Einfach mal üben?
Darf man eigentlich das Bewerben üben? Ich meine so richtig praktisch. Mit Anschreiben und Vorstellungsgespräch. Obwohl man jetzt gar nicht wechseln will?
Antwort:
Je länger Sie aus der Übung sind, desto gefährlicher wird es, wenn plötzlich der Ernstfall über Sie hereinbricht. Ich schreibe immer wieder, dass dieser „Ernstfall“ (Sie wollen oder müssen plötzlich wechseln) jedem jederzeit geschehen kann.
Zwei Fragen stehen dabei im Mittelpunkt. Je nach Persönlichkeitstyp kommt Ihnen die eine oder die andere schwieriger vor:
1. Wie bewirbt man sich denn heute eigentlich so? Hier geht es um die Bewerbungstechnik. Auch sie hat Einfluss auf den Erfolg der Aktion. Als Tipp: Es kommt weniger darauf an, alles richtig zu machen, sondern es gilt, wenigstens die ganz großen und/oder dummen Fehler zu vermeiden. Sie lesen hier seit über 25 Jahren Beispiele. Übrigens auch in der nächsten Woche wieder eines.
2. Wie reagiert der Arbeitsmarkt auf meine Gegebenheiten, auf Alter, Ausbildung, Berufspraxis, Aufstiegskurve, Wechselhäufigkeit, fachlichen roten Faden, Zeugnisse, Gehaltswunsch etc.? Bin ich überhaupt gefragt?
Wenn Sie das zehn oder zwanzig lange Jahre nicht mehr überprüft haben, drohen Überraschungen.Für das „Üben“ schlage ich ein mehrstufiges Verfahren vor:
a) Im Abstand von mehreren Monaten, also durchaus mehrmals im Jahr, sollten Sie Stellenanzeigen rund um Ihr Tätigkeits-/Fachgebiet suchen, lesen und auswerten. Die Frage lautet: Gibt es überhaupt Jobs, die zu mir passen und für die ich geeignet sein könnte?
b) So etwa alle drei bis maximal fünf Jahre sollten Sie mehrere ernsthaft erstellte Bewerbungen um für Sie passende Positionen schreiben. Und dann warten Sie ab, ob Sie auf ca. zehn Bewerbungen mindestens ca. zwei bis vier Einladungen bekommen. Daraufhin ziehen Sie Ihre Bewerbung freundlich/höflich zurück. Das ist erlaubt, der zusätzliche (vergebliche) Aufwand für die Unternehmen bleibt im Rahmen (und vielleicht „beißen“ Sie ja doch bei einer interessanten Position ernsthaft an).
c) Nicht ernstgemeinte Vorstellungsgespräche sollten Sie nicht führen. Der Aufwand für die Bewerbungsempfänger ist zu hoch – und Sie wären nicht engagiert, suchten nicht den Erfolg, würden daher schlecht beurteilt und dadurch demotiviert. Hier geht das Üben anders: Wenn Sie dann wirklich wechseln wollen oder müssen, bewerben Sie sich zunächst um die weniger interessanten Jobs – und üben Sie dabei – aber wenigstens gleich mit vollem Einsatz.
Jobsuche für Ingenieure
Frage-Nr.: 2513
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 41
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2011-10-14