„Macht bedeutet für mich, Dinge zu gestalten“
Dieter Wendt, bei IBM im deutschsprachigen Raum seit kurzem für das Geschäft mit Großrechnern zuständig, sieht sich als Euromanager.
VDI nachrichten: Worauf müssen sich Ingenieurinnen und Ingenieure in der IT-Branche Ihrer Meinung nach in Zukunft einstellen?
Wendt: Die Nutzer werden künftig vollkommen ausfallsichere Systeme verlangen, die rund um die Uhr verfügbar sind und nicht an Kapazitätsgrenzen stoßen. Ingenieure müssen in Zukunft Software entwickeln, die auf allen Plattformen läuft, und alle Plattformen müssen miteinander korrespondieren können. Außerdem werden die kleinen, preiswerten Computerchips die Art und Weise, wie wir mit neuen Produkten umgehen, erheblich verändern. Die Smartcard kann z.B. als Geld- und Kreditkarte oder als Ausweis dienen. Genauso gut kann man mit ihr einen Heimrechner oder Laptop so einrichten, daß seine Oberfläche – Anwendungen und Daten – derjenigen auf unserem Büroschreibtisch entspricht.
VDI nachrichten: Großrechner galten ja schon als veraltete Technologie. Wie kommt es, daß sie seit einiger Zeit eine Art Renaissance erleben?
Wendt: Die Vorteile von Großrechnern sind ihre Skalierbarkeit, Verfügbarkeit, Robustheit und Sicherheit. Wir stellen wieder eine große Nachfrage nach Mainframes fest, besonders von Kunden, die Internet-Business betreiben wollen.
VDI nachrichten: Davon verstehen die Großrechner-Leute doch recht wenig, oder?
Wendt: Das hat sich inzwischen zum Glück geändert. Außerdem sind wir ein gemischtes Team aus Mitarbeitern mit langjähriger Erfahrung im Großrechner-Business und jungen Berufseinsteigern, die Unix, Java, NT und die Anforderungen der neuen Märkte verstehen.
VDI nachrichten: Ihre Position ist mit Macht verbunden. Was bedeutet Macht für Sie?
Wendt: Macht bedeutet für mich, daß ich Dinge gestalten und mein Team optimal unterstützen kann. Daß Menschen mit mir, mit unserem Unternehmen zusammenarbeiten wollen.
VDI nachrichten: Wann sind Sie erfolgreich?
Wendt: Wenn ich mein Ziel erreiche. Das kann sich zum Beispiel auf das Finden hochkarätiger Mitarbeiter, den Umsatz oder Gewinn beziehen. Das ist sehr spannend für mich.
VDI nachrichten: Welches sind Ihre Schwächen, Stärken?
Wendt: Ich bin direkt und ungeduldig. Daraus ergeben sich die Stärken automatisch. Ich erreiche etwas. Wenn ich denke, es müßte etwas geändert werden bei IBM, dann setze ich mich ans Telefon und versuche, es zu ändern.
VDI nachrichten: Welches war die wichtigste Erfahrung in Ihrer Karriere?
Wendt: Die Arbeit im Ausland in einem internationalen Team. Im länderübergreifenden Teamwork etwas bewegen zu können, hat meine Sichtweise verändert und bereichert. Wenn ich international arbeiten konnte, erschien mir alles leichter, unkomplizierter.
VDI nachrichten: Sehen Sie sich als Vertreter der neuen Generation von Euromanagern?
Wendt: Auf jeden Fall. Ich bin für rund 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in verschiedenen Ländern verantwortlich und arbeite intensiv mit den Vertriebsprofis dieser Länder zusammen. Da es in der IT-Industrie für ein Unternehmen heute fast unmöglich ist, nur auf einem Markt zu existieren, muß ich darauf achten, daß meine Mitarbeiter nicht nur für ein Projekt in einem bestimmten Land verantwortlich sind. Sie müssen sich, wie ich, mit verschiedenen kulturellen Verhaltensmustern vertraut machen können.
SONJA HÜBNER
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