Vom „einheimischen“ Kulturkreis geprägt zu sein, hilft beim Aufstieg

Ich höre oft von deutschen Leistungsträgern aller möglichen Fachrichtungen, die auf Dauer ins Ausland gegangen sind, dass sie sich dort z. T. sehr schwer damit taten, ähnlich schnell und problemlos wie Einheimische aufzusteigen. Immer wieder berichten Deutsche, dass es beispielsweise für eine Karriere in einem großen europäischen Nachbarland fast zwingend ist, „geborener Einheimischer“ zu sein; Sprachkenntnisse allein reichten nicht aus.
Ähnliches beobachte ich bei der Analyse der Laufbahnen von ausländisch geprägten Akademikern in Deutschland. Selbst wenn ein deutsches Erst- oder Zweitstudium vorliegt und die Sprache zur beruflichen Verständigung ausreicht, gilt nach meiner Erfahrung:
Der berufliche Einstieg und die entsprechende Tätigkeit im ausführenden Bereich („Sachbearbeiter“) ist praktisch problemlos und in nahezu völliger Gleichberechtigung möglich. Der spätere Bewährungsaufstieg in die untere Führungsebene (Projekt-, Team-, Gruppenleiter) ist bereits deutlich erschwert. Ein weiterer Aufstieg in Abteilungsleiter- und höhere Positionen ist sehr viel schwerer als für Einheimische. Ich führe das absolut nicht auf etwaige pauschale Ressentiments gegen Ausländer (wobei es nicht auf die Staatsangehörigkeit ankommt), sondern auf die jeweilige Prägung durch einen anderen Kulturkreis zurück, die zu „anderen“ Verhaltensweisen und -normen führen kann, die evtl. die Akzeptanz durch das höhere Management erschweren.
Die zweite Generation hat dann weitgehend gleichberechtigte Chancen. Damit ist die erste Generation als „Türöffner“ tätig. Und: Natürlich und erfreulicherweise gibt es Ausnahmen, die durchaus hoffnungsvoll stimmen. Mit dem Ziel „Karriere in D“ aber ist Integration noch eine echte Herausforderung.
Frage-Nr.: 490
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 8
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2019-02-22
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