Lockeres Leistungsklima
Die Anforderungen sind vor allem an den technisch-orientierten Hochschulen hoch.
Wer ein lockeres und diszipliniertes, aufgeschlossenes und leistungsorientiertes Ambiente mag, ist an holländischen Hochschulen gut aufgehoben. Die weltoffenen Nachbarn bringen zusammen, was in Deutschland oft als Widerspruch verstanden wird. So stellen die Professoren, vor allem in naturwissenschaftlich-technischen Fächern, hohe Anforderungen an selbstdiszipliniertes Lernen, sind aber für ihre Studierenden in der Regel ständig ansprechbar, lassen sich von ihnen duzen und inspirieren. Und das schon lange, bevor sie durch Studentenorganisationen bewertet wurden.
Hollands Universitäten und „Hogescholen“ (vergleichbar Fachhochschulen) genießen traditionell einen guten Ruf. An diesem Renommee arbeiten auch die holländischen Studierenden, die viel für ihr Studium ackern und trotzdem kollegial sind, ausländischen Kommilitonen selbstverständlich über Sprachhürden helfen. Zwar verlangen die meisten Hochschulen keinen Sprachtest, doch sie erwarten, dass man Holländisch versteht und bieten entsprechende Sprachkurse an. Gleichzeitig etablieren sie zunehmend internationale Studienprogramme und -kurse in englischer Sprache.
Für ein Ingenieurstudium bietet sich neben der ehrwürdigen TU Delft und der TU Eindhoven auch die Universität Twente an. In Delft kann Luft- und Raumfahrttechnik direkt, nicht nur über Maschinenbau, studiert werden. Twente wiederum ist die einzige niederländische Campus-Uni eine junge, aktive Hochschule, die viele internationale – auch deutsche – Beziehungen pflegt und sich regelmäßig auf der Hannover Messe präsentiert (in diesem Jahr Halle 14, Stand H08/10). Attraktive Studiengänge finden technisch-mathematisch Interessierte aber auch anderswo, etwa an der Universität Maastricht mit „Knowledge Engineering“.
Vor vier Jahren führten Hollands Hochschulen Bachelor- (BA) und Master-Abschlüsse (MA) ein. Ein BA-Studium dauert drei Jahre an Universitäten, vier an Hogescholen der MA ist in ein bis zwei Jahren machbar. Faktisch sind die meisten Studiengänge auf vier Jahre angelegt, da sie 240 Leistungspunkte erfordern, jährlich aber maximal 60 Punkte. Studienbeginn ist jeweils der 1. September.
Welche Fächer unter den Numerus Clausus fallen, entscheidet das Bildungsministerium jährlich neu. Jährlich wird auch die Höhe der Studiengebühren festgelegt 2006/2007 werden für ein Studienjahr 1519 € festgelegt. EU-Angehörige, die jünger als 30 Jahre alt sind und keine Stipendien des holländischen Staats bekommen, erhalten 1000 € zurück. Die Lebenshaltungskosten sind vergleichbar den deutschen (Bedingungen des Auslands- und auch des Pendler-Bafögs beachten!).
Bewerbungen werden an die Wunsch-Hochschule gerichtet; Studienanfänger müssen sich bis jeweils 1. Dezember bei der zentralen Behörde (IB-Groep) bewerben. Da nur wenige Hochschulen – etwa Twente – über Studentenwohnheime verfügen, sollte die Zimmersuche frühzeitig beginnen. In Zentren wie Amsterdam beträgt die Miete oft deutlich über 300 € (Tipps auf Hochschul-Homepages). Die Mühe lohnt sich: Auslandserfahrung in Holland schmückt jeden Lebenslauf. rkb
Mit diesem Artikel endet die Serie „Studieren im Ausland“.
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