IG Metall will Altersteilzeit bei VW fortschreiben
Die IG Metall sagt nicht, um wie viel Prozent die Entgelte bei VW steigen sollen, sie fordert aber einen Abschluss auf dem Niveau der Metall- und Elektroindustrie 2008. Das hat die Gewerkschaft vergangene Woche beschlossen. Verhandlungsführer Hartmut Meine hält diese Forderung auch in der Wirtschaftskrise für angemessen, da VW gut positioniert sei.VDI nachrichten, Düsseldorf, 3. 7. 09, has
Meine: Es wird den VW-Arbeitern nicht zu vermitteln sein, dass sie weniger bekommen als die Beschäftigten der VW-Tochter Audi, die unter den Flächentarif fallen und die 4,2 % mehr bekommen haben, dazu noch die Einmalzahlungen. Wie Laufzeit und Verteilung der Tariferhöhung bei VW ausgestaltet werden, muss in den Verhandlungen geklärt werden.
Passt Ihre Forderung in die stärkste Wirtschaftskrise seit den 30er-Jahren?
Der VW-Konzern steht mitten in dieser Krise außerordentlich gut da. Vor allem die Marke VW ist im Vergleich zu den anderen Herstellern in einer absolut guten Situation. Das Unternehmen fährt eine clevere Modellpolitik und die Umweltprämie wirkt. Daher ist diese Forderung für die sechs westdeutschen Werke mehr als berechtigt.
Müssen Sie nicht damit rechnen, dass die Tarif-Forderung von der Krise überholt wird, wie die für die Metallindustrie im vergangenen Jahr?
Wir haben keine maßlose Forderung gestellt. Das zweite Halbjahr wird gut anlaufen und auch 2010 wird nicht schlecht werden. Es ist eine für VW maßgeschneiderte Forderung, die für das Unternehmen gut zu verkraften ist.
Wie sehen die Perspektiven für VW aus?
Für dieses Jahr sind sie hervorragend. Im zweiten Halbjahr rechnen wir damit, dass der Auftragsboom auch dank der Umweltprämie anhalten wird. Für 2010 erwarten wir auf den westeuropäischen Märkten eine Stabilisierung, weil auch andere Länder mit einer Umweltprämie nachziehen.
Von dieser Prämie profitieren doch kleinere Autos, also der Polo.
Diese Prämie wirkt nicht nur beim Polo, sondern gerade beim neuen Golf, aber auch bis hin zum Passat.
Gibt es Kurzarbeit bei VW?
Nur in einem sehr geringem Umfang im Werk Hannover. Volkswagen Nutzfahrzeuge hat aber bereits angekündigt, dass nach der Sommerpause wieder voll gearbeitet wird. In den anderen Werken gibt es keine Kurzarbeit, und das ist auch der große Unterschied zu den anderen deutschen Automobilherstellern.
Wie sind die Werke ausgelastet?
Die Auftragslage ist gut. Die tarifliche wöchentliche Arbeitszeit beträgt derzeit rund 33 Stunden und liegt damit am oberen Ende des Arbeitszeitkorridors, der sich in einer Spannbreite von 25 bis 33 Stunden bewegt. In einzelnen Werken werden Zeitkonten aufgebaut. Im Werk Wolfsburg wird auch in der Urlaubszeit durchgearbeitet, mehrere Tausend studentische Kräfte sind dafür befristet angeheuert worden.
In der letzten Tarifrunde 2006 wurde eine Gewinnbeteiligung vereinbart. Wie hoch ist die aktuell?
Laut Tarifvertrag bekommen die Beschäftigten 10 % des operativen Ergebnisses der Marke VW als Gewinnbeteiligung. Insgesamt wurden für 2008 an jeden Vollzeitbeschäftigten bei VW 4100 € ausgeschüttet.
Sie wollen, dass die Altersteilzeit fortgesetzt wird für die Jahrgänge 1954 und jünger. Die Kosten dafür sind aber schwer kalkulierbar.
Durch die Streichung der staatlichen Zuschüsse ist Altersteilzeit teurer geworden. Bei VW ist die materielle Ausstattung der Altersteilzeit im Tarifvertrag geregelt, über die Zahl der Altersteilzeitler wird jährlich zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung verhandelt. Wir gehen aber davon aus, dass auch VW ein Interesse daran hat, die Altersteilzeit weiterzuführen.
Warum soll VW Interesse an Altersteilzeit haben, wenn die so teuer ist?
Weil Volkswagen ein ausgeglichenes Altersspektrum in der Belegschaft haben will. Volkswagen, auch das ist eine Besonderheit des Tarifvertrages, garantiert, dass jedes Jahr 1250 Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden und 100 % der Ausgebildeten übernommen werden, davon 85 % durch Volkswagen und 15 % durch die Volkswagen-Töchter. Die Verbindung von Ausbildungsplätzen und Altersteilzeit macht deutlich, wie sinnvoll es ist, den früheren Ausstieg aus dem Erwerbsleben beizubehalten. Wir wollen eine Beschäftigungsbrücke Alt für Jung. H. STEIGER
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