Teilhabe an der Krisenbewältigung fördert Leistungsbereitschaft und Loyalität
Erfolgreiche Unternehmen schließen ihre Mitarbeiter insbesondere in Krisenzeiten in Findungsprozesse ein. Bevorstehende Veränderungen, wie die Auswirkungen des demografischen Wandels, benötigten Fingerspitzengefühl, keine gestanzten Vorgaben, hieß es auf einem Personalkongress in Düsseldorf. VDI nachrichten, Düsseldorf, 30. 4. 09, ws
Erfolgreiche Unternehmer setzen insbesondere in der Krise auf Innovationen und motivierte Mitarbeiter. 43 % derjenigen Unternehmer, die sich für das Finale zum „Entrepreneur des Jahres“ qualifiziert haben, äußerten gegenüber der organisierenden Beratungsgesellschaft Ernst & Young, sie sähen sich gegenüber den gelebten Unternehmenswerten in der Pflicht. Sie interpretieren die Krise als Chance, um das Bewusstsein der Mitarbeiter für die Unternehmenskultur zu schärfen.
Jeder zweite Befragte betont die unbedingte Notwendigkeit, die Mitarbeiter für eine langfristige, nachhaltige Ausrichtung der Unternehmensstrategie zu sensibilisieren. Darüber hinaus sind 63 % der Finalisten der festen Überzeugung, dass gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten ein Bekenntnis der Geschäftsführung zu unternehmerischer Verantwortung von zentraler Bedeutung ist.
Dagegen halten die Entrepreneure eine Anpassung der Unternehmenswerte an die veränderten Marktanforderungen nicht für gerechtfertigt.
Zwei Drittel der Finalisten setzen auf eine offene Kommunikation und informieren ihre Mitarbeiter regelmäßig über die aktuelle wirtschaftliche Lage des Unternehmens. Um den professionellen Umgang mit der Krise zu meistern, werden in jedem vierten Unternehmen die Führungskräfte entsprechend geschult: Sie sollen Mitarbeitern bei Fragen kompetent Rede und Antwort stehen können.
Das ist Sonja Sackmann aus der Seele gesprochen. Die Arbeitspsychologin von der Universität der Bundeswehr in München weiß: „Die Kollegen wollen in Krisenzeiten an der Bewältigung schwieriger Aufgaben teilhaben.“ Nur so seien langfristig Loyalität und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten, sagte sie vor wenigen Tagen auf dem Personalkongress „Muwit 2009“ in Düsseldorf. Kulturbewusstes Management beruhe auf kontinuierlichen Prozessen, ohne die Veränderungen in der Umwelt zu ignorieren.
Sich sehenden Auges an jeden Trend zu hängen, könne bei der Personalplanung nicht zielführend sein, meinte auf der selben Veranstaltung Manfred Becker, BWL-Professor an der Universität Halle-Wittenberg.
So zwänge der demografische Wandel zwar zur Besinnung auf die älteren Arbeitskräfte, deren unreflektierter Einsatz im Unternehmen aber könnte sich als Bumerang erweisen. Studien hätten erwiesen, dass Ältere nicht unproduktiver seien als ihre jungen Kollegen und dass sie – im Gegensatz zur landläufigen Meinung – sich keinesfalls neuen Lösungsansätze verschlössen.
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Dennoch sei bei der Arbeitsorganisation zu beachten, dass erfahrene Mitarbeiter etwa bei der Problemlösequalität langsamer arbeiteten und häufiger falsche Ergebnisse vorwiesen als Mitarbeiter unter 45 Jahren. Altersgemischte Teams, so Becker, arbeiteten am besten bei kreativen Aufgabenstellungen zusammen.
Es gelte, verstaubte, deshalb aber keinesfalls veraltete Unternehmenskulturen wiederzubeleben, forderte der Wirtschaftswissenschaftler. Früher hätten Mitarbeiter, ähnlich einer Dorfgemeinschaft, Erfolge Einzelner gemeinsam gefeiert. Dieses Gemeinschaftsgefühl gäbe es leider in dieser Ausprägung nicht mehr, bedauert Becker. nort/ws