Unternehmen sollten Mitarbeiter halten
In Deutschland ist im ersten Halbjahr dieses Jahres die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 % gesunken, so Martin Kannegiesser, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. Zwischen Januar und Juli lag die durchschnittliche Umsatzrendite bei knapp 1,5 %, ein großer Teil der Firmen „bewege sich an der Null-Linie“, manche machen Verluste. Das derzeitige Produktionsvolumen sei mit einer um 6 % geringeren Belegschaft zu erreichen, rein rechnerisch mache das rund 200 000 Stellen aus.
Viele Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie mit rund 3,5 Mio. Beschäftigten hätten Probleme, das Personal zu halten. Kannegiesser appelliert an die Mitgliedsfirmen der Arbeitgeberverbände, alle im Tarifvertrag enthaltenen Instrumente zu nutzen, um Entlassungen zu vermeiden.
So könnten mit dem Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung bei Auftragsmangel die wöchentliche Arbeitszeit und der Lohn reduziert werden. Zudem lasse der im Frühjahr geschlossene Tarifvertrag zu, dass Unternehmen bei finanziellen Schwierigkeiten die vereinbarte Tariferhöhung mit Zustimmung der Tarifparteien aussetzen oder nur teilweise zahlen. In der Vergangenheit habe die IG Metall in solchen Fällen immer mitgezogen, erklärt Kannegiesser.
Eine Nachverhandlung des Abschlusses vom Mai, bei dem eine Lohnerhöhung von 4 % ab Juni 2002 und von 3,1 % ab Juni kommenden Jahres vereinbart wurde, lehnt der Gesamtmetall-Präsident ab. Er fordert statt dessen eine stärkere Differenzierung in den Tarifverträgen.
Trotz des personellen Überhangs fehlen in der Branche qualifizierte Nachwuchskräfte, vor allem Ingenieure, aber auch Auszubildende in gewerblich-technischen Berufen, beklagt Kannegiesser. Beim Fachkräftemangel handele es sich um ein strukturelles Problem, das mit den derzeitigen konjunkturellen Schwierigkeiten nicht verschwunden sei. Eine wirtschaftliche Erholung sei nur über ein höheres Innovationstempo zu erreichen – und dafür würden Fachkräfte dringend gebraucht. HAS