Harvard-Vermögen wächst auf 36,9 Mrd. $
VDI nachrichten, New York, 26. 9. 08, mav – In dem am 30. Juni abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/08 konnte Harvard sein Stiftungsvermögen um 8,6 % auf 36,9 Mrd. $ steigern. Immer mehr Politiker kritisieren den zunehmenden Reichtum der Edel-Unis, doch in der Finanzwelt gelten deren Vermögensverwalter als Superstars.
Wir sind stolz auf unseren eigenen Weg des Money-Managements, der auch in diesem besonders schweren Jahr zum Erfolg geführt hat“, sagt Jane Mendillo, die zwar erst am 1. Juli die Leitung der Vermögensverwaltung bei Harvard übernommen hat, doch bereits 15 Jahre in diesem Team gearbeitet hat.
Damit spricht sie das Plus von 8,9 % an, das das Harvard-Vermögen per 30. Juni 2008 auf stolze 36,9 Mrd. $ anwachsen ließ, wogegen es laut Wilshire Trust über alle Unis hinweg ein trauriges Minus von 4,4 % gab. Der S&P-Index hatte in diesem Zeitraum sogar ein Minus von 15 % zu verzeichnen.
Harvard managt sein Vermögen zu 30 % intern und nur den Rest extern. „Damit können wir schneller reagieren, beispielsweise haben wir sofort Kreditausfall-Swaps gekauft, als sich die Hypothekenkrise abzeichnete“, erläutert Mendillo ihre Anlage-Strategie.
Der Erfolg gibt ihr Recht. So ist das Harvard-Vermögen in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um 14 % pro Jahr angestiegen. Der Durchschnitt aller Unis brachte es laut dem Verband der US-Unis und Colleges Nacubo nur auf 8,6 %.
Auch die zweitreichste US-Uni, Yale, konnte im vergangenen Geschäftsjahr ein deutliches Plus verzeichnen. Das war zwar mit 4,5 % nur halb so groß wie das vom Erzrivalen Harvard. Doch es reichte, um das Vermögen auf 23,5 Mrd. $ anwachsen zu lassen.
Gemäß dem Nacubo-Jahresbericht haben die Hochschulen im Geschäftsjahr 06/07 einen Überschuss von über 71 Mrd. $ eingefahren, was das Gesamtvermögen um 20,9 % auf 411,2 Mrd. $ anwachsen ließ. Diese Werte beziehen sich jedoch auf alle Arten von Stiftungs-Fonds und auf alle Einnahmequellen – also auch auf direkte Spenden. Doch der Jahresbericht des Verbandes bestätigt, dass „der weitaus größte Teil des Vermögenszuwachses aus Kapitalerträgen stammt“.
Normalerweise geben die Universitäten jährlich 4,5 % ihres Vermögens wieder aus nur der darüber hinaus gehende Gewinn wird reinvestiert. Wobei die Ausgaben nicht nur die Universität betreffen. Vielmehr werden sie auch zur Unterstützung der Gemeinde, von öffentlicher Schulen oder anderen Sozialeinrichtungen verwendet.
Trotzdem führt das zunehmende Vermögen der Universitäten schon seit Jahren zu einer immer lauter werdenden Kritik der Politiker. Diese meinen, dass die Universitäten dieses immense Vermögen nicht benötigen, und dass es der Motivation für eine gute Ausbildung zuwider läuft. „Viele Universitäten sollten den Regeln einer Vermögensverwaltung unterworfen werden, da sie den Lehrauftrag nur noch als Nebenjob betreiben“, schimpft Senator Charles Grassley, der auch Mitglied im Finanzausschuss ist.
Jobsuche für Ingenieure
Doch in der Finanzwelt gelten die Fondsmanager der Universitäten als Superstars, und ihre Methoden werden bis ins Detail analysiert. Dabei ist vieles davon weitgehend bekannt, denn die meisten Universitäten managen ihre Fonds nach dem Multi Asset Ansatz gemäß den Erkenntnissen der modernen Portfoliotheorie, die vom Nobelpreisträger Harry M. Markowitz entwickelt wurde.
Zwar hat die Theorie inzwischen auch viel Kritik erhalten, Markowitz selbst bestätigte schon bei der 2003-Baisse, dass die Methode der „Zufälligen Neuausrichtung“ nach Richard Michaud in einer Rezessionsphase bessere Ergebnisse liefert, doch die fundamentalen Strukturen der Markowitz-Methode ziehen sich wie ein Roter Faden durch das Portfoliomanagement der US-Unis, insbesondere bei Harvard, Yale und Stanford.
Inzwischen haben auch verschiedene private Fonds die auf Markowitz basierenden Methoden übernommen. Hierzu gehört beispielsweise der HV Fonds Global Endowment Portfolio (WKN A0M 7RV). Auch die Londoner Vermögensverwaltung Frontier Capital Management behauptet, dass sie sich bei der Diversifikation ihrer drei Fonds nach dem Vorgehen von Harvard und Yale richtet. HARALD WEISS