Karriere: Wenn es für Ingenieure nicht aufwärts geht
Im Berufsleben geht es nicht nur im Vorwärtsgang weiter. Das müssen zurzeit auch erfolgsverwöhnte Ingenieure erkennen. Viele von ihnen stehen erstmalig vor einem Punkt, an dem es mit der Karriere nicht weitergeht.

Karriere: Abwarten ist nicht immer gut.
Foto: panthermedia.net/szefei
Das geringste Übel für die Karriere liegt vor, wenn für den Ingenieur eine interne Beförderung ausbleibt oder die Gehaltserhöhung geringer als geplant ausfällt. Anders sieht es bei Ingenieuren aus, deren Arbeitsplatz akut gefährdet ist und denen ein interner Stellenwechsel oder gar ein Arbeitgeberwechsel nahegelegt wird. Aber es kann durchaus Sinn machen, berufliches „Parken“, Umwege und Rückschritte in Kauf zu nehmen, wenn der Karrieremotor stottert. Das berufliche Parken lohnt sich, wenn der Handlungszwang, das Unternehmen zu verlassen, schwach ist.
Die Karriere geht zwar beim Arbeitgeber nicht richtig weiter, aber so what? Bei hervorragender Konjunktur würde man den Arbeitsmarkt auf berufliche Alternativen abklopfen. Heutzutage ist ein Stellenwechsel auch für den Ingenieur mit einem hohem Risiko verbunden. Die Gefahr vom Regen in die Traufe zu kommen ist groß. Berufliche Verschnaufpausen können durchaus einiges bringen. In erster Linie sollten sie dazu dienen, Kräfte zu sammeln, durch fachliche und persönliche Weiterbildung an den eigenen Stärken und Schwächen zu arbeiten und sich somit bestens für den nächsten Karriereschritt zu rüsten.
Für die Karriere auch einen Schritt zurück machen
Zieht die Konjunktur an, kann man sich in bester Verfassung dem Arbeitsmarkt präsentieren und den entscheidenden Schritt nach vorne tun. Mit Umwegen und Rückschritten ist es schon schwieriger. Rückschritte in der Karriere sind wesentlich schmerzlicher, da sie für den Ingenieur klare Einbußen an Gehalt, beruflicher Verantwortung und Bedeutung bringen. Freiwillig wird sie kaum jemand gehen wollen.
So steht ein junger Ingenieur vor der Frage, ob er ein Angebot eines konkurrierenden Unternehmens annehmen sollte, obwohl der Wechsel nicht für die Karriere förderlich ist. Er ist weder mit einem Gehaltsanstieg noch mit einem Aufstieg verbunden. Er weiß zudem, dass sich sein aktueller Arbeitgeber in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindet. Wie es dort weitergeht, ist ihm daher unklar. Da der Mitbewerber zudem „um die Ecke“ wohnt, kämen keine großen weiteren Veränderungen hinzu. Aber ohne Gehaltsverbesserung wechseln?
Abwarten ist der Karriere nicht förderlich
Den Ingenieur zwingt hier (noch) niemand zu einer beruflichen Veränderung seiner Karriere. Er muss entscheiden, wie sicher er sich beim augenblicklichen Arbeitgeber fühlt, ob er möglicherweise aus einer Krisensituation im Unternehmen profitieren oder tatsächlich bessere, externe Berufsalternativen aus dem Zylinder zaubern kann. Ein Abwarten hilft allerdings nicht mehr, wenn der Ingenieur mit seiner Entlassung rechnen muss. Hier geht es dann darum, der drohenden Arbeitslosigkeit zu entrinnen, auch um den Preis eines Rückschrittes.
Vor einer noch schwierigeren Entscheidungssituation in seiner Karriere steht ein älterer Ingenieur, der seit 12 Monaten arbeitslos ist. Es wird ihm ein befristetes Arbeitsverhältnis über zwei Jahre angeboten, wobei das Monatsgehalt rund 40% unter dem Verdienst seines letzten Beschäftigungsverhältnisses liegt. Empörung kommt bei ihm auf. Mit etwas Abstand und genauerer Überlegung akzeptiert er die Offerte. Es scheint ihm doch erfolgsversprechender, sich aus einem laufenden Beschäftigungsverhältnis um bessere Alternativen zu bewerben, als aus der drohenden Arbeitslosigkeit.
Für die Karriere Umwege in Kauf nehmen
Auch freiwillige berufliche Umwege können für die Karriere sinnvoll sein. Da gibt es den ehrgeizigen Ingenieur, der die Produktion in einem neuen Unternehmen der pharmazeutischen Industrie aufgebaut hat. Im Zuge des weiteren Wachstums wurde ihm ein erfahrener Produktionsmann vor die Nase gesetzt. Er hat jetzt die Chance, in einem Unternehmen ähnlicher Größenordnung die Stelle des Produktionsplaners zu besetzen und bei Bewährung die Produktionsleitung zu übernehmen. Das würde zwar vorerst keine Gehaltsverbesserung bringen und mit einem regionalen Wechsel verbunden sein. Dennoch entscheidet sich der Ingenieur auf Grund der Karriereperspektive für den Wechsel.
Fazit: Im Verlauf einer Karriere können Umwege und Rückschritte Sinn machen, um ein angestrebtes Karriereziel zu erreichen. In der heutigen Zeit müssen sie teilweise gezwungenermaßen akzeptiert werden, um das aktuelle Berufsniveau zu sichern oder sich für den Arbeitsmarkt attraktiv zu halten. Letzteres gilt insbesondere für Arbeitslose. Sie sollten starke Kompromissbereitschaft zeigen. Der Blick auf das, was in der letzten Position verdient wurde, bringt nichts. Zudem muss man sich darüber klar sein, dass ein Comeback aus der Langzeitarbeitslosigkeit in eine hoch dotierte Fach- und Führungsposition so gut wie unmöglich ist.
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