Sich vor Vertragsabschluss genau informieren
Nicht immer legen Unternehmen vor Vertragsabschluss die Karten offen auf den Tisch. Entwickelt ein Personalentscheider große Sympathien für einen Kandidaten, möchte er ihn am liebsten sofort „einfangen“. Leicht werden Karriere- und Gehaltshorizonte aufgezeigt, die dem Kandidaten den Mund wässrig machen und zum Zubeißen veranlassen. Zappelt der Fisch im Netz und unterschreibt den Arbeitsvertrag, sieht die Realität mitunter ganz anders aus.

Am besten alle offenen Fragen vor Vertragsabschluss klären.
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Insbesondere Kandidaten, die aus freien Stücken den Arbeitgeber wechseln, um sich zu verbessern, bezahlen einen hohen Preis, gerät die neue Position zur Achterbahnfahrt mit unvorhersehbarem Ausgang. Sicherlich muss man schon vor Vertragsabschluss ein gewisses Vertrauen zum neuen Arbeitgeber haben, um sich auf einen Jobwechsel einzulassen – und kein Jobwechsel ist ohne Risiko. Dennoch sollte man sich gegenüber den Einstellern nicht zu unkritisch zeigen. Wer auf Zwischentöne im Vorstellungsgespräch achtet, kann späterer beruflicher Unzufriedenheit zumindest vorbeugen. Sehr genaues Hinterfragen ist bei Karriereverspechen angesagt.
Hellhörig sollte man werden bei Sätzen wie: „Machen Sie sich keine Sorgen. Fangen Sie erst einmal an und Sie werden dann schon sehen.“ Oder „Wenn Sie erst einmal bei uns angefangen haben, unterhalten wir uns nach Vertragsabschluss über die konkreten Details.“ Aussagen in diese Richtung werfen viele Fragen auf, die in weiteren Gesprächen mit dem potenziellen Arbeitgeber geklärt werden müssen. „Sie werden schon sehen …“ ist keine Aussage, auf die man sich verlassen kann. Ganz konkret ist zu klären, wie das Einarbeitungsprogramm aussehen soll, welche Stationen zu durchlaufen sind, welche Meilensteine es zu erreichen gilt usw.
Vorsicht bei unklaren Aussagen vor Vertragsabschluss
Unklare Aussagen vor Vertragsabschluss lassen erahnen, dass es möglicherweise keine Einarbeitungsprogramme gibt. Gedanken will man sich erst machen, wenn der Bewerber bereits seinen Job angetreten hat. Das sollte guten Kandidaten nicht reichen! „Wir machen Sie zum technischen Vorstand. Vorher arbeiten Sie allerdings erst als Leiter der Konstruktion.“ Oder „Bei Bewährung sind die nächsten Karriereschritte kein Problem“.
Hier werden Karriereschritte versprochen, die an Vorbedingungen geknüpft sind. Diese werden undifferenziert formuliert, aber nicht konkretisiert. Damit halten sich Entscheidungsträger die Hintertür offen. So kann es passieren, dass nach einigen Monaten bestimmte Leistungsmerkmale nicht optimal bewertet werden und die versprochene Position außer Reichweite gerät. Deshalb sollte der Bewerber vor Vertragsabschluss auf klaren Zielvereinbarungen bestehen. Was ist ganz genau zu erreichen? Wie sehen konkret Bedenken aus und wie kann ich sie aus dem Weg räumen?
Vor Vertragsabschluss alle offenen Fragen klären
Häufig gibt es vor Vertragsabschluss auch folgende Äußerungen:„Der Vorgänger ist über das Projekt informiert und wird Sie angemessen einarbeiten“. „Die Beförderung nach der Probezeit ist eine sichere Sache. Wir haben das schon im Management besprochen.“ „Die Mannschaft in der Konstruktion ist völlig problemlos zu führen.“ „Die Ablösung des Logistikleiters kann schwierig werden. Wir werden uns aber schon mit ihm einigen.“ Hier werden klare Aussagen getroffen, die für den Bewerber vor Vertragsunterscheidung nachprüfbar sind. So kann er ein weiteres Gespräch mit dem Management anregen, den Wunsch äußern, die zukünftige Mannschaft kennen lernen zu können oder mit dem einen oder anderen Kollegen im Vorfeld Gespräche führen zu wollen.
Fazit: Personalentscheider möchten gute Bewerber überzeugen, deshalb kann es sein, dass sie manchmal über das Ziel hinaus schießen. Vorstellungsgespräche sollten daher genau reflektiert werden. Gibt es Klärungsbedarf, sollte nicht davor zurückgeschreckt werden, vor Vertragsabschluss auf weiteren Gesprächen zu bestehen und das eine oder andere Versprechen schriftlich festzuhalten. Auch das ist noch keine Garantie für einen erfolgreichen Stellenwechsel, dennoch kann das Risiko besser abgeschätzt werden. Die meisten Personalverantwortlichen halten das, was sie versprochen haben. Dennoch sieht der Bewerber den Entscheidern in den Interviews nur vor den Kopf.
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