Markt und Moral kein Widerspruch
Das 21. Jahrhundert wird von Nachhaltigkeit und ethischer Entwicklung geprägt sein. Dies betonten Redner auf dem Deutschen Ingenieurtag in Münster.
In der Diskussion um die Wirtschaftslage und bei dem Zwang zur Globalisierung werde oft der Versuch unternommen, kritische Fragen zur Ethik von Forschung und Technik zu unterdrücken, kommentierte Bundespräsident Johannes Rau am Montag auf dem Deutschen Ingenieurtag in Münster eine Entwicklung, die ihm sichtlich nicht gefällt: „Kritische Fragen werden oft mit Technikfeindlichkeit gleichgestellt.“
Laut Rau gibt es in Deutschland keine Technikfeindlichkeit, wie aus Studien für den Deutschen Bundestag hervorginge: „80 % der Deutschen sind Technik gegenüber positiv aufgeschlossen.“ Als technikfeindlich könne man gerade mal 1,7 % der Bevölkerung bezeichnen.
Aber, so Rau, „der Markt ist ein Mittel der Wirtschaft, Markt ist kein Ersatz für Ethik, er darf ethische Normen nicht außer Kraft setzen, nicht einmal dann, wenn dadurch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.“ Über Nutzung ethisch umstrittener Technologien, etwa Kern- oder Gen-Technik, solle gesellschaftlich gestritten und dann politisch entschieden werden.
„Die Entscheidung der Politik“, antwortete VDI-Präsident Hubertus Christ in seiner Rede, „eine bestimmte Technologie nicht anzuwenden, haben wir zu respektieren. Die Behinderung von Forschung ist aber nicht akzeptabel.“ Der Gesetzgeber habe weder die Kompetenz noch die Kenntnisse oder die Kreativität, die zur Erreichung wissenschaftlicher Ziele notwendig seien. Der VDI biete als industrie- und parteipolitisch unabhängige Institution der Politik fachliche Beratung an. Christ: „Wir stehen in der Pflicht, der Politik Informationen zu geben, damit sie das Zukunftspotenzial und die Auswirkungen verschiedener Technologien einordnen und dann Ziele vorgeben kann.“
Für das Ziel, Mittel der Wissenschaft und Forschung zu bündeln, diese neu auszurichten, um eine Basis für nachhaltigen Wandel zu schaffen, warb auch NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft. Seiten 2 bis 4 rus