Was soll ich studieren?
Antwort:
Nein, ich neide dem deutschen Arbeitnehmer seinen Urlaub ebenso wenig wie jedem ausländischen, der diese Zeilen vielleicht auch liest. Dazu bin ich nun doch zu vorsichtig. Mein fassungsloses Erstaunen gilt ausnahmslos jungen Menschen, die noch gar keine Arbeitnehmer sind – und das Streben nach diesem Status zwar teils engagiert betreiben, teils wirksam torpedieren:
Suche nach Berufseinsteigern technischer Disziplinen als Assistent des Vorstandsvorsitzenden einer sehr erfolgreichen mittelständischen Aktiengesellschaft. Acht Bewerber werden zum Gespräch eingeladen. Immerhin drei davon sind in einer sehr speziellen Situation: Studienabschluss etwa im März; jetzt, im Juli noch immer ohne Vertrag. Aber nun gibt es dieses erste Gespräch beim Berater. Danach folgt, so der Bewerber erfolgreich ist, das ganz entscheidende zweite Gespräch beim potenziellen künftigen Chef. Den, nebenbei gesagt, von einem Berufsanfänger, ob promoviert oder nicht, neben mehreren Hierarchieebenen auch noch ganze „Welten“ trennen, was Bedeutung, Macht – und Empfindlichkeit gegen Missachtung etc. angeht.
Also warne ich die Kandidaten vor: Hier wird schnell entschieden, mit kurzfristiger Einladung ist jetzt zu rechnen. Äh, das sei jetzt ganz schlecht, denn gerade in dem genannten Zeitraum sei man in Urlaub.
Nun, denn wartet der große Chef eben ein paar Wochen auf seinen kleinen Mitarbeiter – schließlich gibt es nur nachsichtige, tolerante, sich gern nach Anfängern richtende Unternehmensführer, soweit ich weiß.
Gefallen hat mir auch die Erklärung: Bei der ursprünglichen Planung und Urlaubsbuchung sei man von schnelleren Vertragsabschlüssen ausgegangen, dann wäre das Problem nicht entstanden. Nein, konnte ich zugeben, dieses nicht. Nur hätten sie dann vermutlich seit 1.6. oder 1.7. gearbeitet und müssten jetzt Urlaub in der Probezeit beantragen. Das schien auch niemand als Problem zu sehen. O glückliche Einfalt …
Kurzantwort:
Nein, ich neide dem deutschen Arbeitnehmer seinen Urlaub ebenso wenig wie jedem ausländischen, der diese Zeilen vielleicht auch liest. Dazu bin ich nun doch zu vorsichtig. Mein fassungsloses Erstaunen gilt ausnahmslos jungen Menschen, die noch gar keine Arbeitnehmer sind – und das Streben nach diesem Status zwar teils engagiert betreiben, teils wirksam torpedieren.
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Frage-Nr.: 348
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 40
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2009-09-03