnik, Unterhaltungselektronik sowie in der Automatisierung und Robotik.
Mymotors rechnet damit, bis 2005 einen auf einen Jahresumsatz von bis zu 100 Mio. DM zu kommen und die Zahl der Beschäftigten in dem Start-up- Unternehmen von jetzt sechs Personen auf 80 zu erhöhen. Allein das Geschäftsfeld der Mikroaktoren repräsentiert heute schon ein Volumen von 3 Mrd. US-Dollar.
„Der Penny-Motor zeigt, wie staatliche Forschungspolitik, kreatives Gründerpotenzial und industrietechnisches Know-how zu einem neuen Produkt und zu Beschäftigung am Innovationsstandort Deutschland führen“, sagte der FAG-Vorstandsvorsitzende Prof. Uwe Loos Mitte März in Frankfurt. Das verfügbare Gesamtkapital des jungen Unternehmens bezifferte der FAG-Chef auf 20 Mio. DM.
Neben der Erfahrung und den Ressourcen eines international agierenden Konzerns bringt FAG vor allem Know-how bezüglich miniaturisierter Lagerungssysteme und der Fertigung von Hochpräzisionsteilen in die Neugründung mit ein. „Selbstverständlich erstatten wir über einen Lizenzvertrag die Know-how-Leistung unseres Entwicklungspartners IMM, dem unsere Tochtergesellschaft über einen Kooperationsvertrag verbunden bleibt“, sagt FAG-Chef Uwe Loos. „Insofern ist die gefundene und hier präsentierte Lösung eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“.
Die Anwendungsmöglichkeiten für den nur 1,4 mm flach bauenden mikrotechnischen Elektromotor sind äußerst vielfältig. Die Produktfamilie ist programmiert für den Einsatz in künftigen UMTS-Mobiltelefon-Generationen, um z. B. Internet-Informationen auf winzige Festplatten zu speichern. Auch in therapeutischen Geräten sowie Analyse- und Kontrollinstrumenten der Medizin- und Labortechnik, in der Automatisierungs- und Anwendungstechnik sowie in der Unterhaltungselektronik kann er angewendet werden.
FAG Kugelfischer ist weltweit der viertgrößte Wälzlagerhersteller mit einem Umsatz von 4,3 Mrd. DM im Jahr 2000 und 18 100 Beschäftigten, davon etwa 8300 in Deutschland. Das Unternehmen betreibt 25 Produktionswerke in zehn Ländern und erzielt rund die Hälfte seiner Erlöse in Europa, 30 % in Amerika und 20 % in Asien.
Vor vier Wochen hat FAG angekündigt, mit dem drittgrößten Wälzlagerhersteller der Welt, der japanischen NTN in Osaka, eine strategische Allianz einzugehen. Damit komme man dem Unternehmensziel nahe, innerhalb der Triade sowohl regional wie branchenseitig eine ausgewogene Präsenz herzustellen.
Nr. 1 in der Welt bei Wälzlagern ist nach FAG-Angaben der schwedische Multi SKF mit 17 % Anteil am 23 Mrd. Dollar großen Weltmarkt (2000). Danach kommen FAG und NTN (Japan) zusammen als Nr. 2 mit 15 % Anteil. Es folgen INA (Deutschland, 7 %), Koyo (Japan, 6 %), Timken (USA, 5 %) und Torrington (5 %). FAG/KÄM
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