Melde gehorsamst, Herr Rittmeiste
Antwort:
Die alten preußischen Offiziere sollen ja so gesprochen haben: „Habe mir erlaubt, Herrn Oberst …“ Der Trick bestand darin, das Subjekt, den Satzgegen-stand, einfach wegzulassen. Spart ja enorm, so was. Hat ja auch seine Vorteile, wenn der Feind kommt und es schnell gehen muss. Wurde aber auch angewandt, wenn keine Gefahr bestand – beim charmanten Geplauder beispielsweise: „Erlaube mir, Frau Baronin um den nächsten Tanz zu bitten.“
Nun ist das ja eigentlich alles vorbei. Sollte man meinen. Ist aber nicht so. Lebt weiter, leider vor allem in Bewerbungen: „Bin derzeit bei Müller & Sohn beschäftigt. Hatte vorher die Leitung …“ Und so weiter.
Ich muss die Absender enttäuschen. Mit dem preußischen Offizierscorps verschwand auch diese in alten Filmen so liebenswürdig klingende Marotte. Oder kürzer: Geht nicht mehr, tut man nicht. Vielleicht galt ja den alten Soldaten das Individuum nichts, und man hat damals jeden überflüssigen Hinweis auf dasselbe weggelassen. Darüber sind wir hinaus, ein stolzes „Ich“ ist nicht nur wieder erlaubt, sondern direkt Standard.
Und wenn Sie, z. B. im Lebenslauf, verkürzt in Stichworten schreiben wollen – da lässt man dann das Prädikat auch noch weg: „1987 Aufbau einer Abteilung für …, anschließend Ernennung zum …“ Soweit klar? Habe mir gedacht, sollte Ihnen das mal schreiben. Hatte Spaß dabei.
Kurzantwort:
Frage-Nr.: 28
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 23
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2000-06-23
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