Der Kunde als Co-Produzent
VDI nachrichten, Düsseldorf, 6. 1. 06, ws – Kundenorientierung – für viele kleine und mittelständische Unternehmer nicht mehr als ein Modewort. Eine Weiterbildung der TÜV Akademie GmbH Berlin zum Dienstleistungsmanager ist die folgerichtige Antwort auf das fehlende Bindeglied zwischen Unternehmen und Kunden.
Ein Automobilzulieferer in Sachsen-Anhalt erhält ständig Anfragen von seinem Kunden nach Neuentwicklungen, die auf den Markt kommen sollen. Doch statt sich über das Interesse zu freuen, klagt er: „Schon wieder so eine Anfrage. Ich komme gar nicht zu meinem Tagesgeschäft!“
Stoßseufzer wie diese sind in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) keine Seltenheit. Bei Umfragen in 23 Berliner KMU und bei zehn Experten aus den Branchen Umwelt, IT, Gesundheitswesen und der Wohnungswirtschaft im vergangenen September fand das Berliner Weiterbildungsinstitut TÜV Akademie GmbH heraus, dass das Thema Dienstleistung offensichtlich für viele Unternehmer noch immer ein Fremdwort, bestenfalls ein Modewort ist. „Viele Firmen entscheiden bei jedem anstehenden Projekt aufs Neue, welche Aufgaben zu erledigen sind“, berichtet Melanie Kratzer vom Dienstleistungsentwickler Adjuta GmbH.
Wichtige Erkenntnisse der Umfrage: Zahlreiche Unternehmen sehen sich nur als Produzenten. Ihnen fehlt das Bewusstsein, Kunden zu binden. Nicht ohne Grund floppten in KMU mehr als die Hälfte aller neu entwickelten Geschäftsideen, hieß es auf einer Informationsveranstaltung, bei der das Projekt vorgestellt wurde – und das in der Bundeshauptstadt Berlin, wo 84 % aller Beschäftigten im Dienstleistungssektor beschäftigt sind.
Es hapere nicht zuletzt am Kostenmanagement, mit der Folge, dass der Betrieb dem Kunden lediglich das Endprodukt in Rechnung stelle. Ein Kostenmodell für Beratung- und Entwicklung gebe es hingegen meist nicht. Ein Problem liegt schließlich auch im Mitarbeiter selbst, der selbst häufig gegen Neuerungen inneren Widerstand leiste. Hier gilt es, die Angst vor Innovationen zu überwinden.
Höchste Zeit, aktiv zu werden, sagte man sich bei der TÜV Akademie GmbH und bietet ab diesem Monat in Berlin die Weiterbildung zum Dienstleistungsmanager an. Unterstützung fand der TÜV bei der Adjuta GmbH, einer Gesellschaft, die Unternehmen in Sachen Dienstleistung fit macht, und dem Landesverband Berlin des Bundesverbandes Mittelständischer Wirtschaft (BVMB). Gefördert wird das Projekt vom Europäischen Sozialfonds, von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen Berlin sowie von der TÜV Akademie.
Das Pilotprojekt beinhaltet eine einjährige berufsbegleitende Weiterbildung mit Theorie- und Praxisteil, um gegen Defizite in Bereichen wie Kundenorientierung sowie interner und externer Kommunikation anzugehen. Es richtet sich an KMU-Mitarbeiter – in kleinen Unternehmen Geschäftsführer, in mittelständischen Unternehmen eine Hierarchiestufe darunter – sowie selbstständige Unternehmensberater und Projektentwickler.
Ziel der Weiterbildung soll sein, in dem sich über ein Jahr erstreckenden 30-tägigen Seminar und mit Hilfe eines Praxisprojekts vorhandene Dienstleistungen und Erstellungsprozesse zu verbessern und neue Dienstleistungen zu entwickeln. Der Clou: Jedem Teilnehmer steht einer der insgesamt vier Coaches, rekrutiert aus dem BVMB, zur Seite, der ihn innerhalb des Jahres 40 Stunden lang im jeweiligen Unternehmen begleitet.
Nach einer Abschlussprüfung mit einer Theorieprüfung im Multiple Choice-Verfahren sowie dem Praxisprojekt, das schriftlich und mündlich erläutert werden soll, erhalten die Teilnehmer ein TÜV-Zertifikat, das drei Jahre gültig ist. Die Weiterbildung soll nicht nur Berlinern vorbehalten sein. Die TÜV Akademie plant, diese auch an anderen Orten in der Republik und auch in Osteuropa einzuführen.
Wer an dem Pilotprojekt teilnehmen möchte, sollte folgende Eckpunkte beachten: Das Seminar startet am 20. Januar, Anmeldungen sind noch möglich. Die Kosten betragen 1500 €, zusätzlich werden 500 € für die Zertifizierung erhoben. Kontakt: TÜV Akademie GmbH, Tel. 030/43663222.
KATJA WINCKLER
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