Wenn der Auftrag des Dienstleisters ausläuft
Ich bin seit einigen Monaten über einen Dienstleister bei einem großen Premiumautomobilhersteller im Bereich F&E tätig.
Antwort:
Antwort/1:
Ganz korrekt ist: Sie sind bei einem Arbeitnehmerüberlasser beschäftigt, der zahlt Ihr Gehalt, der kann Sie entlassen und der schreibt Ihr Zeugnis. Er hat Sie seinem Kunden für einen festgelegten Zeitraum „überlassen“ (an ihn „ausgeliehen“ oder „verliehen“, sagt man umgangssprachlich). Um Enttäuschungen vorzubeugen: Oft wird in Ihrem späteren Arbeitszeugnis der Name des Kunden Ihres Arbeitgebers, also des OEM, nicht genannt.
Frage/2:
Während ich mit dem Dienstleister einen unbefristeten Arbeitsvertrag habe, war der Einsatz bei diesem Kunden (OEM) vorerst bis zu einem Zeitpunkt etwa ein Dreivierteljahr nach meinem Dienstantritt befristet. Aufgrund der interessanten Aufgaben beim Kunden und der Aussage des Dienstleisters, dass sein Vertrag wahrscheinlich darüber hinaus verlängert werden würde, nahm ich damals das Angebot an.
Nun wurde jedoch bekannt, dass „meine“ Abteilung des OEM aufgelöst und die Mitarbeiter auf andere Einheiten verteilt werden sollen. Noch ist nicht klar, ob und wie davon auch die externen Mitarbeiter betroffen sind.
Ich habe daraufhin begonnen, Bewerbungen zu schreiben, um für den Fall, dass mein Einsatz beim OEM endet, neben eventuellen anderweitigen Einsatzangeboten des Dienstleisters möglichst andere Angebote zu haben. Welche Formulierungen empfehlen Sie für den Lebenslauf und das Anschreiben?
Antwort/2:
Die Wahrheit ist, wenn sie sich eignet, stets eine empfehlenswerte Argumentation. Und hier eignet sie sich (Gegenbeispiel: Ihr Chef entlässt Sie wegen abgrundtiefer Faulheit).
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Man soll Probleme dort lösen (bzw. eine Erklärung für erkennbare Probleme dort anbieten), wo der Leser einer Bewerbung sie erkennt. Und Ihr Bewerbungsleser stolpert im häufig zuerst gelesenen Lebenslauf über die allzu kurze Dienstzeit. Also schreiben Sie dort etwa (alle Daten fiktiv):„seit 08/2014 Max Müller & Co. KG (Arbeitnehmerüberlassung im technischen Bereich; unbefristetes Arbeitsverhältnis) eingesetzt als Entwicklungsingenieur in F&E der Borgward GmbH, Bremen Tätigkeitsschwerpunkte: – … (Für meinen Einsatz beim OEM-Kunden lag meinem Arbeitgeber zunächst ein Auftrag bis Ende des Jahres vor, man ging von einer Verlängerung aus. Nach umfassender Bereichs-Umstrukturierung beim Kunden ist mein weiterer Einsatz jedoch ungewiss)“
Im Anschreiben formulieren Sie dann entsprechend; etwaige Doppelaussagen in Anschreiben und Lebenslauf sind akzeptabel und nie ganz vermeidbar. Beispiel:„Mein Arbeitsverhältnis mit dem Arbeitnehmerüberlasser ist unbefristet und ungekündigt. Allerdings hat der Kunde, bei dem ich eingesetzt bin, den entsprechenden Bereich weitgehend neu strukturiert, die dort beschäftigten Mitarbeiter werden größtenteils auf andere Abteilungen verteilt. Ich gehe davon aus, dass die eingeplante Verlängerung unseres Auftrages fraglich und damit auch mein weiterer Einsatz völlig offen sind.“
Das deckt das Informationsbedürfnis des Bewerbungsempfängers voll ab und entlastet Sie weitgehend. Allerdings bedeuten die paar Monate Praxis noch nicht viel, Sie beginnen fast wieder wie ein Anfänger. Aber: Es war leichtsinnig von Ihnen, sich von jemandem anheuern zu lassen, der nur für ein paar Monate diese Beschäftigung garantieren konnte.
Frage-Nr.: 2712
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 41
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2014-10-09