„Sprechen Sie zuerst einmal mit dem Chef“
Basisfragen und diffizile Probleme – die Bandbreite der Themenfelder beim Karrieretelefon der VDI nachrichten war stattlich und bereitete den beiden Expertinnen Freude.

Bärbel Henghuber und Elke Schaal beraten Sie!
Situation: Ein 39-jähriger Maschinenbauingenieur, der bei einem Automobilhersteller gearbeitet hatte, dann in die Zulieferindustrie zu einem Unternehmen mit 20 000 Mitarbeitern wechselte, wo er acht Jahre lang arbeitete und dort Gruppen- und Abteilungsleiter wurde. Er hat das Angebot bekommen, bei einem kleinen und mittelständischen Unternehmen in einer Filiale die Geschäftsleitung zu übernehmen, er hätte dann etwa 15 Mitarbeiter.
Soll er das machen? Kann er gegebenenfalls später auch wieder zurück zu einem größeren Unternehmen?
Antwort: Der Anrufer hat Freude daran, Entscheidungen zu treffen und ein „Macher“ zu sein. Er will etwas bewegen. Die Aufgabe des Geschäftsführers ist dafür geeignet. Auch wenn er bei einem deutlich kleineren Unternehmen einsteigt, ist das der richtige nächste Karriereschritt. Ich sehe auch kein Problem darin, wenn er später einmal wieder zu einem größeren Unternehmen gehen möchte.
Er sollte dann eben den Schwerpunkt mehr auf die Aufgaben legen und weniger auf die Position.
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Situation: Ein 56 Jahre alter Wirtschaftsingenieur hat einen Aufhebungsvertrag unterschrieben, befindet sich derzeit in einer Transfergesellschaft und bemüht sich um eine neue Arbeitsstelle. Er hat zunächst sein Studium nicht ordnungsgemäß beendet, sondern sieben Jahre lang gearbeitet, um seine Familie zu ernähren und dann seine Diplomarbeit geschrieben.
Ist das ein Problem und wie stelle ich diese „Lücke“ zwischen Studienende und Abschluss dar?
Antwort: Grundsätzlich ist das kein Problem. Jemand mit solcher Berufserfahrung sollte im Anschreiben auf die Kompetenzen verweisen, die er erworben hat. Der Studienabschluss, der sowieso so lange her ist, ist für den Lebenslauf. Sollte er im Gespräch dann gefragt werden, warum er das Diplom nicht sofort gemacht hat, kann er ehrlich sagen, dass er Verantwortung für eine Familie tragen und Geld verdienen musste.
Jobsuche für Ingenieure
Eigentlich lässt sich das doch positiv bewerten und dass der damalige Arbeitgeber ihm sogar die Gelegenheit gegeben hat, das Diplom zu machen, ist doch auch positiv zu sehen.
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Situation: Ein Ingenieur ist seit vielen Jahren mit den gleichen Aufgaben betraut und hat bislang keine Weiterentwicklung im Job erfahren.
Wie kann ich meine Aufgaben erweitern und auf der gleichen Position ein breiteres Aufgabengebiet erhalten?
Antwort: Der Anrufer muss zunächst mit dem Chef darüber sprechen und idealerweise schon im Gespräch Beispiele anführen, wie diese Erweiterung aussehen könnte. Er muss dem Chef dann aber auch zirka zwei Wochen Zeit lassen, damit dieser sich Gedanken machen kann, ob er den Anrufer für diese Aufgaben bereits für geeignet hält.
Wenn hier noch Entwicklungsbedarf besteht, sollten Defizite idealerweise im Rahmen von Trainings behoben werden. Zudem muss der Anrufer selbst aktiv werden und sollte nicht abwarten, bis ihm seine „Karriere auf dem Silbertablett serviert“ wird.