Nachwuchsförderung 21.02.2003, 18:23 Uhr

Schrauben bis die Köpfe rauchen

Wo können Schüler schon nach Herzenslust an einem echten Boxermotor schrauben? Oder eine eigene Radiosendung produzieren? Die GaraGe Leipzig machte es jetzt möglich. Und der Funke der Technik- Begeisterung sprang über.

Wir haben gestern gelernt, wie ein Mischpult funktioniert und wie man am Computer Lieder und Jingles schneiden kann. Das macht echt Spaß.” Sandra Tappendorf (14) und Sarah Vogt (15), beide aus Markkleeberg, sind vom digitalen Tonstudio begeistert. „Heute hat uns eine Moderatorin vom Radiomachen berichtet, wie die Arbeitsabläufe sind und wie eine Sendung zustande kommt.” Die Mädchen besuchen das einwöchige Internetradio-Camp der Leipziger GaraGe gGmbH.
Dieses weltweit erste Technologiezentrum für Jugendliche ist aus dem früheren Stadtteilmuseum von Leipzig-Plagwitz hervorgegangen. Die GaraGe verfügt über eine beeindruckende Sammlung von Maschinen oftmals die Hinterlassenschaft einst namhafter Leipziger Firmen. Als Domizil dient seit 2002 ein historisches Industriegebäude, gründlich saniert und durchgestylt.
„Ich bin zufällig auf der Straße vorbeigelaufen und sah dieses Gebäude”, erzählt Stephan Kluge (15) aus Leipzig. „Da bin ich neugierig geworden. Und im Foyer fand ich dann eine große Tafel, auf der die Workshops angekündigt wurden.” Sebastian Clemen (13) hat in der Zeitung vom GaraGe-Camp gelesen, und sich gleich angemeldet. „Ich will Erfahrungen sammeln. Denn ich könnte mir vorstellen, später als Moderator zu arbeiten.”
Die ersten Texte sind bereits geschrieben, die Jugendlichen erproben nun ihre Fähigkeiten vor dem Mikrophon. Da stockt mancher Satz, passieren Versprecher. Das Band ist geduldig. Niemand muss sich genieren. Ein Profi hilft, die Scheu zu überwinden.
Nach einer Einführung in die Technik beginnt am zweiten Tag die Arbeit an der Sendung, erläutert Daniela Huhn, PR-Leiterin bei GaraGe. „Die Jugendlichen üben heute gemeinsam mit Moderatorin Ulivia Gattermann (22), Volontärin bei Radio Energy. Morgen steht ein Besuch im Sender auf dem Programm.” Am Nachmittag gibt ein Techniker des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) Auskunft über seine Arbeit. Und gleichzeitig produziert MDR1 eine Sendung über die jungen Leute.
„Am Donnerstag werden wir schließlich unsere Sendung fertig produzieren.” Themen waren schnell gefunden, verrät Huhn: Superstars. „Das fliegende Klassenzimmer”, ein Film nach dem Roman von Erich Kästner, der in Leipzig gedreht wurde. Und natürlich, nicht ohne Augenzwinkern, die „GaraGe-Nachrichten”.
„Das Internetradio-Camp macht mir viel Spaß, weil man mit Technik zu tun hat, die sonst so nicht zur Verfügung steht”, sagt Martin Goßlau (16). Auf seinen Berufswunsch – gestaltungstechnischer Assistent – wird sich dieser Kurzausflug in die Medienwelt allerdings nicht auswirken.
Die Mädchen hingegen wollen vom Mischpult gar nicht mehr weg: „Einen Medienberuf könnten wir uns gut vorstellen”, sagt Sarah Vogt. „Radio gefällt mir, weil man alles selber machen kann.” Sandra Tappendorf bestätigt: „Es ist schon toll, wenn man seine Ansage hört und alles klappt.”
Damit hat das Camp sein Ziel erreicht: „Wir wollen Schüler für Technik begeistern, ihr Interesse wecken. Und wenn die Jugendlichen sich weiter mit dem Internetradio beschäftigen wollen, dann freut sich unsere Schülerfirma Phonetics über neue Mitstreiter.” Die GaraGe bietet einer ganzen Reihe solcher jungen Unternehmen eine Heimstatt. „Entwicklungs-, Produktions- und Produktzyklen werden immer kürzer, Ideenträger, Entwickler und Unternehmer immer jünger”, begründet Huhn.
Das sehen die Jugendlichen möglicherweise etwas anders. „Reif zum Unternehmer” beispielweise, ein fünftägiges Seminar mit dem Ziel, Schüler für eine Existenzgründung zu begeistern, fand keine Nachfrage.
Geplant war auch ein Mediencamp mit Einführungen in Journalismus, Fotografie, Layout, Satz und Herstellung. Die GaraGe bietet dazu hervorragende Möglichkeiten, denn sie verfügt über eine große Anzahl historischer Maschinen ebenso wie über eine kleine moderne Offsetdruckerei mit diversen Verarbeitungsmaschinen, zur Verfügung gestellt von der Heidelberger Druckmaschinen AG. Doch für das Mediencamp gab es ebenfalls keine Interessenten.
Die Betreuung der Sammlung und der jungen Gäste übernehmen etwa 30 Arbeitskräfte, berichtet Daniela Huhn, fünf davon sind fest angestellt, der Rest über ABM. Die GaraGe ist eine gemeinnützige GmbH, Anteilseigner sind der „Museum für Industrie und Arbeit Leipzig-Plagwitz e.V.” und der Verein Deutscher Ingenieure, Düsseldorf. Die Aktivitäten werden zudem von zahlreichen Industrieunternehmen gefördert, etwa von der Porsche AG.
Da verwundert es nicht, dass im Erdgeschoss der GaraGe eine ganz besondere Automobilwerkstatt einlädt, modernste Technik zu erkunden. Dort steht ein „richtiger” Porsche – zu Übungszwecken. Wer sich für Kraftfahrzeuge interessiert, den juckt es in den Fingern. Denn der Raum ist ausgestattet mit vier Porsche-Motoren auf Montageböcken. Dazu gibt’s an jedem Arbeitsplatz den Reparaturleitfaden und einen kompletten Werkzeugsatz.
Die Jugendlichen betreut heute Katrin Schubert. Normalerweise arbeitet sie bei Porsche Leipzig in der Fertigung. Im nahe gelegenen Krostitz hat sie einst in einer Trabant-Werkstatt den Beruf des Kfz-Mechanikers von der Pike auf gelernt. Das Dröhnen eines Porsche-Motors ist für sie der schönste Klang der Welt: „Ich bin mit Leib und Seele Kfzlerin”, bekräftigt die junge Frau. „Für mich ist es das Größte, bei Porsche zu arbeiten.”
Ihre Begeisterung überträgt sich auf die jungen Leute. In der Porsche-Werkstatt wird fleißig geschraubt. Ein Wochencamp gibt es aber nicht, die Kinder sind jeweils nur für einen Tag in der GaraGe. Die meisten von ihnen hantieren noch etwas unbeholfen mit dem Werkzeug. Sie nähern sich einem komplexen technischen Objekt wie dem Boxermotor mit Neugier, aber auch mit Respekt. Katrin Schubert hat alle Hände voll zu tun, Hilfestellung zu geben.
Kevin Stolle (13), Stephan Fischer (13) und Tim Bestfleisch (14) haben keine Zeit für lange Gespräche. Die drei Leipziger Jungs sind mit Feuereifer bei der Sache, sie bauen gerade Zündtrafos an. „Wir wollten uns anschauen, wie so ein Motor funktioniert”, strahlt Tim.
Auch bei der nächsten Arbeitsgruppe rauchen die Köpfe, denn es gilt, Anlasser, Ansaugtrakt und Einspritzleiste für den Motor eines Porsche Carrera korrekt wieder zu montieren. „Wir haben so was noch nie gemacht”, meint Michael Hoppe, seine Schulfreunde Paul Steudte und Robin Berger (alle 14) nicken. „Zu Hause beschäftigen wir uns aber mit Modellbausätzen, und unsere Fahrräder reparieren wir auch selbst.”
Susanne Ronneberger (15) und Sandra Böhme (14) hingegen haben ihren Sechs-Zylinder-Boxermotor schon fast komplett zusammengebaut. Routiniert zieht Sandra noch die letzten Schrauben fest. „Mit meinen Eltern fahre ich jedes Jahr zur DTM, da sind übrigens auch Porsche-Rennen”, sagt die Leipziger Schülerin. „Mein Schülerpraktikum habe ich in einem Restaurant verbracht, aber an diesem Motor zu schrauben, das macht mir viel mehr Spaß. Es wäre toll, wenn ich so etwas später mal beruflich machen könnte.” ANKE MÜLLER

GaraGe Leipzig
Technik aktiv
Die GaraGe – Technologiecentrum für Jugendliche gGmbH ist Lernort, Innovationszentrum und Gründerwerkstatt zugleich. Kinder und Jugendliche werden hier an die Grundlagen von Technik und Wirtschaft herangeführt. Das Haus ist wochentags von 9 bis 19 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Gesellschafter sind das Museum für Industrie und Arbeit Leipzig-Plagwitz e.V. und der Verein Deutscher Ingenieure, Düsseldorf. mav
www.g-a-r-a-g-e.biz

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