Keine Scheu vor schweren Lasten
VDI nachrichten, Köln, 3. 8. 07, ws – Vorbeugen ist besser als jammern. Um ihre berufliche Karriere nicht dem Zufall zu überlassen, opferten 30 junge Frauen zehn Tage ihrer Schulferien, um sich bei Ford und in der Fachhochschule Köln von den Vorzügen des Ingenieurberufs überzeugen zu lassen.
Nein, in der Montur fühle sie sich keineswegs unwohl. Und warum sollten 18-jährige Frauen bei der Arbeit nicht in Blaumann, Sicherheitsschuhen, Arbeitshandschuhen und neongelber Weste gekleidet sein? Schließlich gehöre zu einer grundsoliden Ingenieurausbildung auch die Nähe zum Objekt.
Die 18-jährige Ines Olbrisch sagt“s und wirft ihren beiden „Kolleginnen“, den Gymnasiastinnen Robynne Feix (18) und Sandra Corso (17), über die Lkw-Ladung einen roten Spanngurt zu.
Ein paar wenige Handgriffe, ein kurzer, prägnanter Fachkommentar und schon ist die Ladung auf dem Gelände bei Ford Transport Operations in Köln den Vorschriften gemäß gesichert.
Ein Jahr noch, dann haben die drei das Abitur in der Tasche und stehen vor der existenziellen Frage: Was nun? Sollte sich kein gravierender Sinneswandel vollziehen, ist die Frage schon heute beantwortet: Wir wollen Ingenieurinnen werden!
Einen gehörigen Motivationsschub hat ihnen das zweiwöchige Projekt „Try Ing“ gegeben, das Ford gemeinsam mit der Fachhochschule Köln seit sieben Jahren anbietet, um Schülerinnen ab der elften Klasse für technische Berufe zu begeistern.
Motorgeräusche, Tankbefüllung, Geschwindigkeitsbegrenzung und eben Ladungssicherheit sind nur vier von zwölf Bereichen der Fahrzeugtechnik, von denen sich viele der 30 jungen Frauen Ende Juli anstecken ließen.
Fünf Tagen Schnupperstudium in der Fachhochschule schlossen sich weitere fünf Tage Praxis bei den Ford-Werken an. Zum Abschluss präsentierten die jungen Frauen ihre Projektarbeiten dem Ford-Management.
„Wir gehen aktiv auf die Schülerinnen zu, und das schon ab der achten Klasse“, sagt Werner Scheffler, bei dem Automobilhersteller zuständiger Leiter Dienstleistungen in der Berufsausbildung. „Das Problem ist, dass die angeschriebenen Schulen sich zwar immer zahlreicher zurückmelden, meist aber ganze Klassen zu uns schicken. Dabei wollen wir doch die Mädchen gezielt erreichen.“
Sollten sich die Abiturientinnen tatsächlich für ein Ingenieurstudium entscheiden, lässt Ford sie nicht allein. Scheffler: „Ford-Mentoren begleiten die Studentinnen und helfen ihnen bei Karrierefragen wie: Habe ich mehr Sympathie für die Entwicklung oder für die Fertigung?“ Während der Semesterferien kann das Erlernte im praktischen Einsatz bei Ford umgesetzt werden.
Es ist die Nähe zur Praxis, die Sandra Corso am Ingenieurstudium reizt. „Deshalb ist dieses Projekt eine ideale Möglichkeit, Kontakte zu Ford zu knüpfen. Die bieten schließlich gemeinsam mit der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg duale Studiengänge an.“
Längst nicht jeder Schüler ist so weitsichtig wie Sandra, Ines und Robynne. „Viele meiner Mitschüler sagen sich: Ich unterbreche doch meine Ferien nicht durch ein solches Projekt. Das bringt doch nichts“, sagt Ines Olbrisch, die ihre Fachrichtung mit Maschinenbau, Schwerpunkt Fahrzeugtechnik, schon festgelegt hat. „Bevor ich den Führerschein hatte, habe ich mich gar nicht für Technik interessiert. Erst mit meinem Motorrad kamen Fragen auf: Was steckt da eigentlich drin? Wie funktioniert das?“
Robynne Feix fand auf anderen Wegen Zugang zur Technik. „Auf einem Berufsinformationstag haben Juristen, Bankkaufleute, Ingenieure und andere Experten aus ihrem Berufsleben erzählt. Die Schilderungen des Ingenieurs haben mir am besten gefallen. Das hat meine Entscheidung wesentlich beeinflusst.“ W. SCHMITZ
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