Krise der Wirtschaftswissenschaft 13.03.2009, 19:40 Uhr

Ökonomen haben die falschen Fragen gestellt  

Mehr Pluralität in der ökonomischen Wissenschaft fordert der an der Universität Hamburg lehrende Arne Heise. Die herrschende Lehre, dass die Akteure auf den Märkten immer die beste Lösung finden würden, habe sich als falsch herausgestellt. Heise warnt davor, dass Wissenschaftler durch Kooperationen mit Unternehmen ihre Unabhängigkeit verlieren. VDI nachrichten, Düsseldorf, 13. 3. 09, has

Heise: Versagt ist vielleicht übertrieben, aber sie hat nicht die richtigen Fragen gestellt. Das haben sie deshalb nicht getan, weil die Grundlagen der herrschenden Wirtschaftswissenschaften auf die Probleme, die sich jetzt in der Wirtschaftskrise stellen, keine Antwort geben.

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Was heißt das genau?

Krisen, wie wir sie gegenwärtig erleben, kommen im Denken der Mainstream-Ökonomen nicht vor. Alles wird durch die Brille des Marktes betrachtet und den Akteuren wird unterstellt, dass sie auf den Märkten die beste Lösung finden werden. Das hat sich als falsch herausgestellt. Dass Probleme so sehr kumulieren und die Marktkoordination versagt, das ist in der herrschenden Wirtschaftswissenschaft einfach nicht vorgesehen.

Es ist schwer zu glauben, dass eine ganze Zunft gegenüber diesen Problemen blind gewesen sein soll.

Einige wenige Ökonomen haben schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen, dass die Finanzmärkte instabil sind, wenn sie auch nicht voraussagen konnten, in welchem Jahr die Krise kommen wird. Aber diese Warner sind Keynesianer, und von denen gibt es in Deutschland nicht mehr sehr viele.

Woran liegt das?

Die Besetzung von Lehrstühlen erfolgt nach Kriterien, die durch die herrschende Wissenschaft definiert werden. Keynesianer sind da eher Außenseiter. Hinzu kommen Fehlanreize von jenen Einrichtungen, die Forschungsmittel vergeben, z. B. von der DFG.

Können Sie ein Beispiel geben?

Zusammen mit anderen bekannten Ökonomen hatte ich Anfang der 90er Jahre bei der DFG einen Forschungsantrag eingereicht. Darin wollten wir uns genau mit diesen Problemen, vor denen wir jetzt stehen, beschäftigen. In dem Projekt sollten Konsequenzen solcher Finanzmarktkrisen und Vermeidungsstrategien entwickelt werden. Dabei haben wir uns auf US-Ökonomen berufen, deren Ideen mittlerweile wieder gefragt sind, die damals aber als Außenseiter galten. Das Projekt wurde nicht bewilligt.

Die Gutachten kamen von Fachkollegen?

Die Mittelvergabe bei der DFG, aber auch bei der Thyssen- oder Volkswagen-Stiftung, läuft über die so genannten Peers, und die achten darauf, dass die Gelder nicht an marginalisierte keynesianisch orientierte Ökonomen gehen. Wir könnten heute schlauer sein, wenn Forschungsgelder in der Vergangenheit anders verteilt worden wären. Deshalb brauchen wir einen Elitenwechsel in der Ökonomie.

Wie soll das gehen? Sollen die alten Lehrstuhlinhaber abdanken?

Das ist nicht nötig, aber man sollte zugestehen, dass eine Krise der Wirtschaftswissenschaften vorliegt. An der Universität St. Gallen, die eher für ihre Mainstream-Positionen bekannt ist, hat man eingeräumt, dass man einiges falsch interpretiert oder zumindest die falschen Fragen gestellt hat und dass man daraus Konsequenzen ziehen möchte, sodass künftig bei der Mittelvergabe und der Besetzung von Professuren mehr Pluralität gewahrt wird. Bei Berufungen in Deutschland werden falsche Anreize gesetzt, weil nur solche Kandidaten eine Chance haben, die in einschlägigen Zeitschriften veröffentlicht haben. In den USA ist diese Pluralität größer als in Deutschland oder in Europa.

Ist die Ausblendung der Realität nicht auch eine Folge der abstrakten Modelle, mit denen Ökonomen arbeiten?

Wir sollten nicht weniger theoriegestützt arbeiten, aber die Modelle sollten näher an der Wirklichkeit liegen. Wir sollten eher eine stärkere Konkurrenz der Interpretationen zulassen.

Prominente Ökonomen arbeiten mit der Finanzwirtschaft zusammen, sitzen im Aufsichtsrat oder lassen sich Forschung finanzieren. Geht damit nicht die Unabhängigkeit verloren?

Jeder Wissenschaftler sollte sich selbstkritisch fragen, ob er dann noch in der Lage ist, unabhängig zu forschen. Grundsätzlich muss man kritisch sein gegenüber Forschungsergebnissen, die mit Drittmitteln finanziert wurden, wenn sie interessenorientiert vergeben wurden. Auch vom Journalismus muss man erwarten, dass er sich kritischer verhält und fragt, wer hinter bestimmten Forschungsergebnissen steht. Die Frage, wem etwas nutzt, muss wieder öfter gestellt werden.

Die Politik wurde von Ökonomen zu Reformen gedrängt. Sollten diese Reformen bestehen bleiben?

Zumindest sollten jene, die einseitig auf die Befreiung von Märkten gesetzt haben, kritisch überprüft werden. Das gilt für die Finanzmärkte mit der Entflechtung der Deutschland AG und für den Arbeitsmarkt. Kurz vor der Krise gab es mit dem leichten Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt eine Euphorie, die den Mythos festzusetzen suchte, dass die Deregulierung mit den Hartz-Gesetzen richtig war. Das müssen wir noch mal hinterfragen. Wir sollten den Blick auch weniger auf vermeintlich starre Strukturen richten als auf die Investitionsschwäche, die in allen westlichen Industrieländern zu beobachten ist. HARTMUT STEIGER

Ein Beitrag von:

  • Hartmut Steiger

    Redakteur VDI nachrichten. Fachthemen: Aus- und Weiterbildung, Studium, Beruf.

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