Gute Bildung muss nicht teuer sein
VDI nachrichten – Viele Angebote gehen auf Rechnung des Staates oder der Unternehmen. Der einzelne muss nur Lernbereitschaft investieren. Bei teuren Programmen für Führungskräfte wie dem MBA oder anderen Masterstudiengängen zeigen sich die Arbeitgeber allerdings zurückhaltender.
Den entsprechenden „Bildungsgutschein“ zu beantragen, ist eine bürokratische Prozedur, die sich aber von vornherein lohnt: Denn die Weiterbildungsphase kann den Bezug des Arbeitslosengeldes verlängern. In diesem und noch im nächsten Jahr fördert die Bundesregierung über die BA ferner Weiterbildung während der Kurzarbeit.
Den Antrag müssen die Unternehmen stellen. Auch wer von Arbeitslosigkeit nicht akut bedroht ist, kann jedenfalls in Nordrhein-Westfalen mit der öffentlichen Hand rechnen, in Form eines „Bildungsschecks“.
Dafür kommen Mitarbeiter in Betrieben mit einer Gesamtbelegschaft bis zu 250 Personen in Frage. Das Land übernimmt die Hälfte der Kursgebühren, höchstens 500 €. Voraussetzung ist, dass der Bewerber in den letzten zwei Jahren keine Fortbildung genossen und sie deswegen offensichtlich dringend nötig hat.
Bei den öffentlich geförderten Maßnahmen hängt die Qualität nicht unbedingt vom Preis ab, den Staat und BA dafür aufwenden. Das VDI-Wissensforum und Mitbewerber wie das Haus der Technik in Essen oder die TÜV-Akademien sind damit einverstanden, wenn sie ansonst verwaiste Kursplätze besetzen können – und bieten dieselbe Leistung wie für Privatkunden.
Diese kostet eine Tagung gleich einige hundert Euro, ein Zertifikatskurs womöglich tausende. Schon wegen der ausfallenden Arbeitszeit im Betrieb muss man sich darüber mit dem Arbeitgeber verständigen. Bei Ablehnung kann man in vielen, aber nicht allen Bundesländern, trotzig einen einwöchigen bezahlten „Bildungsurlaub“ durchsetzen. Die Gebühren bezahlt der Teilnehmer selbst.
Tatsächlich bieten größere Unternehmen wie Siemens und Ford, aber auch kleinere Firmen mit starkem Personalmanagement im Rahmen ihrer Personalentwicklung von sich aus Mitarbeitern Weiterbildung einschließlich eines berufsbegleitenden Bachelor- oder Masterstudiums an. Ein nebenberufliches Promotionsstudium an der Steinbeis-Hochschule in Berlin mit einer wissenschaftlichen Untersuchung aus dem eigenen Arbeitsfeld kostet das Unternehmen mehr als 30 000 €.
Solche Aufstiegsweiterbildung ist allerdings eher selten. „Firmen fördern so etwas nur, wenn demnächst wirklich eine Führungsposition frei wird. Und dann wählen sie oft so sogar lieber jemanden aus einem Bewerberfeld statt eine ursprünglich auserkorene Kraft“, erklärt Helen Steinrück von der Düsseldorf Business School, einem Ableger der örtlichen Universität.
Karrieredurstige Ingenieure Mitte 30, so Steinrücks Erfahrung, nehmen die finanzielle Last auf sich, „weil sie wissen: Die Unternehmenskultur ist jedenfalls in der Spitze heute nicht mehr so sehr technisch orientiert, sondern stärker wirtschaftlich bestimmt“.
Allerdings ist es von Branche zu Branche und ihren Wachstumsaussichten sehr unterschiedlich, wie weit Firmen doch mithelfen. „Unser Programm zum Master of Science in Energiewirtschaft macht die Hälfte auf eigene Faust, für die andere Hälfte kommen aber die Arbeitgeber auf, zum Beispiel große Stromkonzerne oder Stadtwerke“, erklärt Nilgün Yalniz aus dem Haus der Technik.
Aber nicht nur nach oben, sondern auch seitwärts lässt sich weiterkommen, wie inzwischen zahlreiche Ingenieure erkannt haben: Sie wechseln, zumal im stark industrialisierten deutschen Süden und an Rhein und Ruhr, als Lehrer in Technikfächern an Berufsschulen.
Geboten wird ein Direkteinstieg praktisch ohne Altersgrenze mit unterrichtsbegleitenden Pädagogik-Kursen. Anschließend ist die Dauerstelle sicher.
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