Üppiger Lohn bei guter Ausbildung
Ihre Ausbildung ist zu theorielastig.
Made in Germany“ – das ist in Spanien immer noch die erste Referenz für gute Qualität. Das gilt nicht nur für Produkte, die aus Alemania kommen, sondern auch für das deutsche Ausbildungssystem, das als tiefer gehend und praxisorientierter gilt.
Das trifft vor allem auch auf die Ingenieurausbildung zu, die in Spanien als zu wissenschaftlich gilt. „Bei der Mathematik sind die Spanier uns eindeutig überlegen,“ sagt der 33-jährige Luft- und Raumfahrtingenieur Stefan Heidinger, Geschäftsführer der spanischen Niederlassung des auf Messgeräte spezialisierten deutschen Familienunternehmens Wika. Das führe in der Praxis jedoch zu Problemen: „Viele haben während der gesamten Ausbildung, die je nach Abschluss entweder drei oder fünf Jahre dauern kann, kein einziges Unternehmen von innen gesehen.“
Ingenieur Ezequiel Durán, stellvertretender Geschäftsführer bei dem IT-Dienstleister Footfall in Madrid, gibt ihm recht: „Wir sind gute Generalisten. Wenn es in der Praxis ums Eingemachte geht, haben deutsche Ingenieure jedoch klare Vorteile.“ Ein Grund, warum die neuen Lehrpläne weniger Wissenschaft und mehr Praxis im Labor sowie in den Unternehmen vorsehen.
Der 32-jährige Ezequiel wie auch seine 34-jährige Frau Marie Carmen, die ebenfalls Ingenieurin ist, halten das Studium der Ingenieurwissenschaften, das auf eine 150-jährige Geschichte zurückblicken kann, dennoch unbestritten für eines der besten in ihrem Land: „Es hat einen guten Ruf, weil es anspruchsvoll und nicht für jeden zugänglich ist.“ Je nach Universität wird die Auswahl nach Schulabschluss oder mittels eines Zulassungstests getroffen. Derzeit gibt es rund 380 000 Studenten. Die Ingenieure machen rund ein Viertel der spanischen Hochschüler aus.
Wegen der guten Berufschancen steigt die Zahl der Studenten stetig. Besonders angesehen ist die Ausbildung an der ICAI, der Ingenieur-Fakultät der privaten Madrider Jesuitenuniversität Pontificia Comillas, wo derzeit etwa 3000 Spanier eingeschrieben sind. „Wer hier einen Abschluss macht, hat seinen Job fast sicher“, sagt Marie Carmen aus eigener Erfahrung. Sie konnte direkt im Einkauf von Crisa, einer Tochtergesellschaft des europäischen Raumfahrtunternehmens EADS, anfangen.
Auch die Gehälter, die Berufsanfänger der Ingenieurwissenschaften in Spanien verlangen können, sind wesentlich besser als in anderen Berufszweigen. Zudem werden sie wie im Fall des Industrie-Ingenieurs Ezequiels auch gerne in fachfremden Branchen direkt als Führungskraft eingestellt.
In der Finanzwelt sind sie ebenfalls häufig anzutreffen. Der aktuelle Chef der spanischen Nationalbank, Jaime Caruana, wurde gerade erst vom Branchenverband AEIT wegen seiner wirtschaftspolitischen Karriere, während der er einige Jahre im Wirtschaftsministerium verbrachte, zum „Ingenieur des Jahres 2002“ gewählt. Seinen Abschluss in Telekommunikation machte er an der Universidad Polytécnica in Madrid. STEFANIE MÜLLER
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