US-Gütesiegel für Leipziger Manager-Schmiede
VDI nachrichten, Leipzig, 6. 8. 04 Die Handelshochschule Leipzig will sich nach erfolgreicher Akkreditierung mit den besten Business-Schulen der Welt messen. Für die ohnehin gefragten Absolventen – unter ihnen auch Ingenieure – ist dies ein zusätzlicher Pluspunkt beim Berufseinstieg.
Die 15 Monate an der Handelshochschule Leipzig (HHL) bedeuten für Erik Theilig eine harte, entbehrungsreiche Zeit. Der Wirtschaftsingenieur für Energietechnik lässt seinem vierjährigen Diplomstudium an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) noch den Studiengang Master of Business Administration (MBA) an der HHL folgen. „Der Arbeitsaufwand ist hier doppelt so hoch wie an der HTWK, und es gibt keine Ferien“, berichtet der ambitionierte Theilig.
Dafür erwirbt der junge Ingenieur in kurzer Zeit die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, erweitert im komplett englischsprachigen Studium seine Sprachkenntnisse und lernt den Umgang mit Kulturen aus aller Welt: Die meisten der 41 Studenten seines Studiengangs kommen aus dem Ausland, insgesamt aus 16 Ländern. Darunter ist Bora Barcin, der an der Middle East Technical University im türkischen Ankara sein Chemie-Ingenieur-Studium vollendete und nach internationalen Praktika im Henkel-Konzern nun in Leipzig zum Manager reifen sowie sein Deutsch verbessern will. Das hohe HHL-Pensum kommt ihm bekannt vor: „Die Professoren in Ankara machen den Studenten das Leben auch ziemlich schwer.“
Wenn das Studium im Dezember endet, will Erik Theilig möglichst in ein Traineeprogramm oder als Juniormanager ins internationale Geschäft eines größeren Unternehmens einsteigen. Bora Barcin hat schon ein sechsmonatiges Praktikum bei Henkel in Düsseldorf sicher. Aber auch für Theilig steht fest, dass er nach dem Studium den Berufseinstieg schafft: „Die HHL hat sehr gute Kontakte zu Unternehmen.“
Derzeit rüsten sich zehn Ingenieure an der privat finanzierten HHL im MBA-Studiengang für künftige Management-Herausforderungen. Sie haben sich in einem Auswahlprozess durchgesetzt, den nur jeder dritte Bewerber übersteht. Nicht nur diverse Abschlüsse, gute Englischkenntnisse, Praxiserfahrung und ein Empfehlungsschreiben sind gefordert. „Wir achten auch auf Eigeninitiative, Motivation, Durchsetzungs- und Teamfähigkeit, und dass jemand etwas anpackt im gesellschaftlich-sozialen Bereich“, erklärt Rektor Arnis Vilks. „Wer sich bei uns bewirbt, sollte sich wohl fühlen im Kreis von Menschen, die hohe Anforderungen an sich und ihr Studium stellen.“
Neben dem „Crashkurs“ MBA bietet die HHL auch ein Hauptstudium Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensführung über vier Semester an, das ein Auslandssemester einschließt. In diesem Diplom-Studiengang sind derzeit insgesamt 130 Studierende eingeschrieben.
Die 1996 wieder gegründete HHL ist eine der wenigen privaten Manager-Hochschulen in Deutschland. In ihrem Streben nach Internationalisierung ist sie nun auch als erste private Hochschule in Deutschland von der renommierten US-amerikanischen Organisation AACSB (The Association to Advance Collegiate Schools of Business) mit Sitz in St. Louis akkreditiert worden. Zuvor hatte das auch die öffentlich-rechtliche Universität Mannheim geschafft. „Eine rein nationale Akkreditierung hätte sich nicht mit dem internationalen Selbstverständnis der Hochschule vertragen“, begründet Marketing-Chef Maziar Arsalan die transatlantische Orientierung.
Der Akkreditierungsprozess lief über zwei Jahre. Im Januar 2004 reisten schließlich vier Gutachter der AACSB nach Leipzig, um Studenten und Lehrkräfte, Mitarbeiter und Aufsichtsrats-Mitglieder gründlich zu befragen. Die Gutachter interessierte vor allem, inwieweit der Anspruch der HHL, hoch qualifizierte Führungskräfte auszubilden, mit den Lehrplänen übereinstimmt. Ein wichtiges Kriterium war die Betreuung durch die Lehrkräfte: 24 hauptamtliche Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter sowie Gastprofessoren und -dozenten kümmern sich um insgesamt 243 Studierende. Die HHL punktete auch mit exzellenten Kontakten zu namhaften Unternehmensberatungen, Banken und Industrieunternehmen.
Das nunmehr erteilte Zertifikat gilt als Gütesiegel für internationale Manager-Hochschulen. „Die Akkreditierung bringt eine sehr genaue Positions-Bestimmung mit sich“, glaubt Rolf Ernst Pfeiffer, Wirtschaftsberater und Mitglied des AACSB-Gutachterteams. „Die Professoren und Assistenten wissen nun genau, wo sie stehen und wo sie sich verbessern müssen.“
Aber auch die Leipziger Absolventen sollen profitieren. Ihre internationale Erfahrung, soziale Kompetenz, die kurzen Studienzeiten und der Praxisbezug würden auch bisher schon von den Unternehmen geschätzt, meint Bernhard Walter, früher Vorstandssprecher der Dresdner Bank und heute Aufsichtsrats-Chef der HHL. „Durch die Akkreditierung kommt jetzt hinzu, dass die Hochschule sich mit den besten Business-Schulen der Welt vergleichen und sich verbessern muss. Das ist ein zusätzliches Gütesiegel für Personalchefs internationaler Unternehmen.“
STEFAN SCHROETER
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