Die Angst vorm ersten Mal
Antwort:
Kennen Sie das Gefühl, wenn sich Ihnen plötzlich ein Gedanke offenbart, der schlagartig ein Problem lösen könnte? Wobei gerade die durchschlagenden Erkenntnisse hinterher, wenn man sie denn hat, so klar und einfach zu sein scheinen, dass man sich wundert, warum man erst jetzt darauf kam.
Sie kennen meine Grundaussage über Bewerber: Sie tun es immer wieder. Will heißen, dass wieder wechseln wird, wer schon zu oft gewechselt hat, dass schwache Zeugnisse bekommen wird, wer solche bisher bekam und dass seine neuen Chefs verärgern wird, wer dies den alten antat. Ausnahmen kommen vor, so wie es Sommer gibt in diesem Land, in denen nicht Haupturlaubsmonate verregnen. Aber wer wollte sich darauf verlassen?
Meine neueste fundamentale Erkenntnis lautet: Sie tun es immer wieder nicht! Das bezieht sich auf die im Karrierebereich eigentlich als selbstverständlich anzusehende Bereitschaft zum Umzug. Oh, es gibt einen Fortschritt, bisherige Appelle (auch von mir) haben etwas bewirkt: Sie, die Bewerber, sagen jetzt in der Bewerbungsphase, sie zögen um. „Problemlos.“ Nur tun sie es dann nicht und fordern mit eben dieser Verweigerung als Begründung ihre Unterlagen vor oder – was der Himmel verhüten möge – nach der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag zurück.
Das gilt vor allem für solche, die noch nie zuvor die Welt ihres Kirchturms verließen. Die Gefahr ist enorm: Sie werden es wieder nicht tun. Was ihr gutes Recht ist, aber der Gegenseite enorme Reibungsverluste beschert.
Wenn in der nächsten Krise Bewerber wieder reichlich vorhanden, offene Positionen jedoch knapp sein werden, könnten vorsichtige Arbeitgeber sich an diese Regel erinnern – und Kandidaten bevorzugen, die ihr erstes Mal schon hinter sich haben. Schließlich wird überall Erfahrung honoriert. Warum also nicht auch hier.
Kurzantwort:
Frage-Nr.: 43
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 38
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2000-09-22