Management 05.04.2002, 17:33 Uhr

Philosophie und Wirtschaft entdecken gemeinsame Schnittstellen

Philosophie und Wirtschaft haben sich viel zu sagen. In Frankfurt diskutiert Uni-Dozent Klaus-Jürgen Grün mit Managern über Nietzsche und Schopenhauer, in Bayreuth büffeln Studenten – bundesweit einzigartig – „Philosophy & Economics“.

Ein Studium der Philosophie rangierte lange Zeit unter den sogenannten „Orchideenfächern“, die interessante Inhalte versprechen, aber kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten. Doch neuerdings hat sich das Image des Fachs rapide gewandelt. Manager großer Unternehmen bezahlen horrende Gebühren für Seminare, in denen die Texte klassischer Denker besprochen werden. Die Universität Bayreuth bietet gar einen kompletten Studiengang, der Philosophie und Wirtschaft miteinander vereint. Was fasziniert Ökonomen an der Wissenschaft des Geistes?

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„Der Manager kann nicht nur funktionieren“, sagt der Frankfurter Dozent Klaus-Jürgen Grün, „er muss als Mensch anerkannt werden.“ Nur die Einheit zwischen eigenem Denken und äußerem Auftreten führe zu der Authentizität, die wahre Macht verleihe. „Wer wissen will, wer er ist, soll nicht Anatomie studieren, sondern Shakespeare lesen“, erklärt Grün. Im Mittelpunkt seiner Seminare steht die Botschaft, Wirtschaft solle nicht nur dem Profit dienen, sondern auch moralischen Werten entsprechen. „Eine Arbeitsteilung, die hier im Elfenbeinturm Ethik zimmert und draußen in der Ökonomie die Bedürfnisse der Menschen befriedigt, hilft keinem etwas.“

Eine Erkenntnis, die sich in immer mehr Unternehmen in der Formulierung von „Corporate Governance Richtlinien“ oder „Business Ethics“ niederschlägt. Was in den Unternehmensdarstellungen oft recht hölzern klingt, wird beim Frankfurter Philosophie-Dozenten lebendig. Grün scheut sich nicht zu versprechen, dass seine Seminare Spaß machen. Was er über die Veranstaltungen erzählt, erinnert mitunter an Psychotherapie. Fragen nach Verantwortung, dem Sinn des Lebens und seiner Endlichkeit reißen eine Bresche in die gewohnte Selbstsicherheit von Führungskräften.

Diese Demaskierung tut Not. Mancher Wirtschaftsboss wurde zum Sklaven seines Terminkalenders. In den Philosophie-Seminaren hingegen wird Selbstreflexion gefordert und gefördert. Auch dem Gesprächsstil tut das Philosophieren offenbar gut. Grün hat beobachtet, dass in „Vorstandssitzungen nicht zielgerichtet argumentiert wird, sondern blind aneinander vorbeigeredet und auf Autorität beharrend.“ Anders der Manager, der sich mit Philosophie beschäftigt: Er habe erkannt, dass er das Denken nicht von anderen Menschen erledigen lassen könne. Er finde dann von allein zu einem Diskussionsstil, der auch die Interessen anderer berücksichtige.

Klaus-Jürgen Grün bietet für jeden Geschmack etwas. Gestaffelt vom Schnupperkurs am Wochenende mit maximal 15 Teilnehmern über zweitägige Basisseminare bis hin zum viersemestrigen Studium ist alles dabei. Die Preise rangieren im Bereich exklusiver Managerangebote: Ein Wochenendseminar kostet 490 ‹, ein komplettes Kolleg von vier Semestern Dauer kostet 17 340 ‹. Die Nachfrage nach mehr Moral in der Wirtschaft scheint groß, denn bisher seien alle Seminare gut besucht, versichert Grün jedenfalls.

Auch die Universität Bayreuth kann über mangelndes Interesse an ihrem Studiengang „Philosophy & Economics“ nicht klagen. Im ersten Wintersemester hatten sich 29 Studenten eingeschrieben, im folgenden bereits 150. In dem Wintersemester 2002/2003 wird eine Zugangsbeschränkung eingeführt. „Anders können wir das nicht abpuffern“, erklärt der Bayreuther Philosophie-Professor Rainer Hegselmann. Er weiß, dass sein Angebot in Deutschland einzigartig ist. Ähnliche Fachrichtungen finden sich sonst nur in den USA an der Yale University oder in England, so z.B. an den Universitäten York und Oxford oder an der Londoner „School of Economics and Political Science“. Doch anders als an den angelsächsischen Eliteunis setzen die Bayreuther auf eine Verschmelzung der beiden Fächer. Anstatt einige Seminare in Philosophie und einige in Ökonomie unter einem gemeinsamen Dach anzubieten, wird gezielt darauf geachtet, dass in allen Veranstaltungen die Aspekte beider Wissenschaften berücksichtigt werden. Auch ein Praxisbezug gehört zum Markenzeichen der Bayreuther. Auf dem Lehrplan der Studenten stehen neben Aristoteles, David Hume oder Adam Smith Mikro- und Makroökonomie, Absatz- und Finanzwissenschaft sowie EDV und Multimedia. Nach sechs Semestern wird der Bachelor verliehen, nach zehn Semestern ist der Master-Abschluss erreicht.

Und die Aussichten sind gut. Nach Ansicht von Hegselmann endet das Philosophie-Studium nicht „in der Taxe vorne links“, sondern bei Unternehmensberatungen oder Global Playern, die bereits jetzt Interesse an Absolventen angemeldet haben. Denn Ökonomen mit philosophischer Bildung können „schwierige Entscheidungsprobleme mit analytischer Grundsätzlichkeit“ lösen, wie es Hegselmann ausdrückt. Zukunftsfragen wie die Probleme der Globalisierung oder Umweltrichtlinien sind bei ihnen in guten Händen. CHARLOTTE SCHMITZ

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