Anspruchsvolle Elternzeitvertretung oder nicht?
Antwort:
Ihr Chef hat u. a. das Problem, dass er einen bestimmten „Markt/Kontinent mit großem Potenzial“ entwickeln, also zu Umsätzen von erheblicher Bedeutung führen soll. Nun wird die zuständige Dame schwanger. Äußerst ärgerlich, so etwas. Aber Katastrophen sind dazu da, überstanden zu werden. Einen berufserfahrenen externen Spezialisten, der für ein Jahr vertretungsweise einspringt, findet er nirgends. Also schaut er nach dem noch sehr jungen, recht unerfahrenen Stabsmann in seiner Abteilung. „Stab“ bedeutet, es ist schon wichtig, was dort gemacht wird, aber es auch kein wirklicher Beinbruch, wenn es mal eine Weile nicht gemacht wird. Der Mann ist also irgendwie entbehrlich, zumindest vorübergehend.Schön, Wunder wird er in dieser Vertretung nicht vollbringen, dafür ist er noch „zu grün“, aber mit ihm gäbe es dann wenigstens eine Anlaufstelle, man könnte ihn an Brennpunkte hinreisen lassen; der Chef müsste sich ohnehin in der Zeit selbst darum kümmern, aber der junge Stabsmann könnte ihn entlasten dabei. Glauben Sie mir: Mehr ist nicht dran.Und es gilt: Wenn der Chef eine Idee zur Lösung eines in seiner Zuständigkeit liegenden Problems hat bzw. einen konkreten Vorschlag äußert, dann empfiehlt es sich, ihm zu folgen – und ihn nicht durch eine Absage zu enttäuschen. Außer man hat extrem gute Gründe – die Sie nicht haben. Oder man sitzt extrem fest in seinem Sattel – was Sie noch nicht tun.Sie sind Ende 20, da ist man draufgängerisch, risikofreudig und fürchtet weder Tod noch Teufel. Natürlich weiß kein Mensch, wie das ausgeht, natürlich können Sie scheitern und natürlich ist mit der Frage, was anschließend aus Ihnen wird, ein Risiko verbunden. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.Zu 1 also JA!Und den Rest vergessen Sie, vor allem die Geschichte mit der Gehaltserhöhung. Erst helfen Sie dem Chef erfolgreich durch das schwierige Jahr des Ausfalls einer Mitarbeiterin. Dabei lernen Sie ungeheuer viel und können Ihre verborgenen Talente ans Licht bringen. Und was dann kommt, klären Sie gemeinsam.Wichtig ist mir noch eine Empfehlung zu Ihrer Frage 2: Fragen Sie Ihren Chef nach den Prioritäten, er legt diese fest. Packen Sie Fakten auf den Tisch („wenn das so und so ablaufen würde, hätte das diese und jene Konsequenzen“), aber äußern Sie keine Bedenken. Damit haben sich schon andere Leute in die Nesseln gesetzt. Bedenken Sie: „Nur nicht ängstlich“, sprach der Hahn zum Regenwurm – und fraß ihn.
Kurzantwort:
Service für Querleser:
Mit Ende 20 kann man deutlich mehr „wagen“ als mit Ende 40. Und wenn dann noch der Chef quasi dazu ermuntert …
Frage-Nr.: 2839
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 41
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2016-10-13