Angst vor der Ungewissheit
Der Bildungsgipfel hatte sich noch nicht an einem Tisch versammelt, da war der Eklat schon da. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sah sich dem Vorwurf der Opposition gegenüber, sie habe vor dem Gipfel eine von ihrem Ministerium in Auftrag gegebene Studie zurückgehalten.
Die „unflexible“ Studienstruktur und die geringe Zeit zum Broterwerb steigerten die Angst, so Dohmen, sich zu verschulden. Und die Frage, ob die Eltern finanziell einspringen sollen oder ob man sich verschulden soll, werde häufig mit „weder noch“ beantwortet.
Mehr berufsbegleitende Angebote würden die Angst nehmen, die Karriere nach einer Lehre oder beim Übergang vom Bachelor auf den Master aufs Spiel zu setzen, ist Dohmen überzeugt.
„Vieles weist darauf hin, dass die duale akademische Bildung, etwa an Berufsakademien, den Zugang zum Beruf am besten ermöglicht.“ Eine DIHK-Studie verdeutliche, dass Uni-Absolventen häufiger als BA- und FH-Abgänger Probezeiten nicht überlebten, weil sie die Arbeitswelt nicht kennen.
„Neben der Diskussion über die Karrierechancen des Bachelor verunsichert auch die starke Kapazitätsbeschränkung an den Hochschulen für den Master.“ Die Kernfrage für Studierwillige laute: „Werde ich zu den auserwählten Masterstudenten, die sich bei erfolgreichem Abschluss keine Sorgen um einen lukrativen Arbeitsplatz machen müssten, gehören oder nicht?“
Dass die Zahl der Ingenieurstudenten zum Wintersemester 2007/08 um 9 % gegenüber dem Vorjahr angestiegen ist, müsse nicht bedeuten, dass entsprechend viele junge Menschen aus bildungsfernen Schichten für den Anstieg verantwortlich sind, betont der Berliner Bildungsökonom. Überdies blieben die Steigerungsraten deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Möglicher Gewinner der Gebührendebatte könnte Ostdeutschland sein. Eine aktuelle Studie des Centrums für Hochschulentwicklung dokumentiert, dass im Süden, aber auch im Osten der Republik mehr Studienanfänger ein Ingenieurstudium beginnen als im Westen. Ein Grund für die gestiegene Attraktivität ist für Dohmen, dass die Studienberechtigten in den Neuen Ländern stärker auf finanzielle Aspekte reagierten und die dortige Gebührenfreiheit diese Wünsche bediente.
Für Hubert Mücke, Geschäftsführer des Hochschullehrerbundes, Berufsverband der FH-Professoren, kann das derzeitige Stipendiensystem nur wenige junge Menschen aus bildungsfernen Schichten für ein Studium begeistern. „Zum einen ist es immer noch zu stark an Schulnoten gebunden, zum anderen schafft die KfW kein Vertrauen, wenn sie die Zinsen für Studienkredite anhebt. Einen maximal möglichen Zinssatz von 9,2 % nominal kann man wohl kaum als attraktiv oder beruhigend bezeichnen.“ W. SCHMITZ
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