Optical Valley – neue Heimat für Wissens-Elite
Die optische Industrie gilt als eine der größten Wachstumsbranchen in Thüringen. Bereits heute klagen viele Unternehmen über Fachkräftemangel. Neue interdisziplinäre Studiengänge an der Fachhochschule Jena sollen Abhilfe schaffen.
Zwei Experten, eine Meinung. „Wer zu uns kommt, um zu studieren, darf ein aufregendes, innovationsfreudiges Umfeld erwarten, darf neue strukturelle und inhaltliche Lernräume erfahren.“ Dass Dagmar Schipanski, thüringische Ministerin für Wissenschaft und Forschung, die Hochschulen und wissenschaftlichen Institute in ihrem Bundesland auch im internationalen Vergleich gut gerüstet sieht, ist für Prof. Andreas Voß keineswegs ein Zufallsprodukt. Der Prorektor für Forschung und Hochschulentwicklung an der Fachhochschule Jena sieht dies als Folge einer kontinuierlichen Entwicklung der Hochschulstandorte und des Besinnens auf eigene Stärken.
Das Festhalten an der optischen Industrie ist einer dieser Traditionseckpfeiler in Jena, das wegen seiner Lage als „Optical Valley“ bezeichnet wird. Den Grundstein für diese Entwicklung legten schon vor zwei Jahrhunderten berühmte Köpfe wie Carl Zeiss, Ernst Abbe und Otto Schott. Aber nicht nur der Tradition, sondern vor allem der Sicherung des künftigen Fachkräftenachwuchses hat sich die 1991 gegründete und 4200 Studenten umfassende FH Jena verschrieben. Kontinuierlich steigt hier der Anteil der Studenten an den Ingenieurwissenschaften. Er liegt derzeit bei 50 %. Wegweisend sind vor allem die neuen und interdisziplinär ausgerichteten Studienrichtungen, vor allem Mechatronik sowie seit dem vergangenen Jahr die Laser- und Optotechnologien.
Eine vom Firmenverbund „OptoNet“ im vergangenen Jahr in Auftrag gegebene Studie hatte ergeben, dass die Optik-Unternehmen im Freistaat von einem beträchtlichen Umsatz- und Beschäftigungszuwachs bis 2010 ausgehen. Derzeit hat die optische Industrie in Thüringen einen Jahresumsatz von rund 1 Mrd. €. Die 32 dem Netzwerk angeschlossenen Firmen rechnen mit einer Verdopplung der Personalstärke auf rund 6600 Mitarbeiter. Die Fachhochschule Jena nutzt die Nachbarschaft zu vielen Firmen der Optikbranche, um diese in die neuen Studiengänge einzubinden.
Mit Beginn des Wintersemesters 2002/2003 wurde erstmals der Bachelorstudiengang „Laser- und Optotechnologie“ angeboten. 22 Studenten nahmen die Einladung an, einen von der Industrie anerkannten Abschluss („Bachelor of Engineering“) innerhalb von drei Jahren zu erwerben. Mit Beginn des Sommersemesters 2003 startete außerdem der neue Masterstudiengang „Laser- und Optotechnologien“ (LOT). Der Studiengang baut als weiterführender Abschluss auf ein technisches oder naturwissenschaftliches Studium auf. Wie auch beim Bachelorstudiengang werden die drei Fachbereiche Feinwerktechnik, Grundlagenforschung und Physikalische Technik gleichwertig in die Ausbildung einbezogen. Der Studiengang bietet eine weitere Neuerung. „Das Besondere ist die Berufsspezialisierung sowie der Qualifizierungsverbund zwischen Hochschule, Wirtschaft und Forschungseinrichtungen“, wirbt Prof. Dr. Jens Bliedtner vom Fachbereich Feinwerktechnik für die Ausbildung.
Innerhalb der Spezialisierung auf ein bestimmtes Berufsfeld sollen Absolventen ausgebildet werden, die in der Industrie ohne langwierige Einarbeitung sofort einsetzbar sind und bereits einen Diplom- oder Bachelorabschluss haben. „Laserstrahlfachkraft“ oder „Optikkonstrukteur“ heißen in Zukunft die jeweiligen Abschlüsse.
„Die Studenten sollten bereit sein, ein Praktikum im europäischen Ausland zu absolvieren“, nennt Prof. Dr. Harald Bergner, Dekan des Fachbereiches Physikalische Technik, ein wichtiges Kriterium. Zur Seite stehen den Jenaer Dozenten dabei auch Partnereinrichtungen in Frankreich und den USA. „Da es um eine Weiterqualifizierung auf höherem Niveau geht, verlangen wir auch ein bestimmtes Niveau an Noten von den Bewerbern.“ Interessenten müssen in einem persönlichen Gespräch ihre Leistungsbereitschaft nachweisen: „Wir wollen die cleversten Studenten“, macht Bergner keinen Hehl aus der Suche nach leistungsfähigen Fachkräften.
Gut gerüstet für neue Studenten sind auch die im Firmenverbund organisierten Unternehmen. Lothar Schreiber, Abteilungsleiter bei Carl Zeiss Jena, und Norbert Kaiser vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinwerktechnik, zählen wie viele andere Experten zu den Lehrbeauftragten, die sich in die praxisnahe Hochschulausbildung einbringen. Schließlich wollen Institute und Firmen möglichst bald auch die besten Ingenieure auf dem Gebiet der Laser- und Optotechnologien einstellen. MARIO KEIM
Netzwerk bündelt regionale Stimmen
„OptecNet Deutschland e.V.“ wurde im Jahre 2001 ins Leben gerufen. Das bundesweite Netzwerk soll den regionalen Mitgliedern (PhotonicNet, Bayern Photonics, Optence, OptoNet, OpTech-Net, Photonics BW, OptecBB) eine überregionale Struktur schaffen und die Optischen Technologien auch international mit einer Stimme zu vertreten. Auf seiner Webside hat OptecNet unter „Jobs & Karriere“ Stellen-, Aus- und Weiterbildungsangebote sowie Informationen zu relevanten Studiengängen (siehe unten) aufgeführt. MK
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