Spezialtraining für große Sprünge
Ingenieurdienstleister leben davon, das jeweils aktuelle Know-how zu bieten; entsprechend sorgen sie in der Regel für die kontinuierliche Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. An dieser Strategie ändert auch auch die Konjunkturkrise nichts. Die Unternehmen bieten auch während der Kurzarbeit Bildungsprogramme an. VDI nachrichten, Düsseldorf, 3. 7. 09, ws
Karriere und Weiterbildung gehören für Peter Voß, Dipl.-Ing. Maschinenbau, zusammen. Seit er vor neun Jahren seine Laufbahn als Projekt-Mitarbeiter beim Dienstleister Euro Engineering (ee) startete, hat er sich fachlich konstant fit gehalten er absolvierte mehrere CAD-Schulungen und Seminare für Qualitätssicherung, Projektmanagement, Rhetorik, Arbeitsrecht und Vertrieb.
Zusätzlich nahm er an „JUMP“ teil, dem ee-Programm zur Förderung von Nachwuchsführungskräften, das Führungskompetenz vermittelt, Kenntnisse der Betriebswirtschaft, des Zeit-, Selbst- und Projektmanagements.
„Hoch qualifizierte Mitarbeiter sind unser Kapital“, so Personalmanager Markus Rasche. „Deshalb investieren wir viel in die Aus- und Weiterbildung.“ 2008 gab das Unternehmen rund 3 % des Gesamtumsatzes von 137 Mio. € dafür aus. Heute leitet Voß das technische Büro des Dienstleisters Euro Engineering in Mannheim und ist zum „Pro-Engineering“-Trainer aufgestiegen.
Voß“ Qualifizierungs-Karriere ist quasi idealtypisch für Mitarbeiter von Ingenieur-Dienstleistern. Denn egal wie groß die Unternehmen oder in welchem Segment sie tätig sind – Mitarbeiter-Schulung hat viel Gewicht.
Auch Lauer & Weiss lässt sich die Kompetenz seiner Ingenieure einiges kosten, allein 30 000 €, um einen Nachwuchsingenieur „optimal zu entwickeln“. In den letzten vier Jahren kostete die Qualifizierungsstrategie das Unternehmen rund 1,5 Mio. €, berichtet Geschäftsführer Jochen Lauer. Dazu gehören neben der systematischen Einarbeitung junger Ingenieure die kontinuierliche fachliche Qualifizierung der gesamten Belegschaft und gezielte Soft-Skills-Schulungen. „Für die fachlichen Seminare werden die Mitarbeiter freigestellt“, sagt Personalreferentin Carmen Hagel. „Für Softskills erbringen sie die Hälfte der Schulungstage aus ihrer Freizeit“, fügt sie hinzu.
Um den komplexen Bedürfnissen nach Weiterqualifizierung gerecht zu werden, gründen Ingenieur-Dienstleister zunehmend eigene Akademien. Wie etwa Trenkwalder Engineering, die mit ihrer Academy eine flexible „aktive Karrierebegleitung“ jedes einzelnen Mitarbeiters garantieren möchte. „Die Trainee-Programme werden in den Fachrichtungen CATIA, ProE und SolidEdge angeboten und umfassen neben den spezifischen Inhalten für die Konstruktions-Software auch eine aktive Karrierebegleitung etwa mit Kursen in Projektmanagement und Präsentationstechnik“, erklärt Klaus-D. Lerche, Geschäftsführer von Trenkwalder Engineering.
Ähnliche Lösungen bietet Lauer & Weiss. „Für spezielle Fachschulungen haben wir eigene Trainer als Mitarbeiter angestellt“, berichtet Carmen Hagel. „Doch selten finden wir die geeigneten Trainer bei den Hochschulen.“
Kein Wunder, denn eine der primären Qualifizierungsaufgaben ist es, die Lücke zwischen Hochschulwissen und Praxis zu schließen. Die Branche hat sich darauf eingestellt, dass Jungingenieure vor ihrem Einsatz ein Training benötigen. Das liegt aber auch an den spezifischen Kompetenzen, die der Dienstleister-Markt mit seinen unterschiedlichen Kundenwünschen braucht, meint Frank Schabel von Hays.
Hochschulen spielen vor allem bei jenen Dienstleistern eine Rolle, die ihren Ingenieuren auch Grund- und Aufbaustudiengänge bieten. So absolvieren Mitarbeiter von Euro Engineering an der Berliner Steinbeis-Hochschule den berufsbegleitenden Studiengang „Bachelor of Engineering“, der vollständig vom Arbeitgeber finanziert wird.
Andere Mitarbeiter belegen an der Staatlichen Studienakademie Glauchau die Fächer Elektro- und Produktionstechnik oder an der Hochschule Landshut den MBA-Studiengang Industrie-Marketing und technischer Vertrieb.
Für junge, flexible Ingenieure scheint die Branche jenes Feld zu bieten, auf dem sie in kurzer Zeit viel Wissen und Erfahrung sammeln können. Die Krise deckt aber auch eine spezifische Facette dieser Branche auf. „Unsere Mitarbeiter möchten sich gerade jetzt weiterbilden, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu halten“, erzählt Klaus-D. Lerche. Doch in der angespannten Lage erwarteten Kunden, dass immer weniger Ingenieure immer mehr leisten. „Das ist für unsere Ingenieure eine paradoxe Lage.“
Bessere Qualifizierungs-Karten haben offenbar Mitarbeiter von Dienstleistern, die das Instrument der Kurzarbeit nutzen, um Ingenieure für die Zeit nach der Krise an Bord und fit zu halten. Lauer & Weiss etwa muss in kleinerem Umfang Kurzarbeit einführen, stellt für die Betroffenen aber ein Schulungsprogramm mit eigenen Trainern zusammen, berichtet Carmen Hagel.
Auch Euro Engineering muss teilweise Kurzarbeit einführen, bedauert PR-Referentin Claudia Zimmermann. „Doch unsere Mitarbeiter nutzen die Zeit, um sich zusätzlich zu qualifizieren.“ Dazu bietet das Unternehmen umfangreiche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten – und verteidigt damit gleichzeitig seine Auszeichnung zum „Top Arbeitgeber für Ingenieure 2009“. R. KUNTZ-BRUNNER
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