Ingenieur aus Dortmund liebt die „Vielfalt als Chance“
Mathias Kaiser geht seit Jahren eigene Wege, wenn es um die Rekrutierung seiner Auszubildenden geht. Super Note? Abitur?
Mathias Kaiser geht seit Jahren eigene Wege, wenn es um die Rekrutierung seiner Auszubildenden geht. Super Note? Abitur? Das ist für den Ingenieur nicht wichtig. Seit 1999 stellt er Bauzeichner-Azubis mit Zuwanderungshintergrund und weniger rosigen Perspektiven ein. Er kümmert sich engagiert darum, dass diese die Ausbildung auch schaffen. Dafür hat er am Dienstag eine Auszeichnung erhalten.
Kaiser und sein insgesamt neunköpfiges Team vom gleichnamigen Ingenieurbüro (inklusive drei Azubis) gewannen den ersten Platz beim Wettbewerb „Kulturelle Vielfalt in der Ausbildung“ in der Kategorie Kleinstunternehmen. Ausgeschrieben hatte diesen Preis die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Maria Böhmer. Kaiser setzte sich gegen 30 Kategorie-Mitbewerber durch.
Der Unternehmer kann sich über 15 000 € freuen. „Das ist eine tolle Anerkennung für uns“, sagte Kaiser. Ihm sei schon vor Jahren aufgefallen, dass es einen Verdrängungswettbewerb gibt, immer mehr Gymnasiasten drängten in den Beruf – Bewerber also, die zwei Optionen hatten: Studium und Beruf. Kaiser wollte dem etwas entgegensetzen und denen eine Chance geben, die nur eine Chance haben.
Dass die erste Auszubildende, die er mit dieser Einstellung einstellte, eine Marokkanerin war, war eher Zufall. Aber es klappte gut und machte ihm Mut, auch anderen jungen Menschen mit Migrationshintergrund eine Chance zu geben. „Das ist nicht immer einfach“, erklärt der Firmeninhaber. Aber es mache eben auch viel Spaß.
Auffallend: Firmen und Institutionen aus Nordrhein-Westfalen, insbesondere dem Ruhrgebiet, waren besonders erfolgreich. Das mag am historischen Erbe des Reviers liegen, denn die Montanindustrie war immer auf Zuwanderer angewiesen. Und auch Ford in Köln: Seit den 60er Jahren kümmerte man sich dort um Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. Deshalb: Platz eins in der Kategorie Großunternehmen. In der Kategorie Kleine und mittlere Unternehmen gewannen die Oktober Betriebe in Hamburg.
Bereits Mitte 2007 hatte Maria Böhmer die Kampagne für mehr Vielfalt in deutschen Unternehmen „Vielfalt als Chance“ ins Leben gerufen. Der Wettbewerb war ein Teil dieses Projekts. Insgesamt hatten sich 71 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen beworben. Maria Böhmer erklärte, ein Ergebnis des Wettbewerbs sei auch die Erkenntnis, dass es einen deutlichen Nachholbedarf in KMU-Unternehmen im Hinblick auf die Einbindung von jungen Leuten mit Migrationshintergrund gebe. Es gibt nun einen weiteren Wettbewerb: Es geht um den Umgang mit kultureller Vielfalt in der gesamten Personalrekrutierung und im Personalmanagement. Einsendeschluss ist der 8. September 2008. C. HANTROP
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