An der TU Dresden lüften Schüler die Geheimnisse der Informatik
Begeisterung für Technik muss bereits in der Schule geweckt werden, wenn sich ein junger Mensch später für ein Ingenieurstudium entscheiden soll. So wie im Dresdner Schülerrechenzentrum (SRZ), das in Zusammenarbeit mit Unternehmen praxisnahe Informatik-kenntnisse vermittelt
Benedikt Müller kann im Gegensatz zum oft kopflastigen Unterricht in der Schule das Erlernte am Dresdner Schülerrechenzentrum (SRZ), einer Einrichtung der TU Dresden, gleich anwenden. Mit dem Programmieren hält er sich auch den gelegentlich in der Routine erstarrten drögen Schulalltag auf Distanz. „Für mich reicht das völlig aus, wenigstens hier so richtig Spaß zu haben“, betont der Gymnasialschüler der achten Klasse.
Das pädagogische Konzept der Betreuer baut nicht auf dem Zufallsprinzip auf, ob der Funke möglicherweise überspringt. Alle Schüler müssen im Laufe eines Schuljahres ein Projekt abwickeln. „Im Rahmen dieser Arbeit werden die Schüler angeregt, im Team zu arbeiten, ihre Produkte zu präsentieren und planmäßig an größere Aufgaben heranzugehen“, erläutert die verantwortliche Lehrerin Steffi Heinicke.
Die regelmäßige Teilnahme an Wettbewerben sieht die Pädagogin dabei als zusätzlichen Anreiz für die Schüler, um sich ständig mit anderen Jugendlichen messen zu können. „Das regelmäßig positive Echo bei Ausstellungen und Vorträgen ist ein wichtiger Indikator für die Schülerarbeit“, so Steffi Heinicke weiter. Zweifellos profitiert auch die Wirtschaft von derartigen Initiativen.
So ging der von Unternehmen gesponserte Software-Saxony-Sonderpreis für die beste Schülerarbeit des Jahres an die Dresdner. „In einer Befragung unter ehemaligen Schülern wurde deutlich, dass viele die Arbeit als Ausgangspunkt für die Realisierung ihres Berufswunsches benutzen und dann später Informatik studieren“, betont die verantwortliche Pädagogin.
Die Bilanz kann sich also sehen lassen. Heute sind einige ehemalige Schüler erfolgreich in verschiedenen Unternehmen der IT–Branche tätig. Somit wird das Fundament für einen positiven Verlauf der beruflichen Karriere frühzeitig gesetzt. „Durch die Verbindungen zwischen unserem Zentrum und der Wirtschaft können Schüler ihre Zeugnisse bei uns erfolgreich in ihre Bewerbungsunterlagen einbringen.“
Auch überregional können sich die erzielten Resultate durchaus sehen lassen. Beim Sächsischen Informatikwettbewerb oder beim Bundeswettbewerb Informatik waren Schüler vom SRZ vorne mit dabei.
Für die Schüler sei es wichtig, den Wert der eigenen Arbeit einschätzen zu können. „Die Teilnehmer erkennen, dass auch externe Gremien die Arbeit schätzen“, bilanziert Steffi Heinicke. Eine Nuss allerdings haben auch die Dresdner noch nicht geknackt. Bislang sind von 104 Schülern nur sieben weibliche Teilnehmer.
Mit der Waffengleichheit zwischen den Geschlechtern dauert es also noch etwas. Und gerade deshalb moniert auch die Wissenschaft den akuten Handlungsbedarf. In der Forschungsarbeit „Technische Bildung für alle – Ein vernachlässigtes Schlüsselelement der Innovationspolitik“ beklagen die Autoren die viel zu spät eingeleiteten Maßnahmen. Denn diese richten sich eben meist erst an höhere Jahrgänge in den Gymnasien kurz vor dem Abitur.
Das sei eindeutig zu spät, weil sich die Interessenschwerpunkte der Schüler und Schülerinnen bereits viel früher – z. B. durch Erfahrungen aus der Kindergartenzeit – herausgebildet und gefestigt hätten. Groß diskutiert werden muss dieses Problem am Dresdner SRZ aber kaum. Denn das beste Erfolgsrezept bestehe darin, erst gar keine Barriere zwischen Schülern und Unternehmen entstehen zu lassen.
Das bestätigt zumindest Andreas Rau von der zwölften Klasse. Er hat sich bereits zum angehenden Computerprofi gemausert und erteilt routiniert Auskunft. „Der Informatikunterricht in der Schule hat mich oft unterfordert, da die behandelten Themen lediglich die Grundkenntnisse der IT vermitteln.“
Das hat sich erst geändert, seitdem Andreas vor drei Jahren ans SRZ kam. Dort hat er sich nach und nach tiefer gehende Kenntnisse über Programmierung, Rechnerarchitektur, Logik und andere Themengebiete der Informatik angeeignet. „Dabei arbeiten wir oft im Team, zurzeit lösen wir beispielsweise in kleinen Gruppen die Aufgaben des Bundeswettbewerbs Informatik.“
Die beste Theorie ist also gerade in der technisch orientierten Bildungspolitik diejenige, die auch in der Praxis funktioniert. „Auf jeden Fall haben wir zusammen viel Spaß“, bringt Andreas das Stimmungsbarometer auf den Punkt.
Dies gelte sowohl bei der Arbeit als auch außerhalb des Unterrichts. „Das Zentrum ist für mich nicht nur eine gute Möglichkeit zur Vorbereitung auf das Studium, sondern auch ein Angebot, für das ich gerne viel Freizeit investiere“, fasst der Gymnasiast aus der zwölften Klasse zusammen.
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