Dicke Luft beim Bildungsgipfel
Begeistert vom Resultat des Bildungsgipfels zeigte sich vor allem Kanzlerin Angela Merkel. Interessenverbände ließen ihrer Enttäuschung hingegen freien Lauf. Von „mutlos“ war die Rede, von „Schiffbruch“ und „Desaster“. VDI und Bitkom gingen bereits einen Tag vor dem Gipfel in die Offensive und legten ein Fünf-Punkte-Programm zur Bildungsförderung vor.
VDI-Präsident Bruno O. Braun: „Wir haben derzeit 19 000 arbeitslos gemeldete Ingenieure. Diese können sich auf 100 000 offene Stellen bewerben.“ Für die Volkswirtschaft bedeute diese Expertenlücke einen Wertschöpfungsverlust von jährlich mindestens 7 Mrd. €.
In einem beim Bundeskanzleramt anzusiedelnden Nationalen Technik-Rat könnten VDI und Bitkom ihr Praxis-Wissen einbringen, schlagen die Partner vor. Weitere Punkte des Programms sind die Forderung nach Technik und Informatik als Pflichtfach in den Schulen, der intensivierte Umbau der Hochschulen zu Weiterbildungseinrichtungen sowie die Erhöhung der Bildungsausgaben um rund 25 Mrd. €.
Zudem soll ein nationales Stipendiensystem jährlich 10 000 MINT-Studienanfängern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) einen Zuschuss von je 1000 € monatlich ermöglichen. VDI-Präsident Braun: „Wenn 10 000 Studierende über sechs Jahre gefördert würden, bedeutete das eine Investition von 720 Mio. €. Der stünde eine Wertschöpfung von 1 Mrd. € gegenüber. Ein hervorragender Return on Investment.“
Auch die TU9, der Verband großer Technischer Universitäten, sieht ein bundeseinheitliches Fach Technikwissenschaften als überfällig an. Es dürfe nicht sein, dass angehende Ingenieure zum ersten Mal im Rahmen ihres Studiums auf technikwissenschaftliche Fragestellungen stoßen. Seite 4
W. SCHMITZ/rch/dpa/ap