Heiko Mell 02.01.2016, 00:39 Uhr

Unverschämtes Verhalten des HR-Personals

Ich habe mich vor etwa fünf Monaten um die Stelle eines Qualitätsingenieurs im Werk … der … (folgt im Original der Name eines sehr großen, nun wieder sehr deutschen Konzerns, H. Mell) beworben und zunächst einige Wochen abgewartet.

Nachdem ich nach acht Wochen trotz über zwanzig Versuchen die Ansprechpartnerin der Personalabteilung telefonisch nicht erreichen konnte, habe ich ihr eine E-Mail geschrieben und mich nach dem aktuellen Stand der Bewerbung erkundigt. Das führte zu der Bitte ihrerseits, mich noch EINE Woche zu gedulden. Das ist jetzt drei Monate her, bis zum heutigen Tag habe ich keine Auskunft mehr bekommen.

Inzwischen habe ich anderswo längst eine Stelle meiner Wunschrichtung angetreten, so dass mir die Angelegenheit mittlerweile recht gleichgültig sein sollte. Trotzdem rege ich mich über solche Vorgehensweisen der Unternehmen auf und frage mich, wie dieses Verhalten mit der stetigen Diskussion über Ingenieurmangel zusammenpasst. Wenn ich (was ja durchaus möglich ist!) für diese Position nicht geeignet bin, so kann ich doch wenigstens erwarten, eine ordentliche Auskunft zu bekommen, wenn ich eine Frage stelle.

Und glauben Sie mir bitte, dass dies nicht die einzige schlechte Erfahrung mit Personalabteilungen war, die ich im Laufe meiner Bewerbungsphase gemacht habe. Je größer das Unternehmen, desto schlechter wird man behandelt. Ich finde das Verhalten unverschämt!

Vielen Dank für Ihre Antwort und schöne Grüße. Machen Sie weiter so!

Antwort:

Es gibt in einem Asterix-Band eine sehr hübsche Szene, die ich hier aus dem Gedächtnis heraus wiedergebe:

Der Gallier Asterix und sein Freund Obelix treten aus speziellem Grund in die römische Legion ein. Asterix warnt vorher: „Je besser die Armee, desto schlechter das Essen.“ Als sie beide angenommen worden sind und bei ihrem ersten Essen sitzen, kostet Asterix und sagt dann: „Donnerwetter, ich hätte nicht gedacht, dass diese Armee so gut ist.“

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Ähnliches gilt natürlich auch in Ihrem Fall: Je größer das Unternehmen, desto bürokratischer, unflexibler und gelegentlich Totalausfälle produzierend die Verwaltung. Aber von dieser pauschalen Betrachtung haben Sie nichts. Im Einzelnen sehe ich diese Gründe:

1. Die Menschen im Betrieb – solche, die schon da sind und solche, die dazu stoßen wollen – stehen absolut nicht im Mittelpunkt des Denkens der Konzernleitung. Umsätze, Erträge, Marktanteile, Dividende, der Aktienkurs, eine wegen zu niedrigen Kurses drohende Übernahme, Kundenprobleme – das ist es, was dort die Aufmerksamkeit fordert. Es geht zunächst um die Wahrung der Interessen der Eigentümer, viel später erst um die Belange der Mitarbeiter. Dementsprechend sind Personalabteilungen oft schlecht ausgestattet (was sie kosten, sieht man, was sie bringen, lässt sich schwer beweisen) und gelten nicht immer als attraktiv für diejenigen Mitarbeiter, die größtes Können mit höchsten Ansprüchen an sich selbst verbinden.

Dass dennoch in vielen Personalabteilungen engagierte Arbeit geleistet wird, ist unbedingt anerkennenswert. Viele Personalleiter haben den Kopf voller wertvoller Ideen – aber man lässt sie nicht so arbeiten, wie sie es gern möchten.

2. Die Personalabteilung hat überwiegend Hilfs-(Service-)Funktion für die (operativen) Fachabteilungen des Unternehmens. Sie hat in Fragen der Bewerbungsbearbeitung zumeist nicht die Prozesshoheit. Sie kann z. B. nicht festlegen: „Eine eingegangene Bewerbung wird registriert, katalogisiert, vorbeurteilt und der suchenden Fachabteilung zehn Tage zur Entscheidung zur Verfügung gestellt. In dieser Zeit ist dort festzulegen, ob der Bewerber eingeladen, abgesagt oder der Reservegruppe zugeteilt wird. Die Fachabteilung teilt der Personalabteilung die jeweilige Bewertung mit, die Personalabteilung informiert den Bewerber innerhalb von drei Tagen. Somit ist sichergestellt, dass jeder Bewerber ca. zwanzig Tage nach Eingang einen substanziellen Bescheid in Händen hält. Fachabteilungen, die diese Frist mehrfach nicht einhalten, werden im laufenden Geschäftsjahr nicht mehr mit Bewerbungen bedacht.“

Ganz im Gegenteil: Die betroffene Fachabteilung sucht erst händeringend Bewerber, bekommt schließlich Unterlagen – und da liegen sie dann. Auf Mahnungen des Personalwesens reagiert man nicht, die Abteilung entscheidet nicht, sie äußert sich nicht. Oder sie sagt lapidar, man prüfe inzwischen eine interne Bewerbung. Oder der Abteilungsleiter ist für sechs Wochen nach Brasilien geflogen. Oder das Projekt steht wieder auf der Kippe, man erwartet aber noch in diesem Jahrzehnt die Entscheidung des Vorstands. Oder der Abteilungsleiter hat inzwischen selbst gekündigt – und nun weiß vorläufig überhaupt niemand, wie es weitergeht.

In allen diesen Fällen könnte die Personalabteilung natürlich Zwischenbescheide geben. Nur: Was sollte dort drinstehen? Allgemeine Vertröstungen? Und wie oft schreibt man? Alle vierzehn Tage? Dann hat jemand nach drei Monaten Wartezeit (nicht unüblich) sechs Vertröstungsschreiben erhalten. Will das jemand? Also.

Ich habe in manchen unserer Geschäftsbereiche täglich mit betrieblichen Personalabteilungen zu tun. Und ich erlebe – wie Sie – die sehr schlechte Erreichbarkeit. Meetings, Besprechungen, wie auch immer, aber Telefonkontakte sind Glückssache. Da man einem anrufenden Bewerber (siehe 2.) ohnehin kaum je wirklich helfen kann, sind solche Anrufe in den Personalabteilungen auch nicht sehr beliebt.

4. Fazit und Empfehlung:

Stellen Sie sich als Bewerber auf die Gegebenheiten ein. Das bedeutet: Wenn Sie vier Wochen nach Erscheinen der Anzeige, spätestens aber vier Wochen nach Absenden der Bewerbung keine Einladung in Händen halten, schreiben Sie den Fall ab, vergessen Sie ihn und richten Sie neue Bewerbungen an andere Empfänger. Sollte überraschenderweise später doch noch eine Reaktion kommen, nehmen Sie sie hin wie einen warmen Regen.

Und rufen Sie ab Einsendung Ihrer Unterlagen dort nicht an (es sei denn, der Empfänger bittet darum).

Rufen Sie vor allem nicht an um zu hören, ob Ihre E-Mail-Bewerbung angekommen ist! Das macht ja bei Post-Bewerbungen auch niemand. Wenn aber das moderne Instrument E-Mail so viel unsicherer ist als das Versenden per Post, dann lassen Sie die Finger davon.

Übrigens sind E-Mail-Bewerbungen im Niveau oft so viel tiefer angesiedelt als die konventionellen Mappen, dass die Empfänger mein Mitgefühl haben, wenn sie vor sich hinmurmeln: „Erst einen Haufen Info-Müll herschicken und uns dann auch noch telefonisch nerven.“

Und rufen Sie auch später nicht an, um nach dem „Stand der Dinge“ zu fragen. Sie erreichen gar nichts und strapazieren nur Ihre Nerven und die der HR-Leute (äh, HR people, schließlich ist deutsch-englischer Mischmasch noch scheußlicher als englische Ausdrücke für alles es in reiner Form sind).

Wenn Sie Stil zeigen wollen, schreiben Sie, sofern Sie nach acht Wochen noch immer ohne Nachricht sind, einen Brief: „Vor acht Wochen habe ich Ihnen per E-Mail/Post meine Unterlagen übersandt und habe seither keinerlei Nachricht von Ihnen erhalten. Hiermit ziehe ich meine Bewerbung zurück. Ich erlaube mir, aus der Behandlung von Bewerbern meine Schlüsse im Hinblick auf die Wertschätzung von Mitarbeitern in Ihrem Hause zu ziehen. Mit freundlichen Grüßen …“

Täten das viele, würde es helfen. Sollten Sie das wirklich tun? Nein, denn Sie könnten in ein paar Wochen eine neue interessante Anzeige dieses Unternehmens sehen. Und wenn Sie dann die Tür dorthin lautstark zugeworfen haben …

Kurzantwort:

Am besten ist, Sie schreiben eine Bewerbung ab, wenn Sie spätestens vier Wochen nach Absendung ohne substanzielle Nachricht sind. Mit Nachfragen „nach dem Stand der Dinge“ verschleißen Sie nur Nerven – auf beiden Seiten.

Frage-Nr.: 2244
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 32
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2008-08-06

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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