„Patentingenieure“ fördern Innovationen im Mittelstand
VDI nachrichten, Düsseldorf, 21.5.04 -Laut Studie des Bundesbildungsministeriums fehlt vielen Mittelständlern ein Experte, der Erfindungen erkennt, schützt und vermarktet. Abhilfe schaffen soll der Kurs „Gewerblicher Rechtsschutz“ an der FernUni Hagen. Fragen an den Lehrbeauftragten Patentanwalt Prof. Helge B. Cohausz.
VDI nachrichten: Warum ist der neue Studienkurs nötig?
Cohausz: Rund 30 % bis 50 % aller schutzfähigen Innovationen in Deutschland werden nicht durch Maßnahmen des gewerblichen Rechtsschutzes gesichert. Wettbewerber im Ausland greifen viele Ideen dankend auf. Unserer Wirtschaft gehen dadurch jährlich Milliardenbeträge verloren. Besser ausgebildete Ingenieure könnten dieses Problem lösen. Aber noch schließen die meisten ihr Studium ab, ohne Vorlesungen zum Gewerblichen Rechtsschutz gehört zu haben. Erst während ihrer Tätigkeit erfahren sie, wie wichtig Kenntnisse hierüber sind. Dann ist es aber zu spät. Auf Hilfe spezialisierter Patentabteilungen können sie nur in Konzernen bauen. In kleineren Betrieben sind sie auf sich allein gestellt. Aus dieser Lage befreit unser berufsbegleitendes Studium.
VDI nachrichten: Was genau lernen die Kurs-Absolventen?
Cohausz: Sie werden darauf vorbereitet, eine Mittlerrolle zwischen der Geschäftsführung, kreativen Kollegen und Patentanwälten zu übernehmen. Sie prüfen neue Entwicklungen auf technische Durchführbarkeit, wirtschaftliche Verwertbarkeit, Schutzfähigkeit und ob sie in das Firmenportfolio passen. Dazu beobachten sie die Konkurrenz und nutzen Patent- und Markendatenbanken. Je nach Ergebnis ihrer Recherchen kümmern sie sich um Geheimhaltung, Entwicklung, Anmeldung und Vermarktung der Innovation.
VDI nachrichten: Wie lange dauert der Kurs, wie ist er aufgebaut?
Cohausz: Das zweisemestrige Studium setzt sich aus insgesamt 14 Einheiten zusammen. Behandelt werden beispielsweise Themen wie Arbeitnehmererfindungen, Kartellrecht, formal- und materiellrechtliche Bestimmungen zu Patenten und Gebrauchsmustern, Markenschutz und der Aufbau einer Industriepatentabteilung. Der Stoff wird dabei sehr praxisnah vermittelt. Wir setzen auf Praxisbeispiele, Schaubilder und Videosequenzen. Prof. Horst Wupper, der die technische Umsetzung des Lehrmaterials verantwortet, hat verwandte Themen miteinander verlinkt und Hilfstexte integriert. Jede Kurseinheit enthält Elemente zur Selbstkontrolle, am Ende steht jeweils ein Multiple-Choice-Quiz. Inhalte werden dadurch intensiver vermittelt als in Präsenzvorlesungen. Die Einführungslektion ist als Demoversion kostenlos im Internet verfügbar: www.et-online.fernuni-hagen.de/lehre/k20048 („Kursmaterial“).
VDI nachrichten: Was kostet das Gesamtmaterial?
Cohausz: Dank der Unterstützung durch das Bundesbildungsministerium schlägt ein Semester mit 33 € beim Studenten zu Buche. Zusätzliche Software muss nicht erworben werden.
VDI nachrichten: Wer gehört zur Zielgruppe des Angebots?
Cohausz: Nicht nur Ingenieure. Auch Kaufleute und Naturwissenschaftler können ihr Wissen aufbessern. Ein abgeschlossenes Studium ist nicht nötig. Quereinsteiger werden zu „Patentreferenten“ ausgebildet. Die Einschreibefrist endet am 15. Juli. Die benötigten Formulare sind im Studentensekretariat – auch online – erhältlich. S. ASCHE
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