Schiffbauingenieur lässt fragen: wohin?
Ich hätte ein paar Fragen zum Ingenieurberuf. Mein Freund hat Schiffbauingenieurwesen studiert. Aufgrund der schlechten Joblage in dieser Branche hatte er in England im Bereich Korrosionsschutz von speziellen Produkten Fuß fassen können. Seit Kurzem arbeitet er nun als Ingenieur in diesem Bereich in Deutschland, jedoch hat die Firma, wie sich jetzt herausgestellt hat, fast keine Aufträge.
Er möchte nun in eine andere Branche bzw. in eine andere Ingenieursparte wechseln. Können Sie mir bitte sagen, in welchem Bereich (z. B. Luftfahrt, Automobil) er sich bewerben kann? Welche Firmen nehmen Quereinsteiger, wo sollte er sich auf jeden Fall bewerben?
Antwort:
Sie gestatten mir in aller Offenheit den Hinweis, dass mir solche Zuschriften nicht besonders gefallen. Es geht schlicht um das Fragen für eine andere Person. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob z. B. Ihr Freund diese Aktion überhaupt billigt. Oft werden mir ganz offen auch heikle Informationen über den Fragesteller und sein berufliches Umfeld gegeben, da sollten wir schon wissen, ob der Betroffene das überhaupt will.
Auch die Qualität eines entsprechenden Ratschlags von mir hängt davon ab, dass ich die Person, ihre zu vermutende Qualifikation und die Ansprüche des Ratsuchenden so gut wie möglich kenne. Und viel davon entnehme ich der „Original-Formulierung“ des jeweiligen Einsenders.
Auch in diesem Fall, bei dem ich über die Zusammenhänge spekulieren muss, bin ich ganz sicher, dass es aufschlussreich gewesen wäre, hätte der eigentliche Fragesteller selbst geschrieben.
Kurz zur Sache: Dass Studienspezialisierungen, die auf bestimmte Unternehmenskategorien, Branchen oder Tätigkeiten zielen, hinterher ins Leere laufen („mangels Masse“), kommt immer wieder vor. Das damit verbundene Risiko trägt der Betroffene – dafür hatte er ja auch die freie Auswahl bei jener Spezialisierung.
Eine pauschale Lösung gibt es nicht. Auch keine Branchen, die bevorzugt „falsch spezialisierte“ Bewerber einstellen.
Als allgemeine Empfehlung: Großkonzerne denken oft „automatisch“ in Rastern – wenn ein Bewerber dort nicht hineinpasst, fällt er leicht durch. Die großen Automobilhersteller neigen zusätzlich dazu, automobilbezogene Aspekte im Lebenslauf vorauszusetzen (passende Studienrichtung, Praktika, Diplomarbeitsthemen etc.). Der Mittelstand ist flexibler, der Mittelstand in eher großstadtfernen Regionen weiß darüber hinaus, dass er nur schwer Idealanforderungen durchsetzen kann und ist oft toleranter.
Am besten „verkauft“ man stets, was man beruflich bereits gemacht hat. Im vorliegenden Fall ist das eine Bewerbung im Bereich Korrosionsschutz. Stöbern Sie Internetstellenbörsen nach diesem Stichwort durch, schreiben Sie Initiativbewerbungen an Hersteller, die sich damit beschäftigen, tragen Sie sich in die Bewerber-Datenbank der VDI nachrichten ein (www.ingenieurkarriere.de). Denken Sie für das „Fußfassen“ auf dem deutschen Markt auch an Zeitarbeitsfirmen.
Kurzantwort:
Frage-Nr.: 2701
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 29
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2014-07-11