Du sollst nicht in Ungnade fallen
Antwort:
Manchmal soll man ja im Schlaf eine Erleuchtung erfahren. Diese jedoch überkam mich beim Lesen eines Romans. Dort hatte sich jemand um eine anspruchsvolle Position an einer amerikanischen Hochschule beworben. Und die Sekretärin des Dekans rief den bisherigen Arbeitgeber an, um etwas von zentraler Bedeutung über den Bewerber zu erfahren. Es ging darum, „ob er dort nicht etwa in Ungnade gefallen war.“Mich überfiel die Erkenntnis: Das ist es doch – und kürzer kann man es kaum sagen. Die Führungskräfte beim neuen Unternehmen B kennen zwar die beim alten Arbeitgeber A nicht, aber wer bei A in Ungnade fiel, ist auch für B kaum noch von Interesse.Und in Ungnade fallen heißt was? „Jemandes Gunst verlieren“, sagt der Stilwörter-Duden. Also gilt: Fallen Sie nicht, verlieren Sie nicht.Wie man das mit Sicherheit vermeidet? Darüber hat jener Roman nichts gesagt. Daran müssen wir dann wohl selbst arbeiten:Das ist wiederum nicht ganz so schwer wie es scheint. Schließlich wird nicht erwartet, dass man nun unbedingt „in Gnaden“ von den Chefs aufgenommen wird – was immer das im Detail auch bedeutet. Verlangt wird hier nicht, dass man konsequent geliebt wird – nur gehasst sollte man nicht werden. Das ist ein ziemlich großer Unterschied, wie Sie zugeben werden. Irgendwo dazwischen liegt der Begriff „neutral/akzeptiert“. Das nun reicht nicht, um befördert zu werden, ist aber deutlich oberhalb von „in Ungnade“ angesiedelt.
Kurzantwort:
Frage-Nr.: 472
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 40
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2016-10-06