Schule für hochmobile Familien
VDI nachrichten, Frankfurt a. M., 15. 10. 04 -Mitarbeiter international agierender Firmen sind um eine Sorge ärmer – zumindest diejenigen im südhessischen Odenwald. Ihre Kinder werden ab dem kommenden Jahr ein Lehr- und Lernangebot angelsächsischer Prägung in Anspruch nehmen können.
Als „community school“ nach amerikanischem Vorbild wurde das Schuldorf Bergstraße 1954 gegründet. Nun kehrt die kooperative Gesamtschule im südhessischen Odenwald zu ihren Ursprüngen zurück. Ab dem Schuljahr 2005/2006 soll hier beginnend mit Klasse eins die bundesweit erste internationale Schule in staatlicher Trägerschaft ihre Pforten öffnen. Die Versuchsschule richtet sich vor allem an Kinder von Mitarbeitern internationaler Unternehmen in Südhessen, soll aber unter bestimmten Voraussetzungen auch ortsansässigen Kindern offen stehen.
„Die Schule ist ein öffentliches Angebot an hochmobile Familien, die wegen der internationalen Prägung der Berufe ihrer Eltern häufig in englischsprachige Länder umziehen müssen“, erklärt Hessens Kultusministerin Karin Wolff. Im Gegensatz zu privaten internationalen Schulen müssen die Eltern am Schuldorf Bergstraße kein Schulgeld zahlen, sondern nur Essensgeld und Gebühren für die Ganztagsbetreuung. 250 € kalkuliert Rektor Ronald Seffrin derzeit pro Kind und Monat, also rund ein Viertel weniger als etwa ein Platz an der privaten internationalen Schule in Frankfurt kosten würde.
Aufgenommen werden sollen fünfjährige Kinder, die dem überwiegend englischen Unterricht folgen können und deren Familien zu den „mobilen Internationalen“ oder den deutsch-gemischten Familien mit internationalem Hintergrund zählen. Das Curriculum soll sich laut Seffrin am angelsächsischen Vorbild mit übergreifenden Lernfeldern orientieren, aber auch kompatibel sein zu den hessischen Lehrplänen, um den Übergang in eine andere staatliche Schule zu ermöglichen. Die Schüler können entweder einen Mittelstufenabschluss nach der Klasse zehn erwerben oder einen internationalen Abschluss nach dem zwölften Schuljahr, der der Qualifikation des Abiturs entspricht.
Ronald Seffrin setzt auf kulturellen Austausch und möchte die neue internationale Schule, die am Ende nicht weniger als 24 Klassen haben soll, in den normalen Gesamtschulbetrieb einbinden. Der Rektor sieht das Schuldorf schon jetzt gut gerüstet für das umfangreiche Projekt. Seit 2003 beherbergt die Schule bereits eine so genannte „Preschool“, an der drei- bis fünfjährige Kinder nach englischen Lehrplänen „betreut und beschult“ werden. Das Angebot, sagt Seffrin, werde gut angenommen: Derzeit besuchen 30 Kinder aus fünfzehn Nationen die internationale Vorschule.
In drei Bauabschnitten sollen nun bis 2014 die neuen Gebäude für die internationale Schule entstehen. Das Gebäude für Preschool und Grundschule soll bereits 2005 fertig sein. Die Gesamtinvestitionen für diesen ersten Bauabschnitt belaufen sich auf 4,3 Mio. €. Bevor das Land auch die Genehmigung für die Sekundarstufe zwei erteilen wird, soll der Schulversuch im Jahr 2009 allerdings erst evaluiert werden.JUTTA WITTE
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