Ziellos
Antwort:
Bei vielen Werdegängen findet auch der brillanteste Analytiker keine Antwort auf die Frage: Was sollte dabei herauskommen, wo geht diese „Reise“ eigentlich hin? In einem wirren Durcheinander verschiedener Positionen, Tätigkeiten, Branchen und Arbeitgebertypen wird überhaupt kein „roter Faden“ mehr deutlich. Fragt man die betroffenen Verursacher beim direkten Kontakt, bestätigt sich der Verdacht: „Nein, ein Ziel hatte ich nie dabei.“
Das ist erlaubt, aber in mehrfacher Hinsicht kritisch:
1. Für anspruchsvolle Positionen werden selbstverständlich Menschen gesucht, die sich und anderen ständig Ziele setzen und diese dann konsequent verfolgen. Wer aber schon in eigener Sache ziellos operiert, wird das, so die Standardmeinung, auch beim Tun für seinen Arbeitgeber nicht besser hinbekommen.
2. Wer sich um eine bestimmte, definierte Position bewirbt, hat gute Karten, wenn der bisherige Werdegang genau auf diese Aufgabe hinzuzielen scheint. Wenn von den Studienschwerpunkten über das Thema der Diplomarbeit, Praktika, Ausrichtung der ersten und zweiten bisherigen Position alles zueinander und zur jetzt angestrebten Stelle passt, bekommt der Bewerbungsleser den allerbesten Eindruck (keine Angst, hundertprozentige Übereinstimmung wird nicht verlangt, nur die „große Linie“ sollte stimmen).
Nun gibt es Menschen, denen hilft das alles nichts, sie haben einfach – derzeit – kein Ziel. Denen ist eine der folgenden Möglichkeiten anzuraten:
a) Wenn Sie selbst nicht wissen, was Sie wollen – dann ist es ja auch ziemlich gleichgültig, in welche Richtung Sie gehen. Da Sie nicht wissen, welcher Weg „richtig“ wäre, kann auch keiner „falsch“ sein. Also suchen Sie sich ein Hilfsziel, eine irgendwie ausgewählte Richtung und Laufbahn – und verfolgen Sie zumindest die konsequent. Dann bleiben Sie auf dem Markt begehrt und kommen vorwärts. Oft, sehr oft sogar, kommt auch der „Appetit beim Essen“, aus dem Hilfs- wird ein echtes Ziel.
b) Wenn Sie schon Festlegungen getroffen hatten, also schon eine beruflich relevante Vergangenheit haben, dann konstruieren Sie aus der eine Zielsetzung, die vielleicht noch nicht Ihre ist, aber wenigstens in etwa zu Ihrem Lebenslauf passt – und dann verfolgen Sie diese Richtung. Dabei hat die jüngere Vergangenheit immer stärkeres Gewicht als die frühere.
Und noch zwei bewährte Grundsätze fallen mir ein:I. Durch zielloses Herumprobieren finden Sie Ihre passende Richtung nie. Damit hat die „Versuch und Irrtum“-Methode keine Chance.
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II. Auch die beste Zieldefinition muss in gewissen Abständen überprüft, veränderten Gegebenheiten und auch eigenen Wertvorstellungen angepasst werden. Es ist dabei empfehlenswert, das Ziel neu zu definieren, bevor man bereits unübersehbare Schritte in Richtung auf das alte im Lebenslauf festgeschrieben hat. Unternehmen gehen übrigens ähnlich vor. Nur geht es ihnen nicht um das Vermeiden von Auffälligkeiten im Lebenslauf, sondern von Fehlinvestitionen.
Kurzantwort:
Frage-Nr.: 93
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 44
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2001-02-11