Hochschule 08.03.2002, 17:33 Uhr

Vertrauen hat Grenzen

Obwohl die Politik sich müht, deutsche Hochschulen in größtmögliche Autonomie zu entlassen, gedeiht das wechselseitige Misstrauen.

Der Titel des Symposiums, vom gastgebenden Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) selbst als „weiches Thema“ bezeichnet, ließ Inhalten großen Raum und schloss zahlreiche Klientel in die Debatte ein. „Gesellschaft – Staat – Hochschule: Vertrauen als Grundlage erfolgreicher Hochschulentwicklung“ sollte aufhellen, aufklären und einander näher bringen. Dass es nicht zum großen Friedenspfeife-Rauchen kam, war klar. Zu groß sind die Schluchten, die sich trotz Schlagworten wie Hochschulautonomie, Globalhaushalte oder Zielvereinbarungen zwischen Politikern und Hochschulvertretern auftun.

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Die Differenzen sind also nicht neu. Noch immer bedienen sich Hochschulangehörige gerne des griffigen Slogans „Es gilt das gebrochene Wort“. Wenn daher das langfristige Ziel nicht die pure Harmonie sein kann, soll mittelfristig wenigstens ein „gesundes Misstrauen“, so CHE-Leiter Detlef Müller-Böling, das Klima prägen. Warum aber plötzlich die Sorge um das Vertrauen zwischen den Bildungspartnern? Hätte sich das CHE bei seinem Symposium nicht „härteren“ Inhalten zuwenden können? Die bildungspolitische Tagesordnung hätte reichlich Diskussionsstoff für andere Themen hergegeben.

Eine mögliche Antwort: „Wir befinden uns gegenwärtig in einer Art Zwischenstadium“, sieht Prof. Dr. Karl Ulrich Mayer, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, alle Beteiligten in einer höchst sensiblen Phase der Beziehung Hochschule/Staat/Wirtschaft. Der Staat wolle seine Kompetenzen noch nicht so recht loslassen und traue weder Hochschulleitungen noch neuen Akkreditierungsinstanzen. Die Wirtschaft wiederum sähe weder ihre Ausbildungs- noch Forschungsinteressen hinreichend gesichert, meint Mayer. „Das Selbstvertrauen der Hochschulen in ihre neu gewonnenen Freiheiten ist noch nicht sehr ausgeprägt. Vielfach mit Verbitterung stehen Professoren den laufenden Reformen gegenüber, ganz gleich, ob es sich um Lehrevaluation, Forschungsberichte, starke Dekane, Leistungsbezahlung oder Stufenausbildung handelt.“

Als einziger der Symposiumteilnehmer sprach Mayer von denen, um die es letztlich geht, von den Studierenden. Fast alle Reformschritte seien Reformen „von oben und von außen“ gewesen. Studierende, aber auch Professoren, stünden „meist verständnislos auf der Gegenseite, mit weit verbreitetem Missmut, bestenfalls passen sie sich an, oft leisten sie hinhaltenden Widerstand“. Die jüngste Regelbefristung für wissenschaftliche Mitarbeiter auf zwölf Jahre sei ein Lehrstück, wie gute Planungsabsichten zu massiven Vertrauensverlusten führen. Die Verunsicherung gerade unter den Jungen ist groß. Klassisches Beispiel ist der Aufsehen erregende Zeitungsbeitrag des Historikers Prof. Dr. Ulrich Herbert zur Befristungsregelung, in der er das düstere Szenario von Massenentlassungen heraufbeschwor. Der Artikel trat eine Lawine weiterer Meinungsbeiträge los.

Die Schüler, wesentlicher „Bestandteil“ des im Symposiumtitel enthaltenen Begriffs „Gesellschaft“, fielen ebenso unter den Diskussionstisch wie andere Gruppen, auf deren Vertrauen die Glaubwürdigkeit von Staat und Hochschule fußt. Interessant wäre gewesen, wie ausgeprägt das Vertrauen der Alumni in die Hochschullandschaft ist. So aber blieb es beim Disput innerhalb des wissenschaftlichen Elfenbeinturmes, angereichert durch einen Staatssekretär (Hartmut Krebs, NRW), einen Ex-Minister (Klaus von Trotha, Baden-Württemberg) und einen Journalisten (Konrad Adam, Die Welt).

Vertrauen aber ist nicht allein eine die Gesellschaftsgruppen überspannende Angelegenheit. Auch in den Mauern der einzelnen Alma mater rumort es. Der Aufruf von Prof. Dr. Marion Schick, die Freiheit von Wissenschaft und Forschung sei nur zu erreichen, wenn sich jeder einzelne als verantwortlich denkendes Mitglied einer Organisation wahrnimmt und nicht als einzelnes Individuum im Sinne der eigenen Profilierung agiert, ist fast so schnell verhallt wie er gesprochen wurde. Die Präsidentin der FH München hat an ihrer Hochschule, einhergehend mit einer Politik des Miteinanderredens, wachsendes Misstrauen bemerkt. „Unser gemeinsames Leitbild sorgt für Unruhe, da es nun für den Einzelnen schwieriger ist, die eigenen Interessen durchzudrücken.“

Letztlich ist sich also doch wieder jeder selbst der Nächste. Oder: In dem Augenblick, wo der Experte als Interessent auftritt, ist er nicht mehr glaubwürdig. In diesem Zusammenhang warnte Prof. Dr. Gesine Schwan von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder vor einer Verherrlichung des Wettbewerbsgedankens, dessen ausgeprägter Profilierungsdruck sich auf das Vertrauen zerstörerisch auswirke. Wenig zur Vertrauensbildung trägt auch die Ausgrenzung der „Gesellschaft“ bei solchen Diskussionen bei, wie sie kürzlich das CHE in Berlin veranstaltete. W. SCHMITZ

Centrum für Hochschulentwicklung

Reformfreudig und wirtschaftsnah

Zur Initiierung und Unterstützung von Reformen im deutschen Hochschulwesen haben die Bertelsmann Stiftung und die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) 1994 das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) gegründet. Gemeinsam mit seinen Projektpartnern entwickelt das CHE Lösungen, die die Autonomie der Hochschulen stärken, ihre Wissenschaftlichkeit unterstützen, ihre Profilierung fördern, ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern, ihre Wirtschaftlichkeit verbessern, ihre internationale Orientierung ausweiten und die multimedialen Techniken in Forschung und Lehre nutzen sollen. che/ws

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Schmitz

    Wolfgang Schmitz

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Bildung, Karriere, Management, Gesellschaft

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