Rein in die Kartoffeln, …
Nach Studium und Promotion habe ich bei einem internationalen Großunternehmen A angefangen. Nach nur einem Jahr habe ich mich von der etwas kleineren deutschen Konkurrenz B abwerben lassen. Die interessantere Position mit mehr Verantwortung und ein sehr deutlicher Gehaltsanstieg haben mich dazu verleitet, ebenso die Tatsache, dass ich nur einen befristeten Vertrag hatte.
Nun bin ich seit knapp drei Jahren bei B tätig und nach recht schnellem internen Abteilungswechsel seit einem Jahr im Ausland (geplant sind drei Jahre). Die Arbeitsumgebung hier ist nicht einfach, aber meine Leistungen werden im Mutterunternehmen geschätzt und ich hoffe, nach Rückkehr gefördert zu werden und eine interessante Position zu bekommen.
Nun tritt A wieder an mich heran und bietet mir eine Gruppenleiterstelle an, die mich anspricht (eine Chance, die sich bei B in den nächsten zwei Jahren wohl nicht ergeben wird.)
Wie würden Sie entscheiden?
Antwort:
Sie würden bei einem erneuten Wechsel Auffälligkeiten im Lebenslauf geradezu „sammeln“:
1. Nur ein Jahr Dienstzeit beim renommierten Großunternehmen A ist kompromisslos zu kurz.
2. Knapp drei Jahre Dienstzeit bei B wären, berücksichtigt man die zu kurze Zeit bei A als Basis, ebenfalls zu kurz. Wären Sie bei A beispielsweise sieben Jahre gewesen, sähe das anders aus.
3. Ihr eines Jahr bei B im Ausland ist verdächtig kurz, zwei bis drei Jahre sind üblich. Man erkennt also berufslebenslang den vorzeitigen Abbruch der Auslandsentsendung. Von Enttäuschung geprägte Zeugnisformulierungen wären auch zu befürchten.
4. Eine Rückkehr zum früheren Arbeitgeber fiele ebenfalls sofort auf in Ihrem Werdegang. Größter Nachteil: Sie könnten dort auf Jahre hinaus nicht wieder weggehen – Sie machten sich ja lächerlich. Das unsichtbare „Schwert“ an der Seite des Angestellten, auf dessen Scheide „Kündigung“ steht, ist aber seine einzige Waffe im Existenzkampf. Ihres wäre erst einmal festgerostet.
Und dann gilt noch:
Der – künftige – Manager von Format entwickelt eigene Ideen über seine Berufslaufbahn, er plant seine Karriere selbst. Und wenn dann ein dazu passendes(!) Angebot zum richtigen Zeitpunkt(!) kommt, denkt er auch darüber nach. Aber er bleibt Herr seiner beruflichen Laufbahn und lässt sich seinen Lebenslauf nicht von zufällig hereinschneienden Angeboten gestalten. Schon gar nicht, wenn die mehr Nach- als Vorteile mit sich bringen.
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PS: Sie haben es einmal getan. Tun Sie es – ausnahmsweise – nicht „immer wieder“.
Kurzantwort:
Frage-Nr.: 2268
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 44
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2008-10-29