Flache Hierarchien garantieren frühe Budgetverantwortung
Wer sich nach seinem Studium für den Berufseinstieg in den Entwicklungsbereich eines Unternehmens entscheidet, hat alle Möglichkeiten, Karriere zu machen. Die Chancen steigen mit BWL- und Projektmanagement-Kenntnissen erheblich, meint Wolfgang Dürheimer, Porsche-Vorstand für Forschung und Entwicklung.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 26. 9. 03 –
VDI nachrichten: Kann ein junger Ingenieur „Karriere machen“, wenn er im F&E-Bereich anfängt?
Dürheimer: Bei Porsche finden Sie heute eine ganze Reihe von Führungskräften, die unmittelbar nach ihrem Studium bei uns als Entwicklungsingenieure eingestiegen sind. Wer die fachliche Eignung und die charakterlichen Voraussetzungen für eine leitende Position mitbringt und darüber hinaus auch noch in seiner Arbeit einen hohen persönlichen Einsatz zeigt, hat im F&E-Bereich die gleichen Karrierechancen wie in den anderen Unternehmensbereichen von Porsche – ob als hochspezialisierter Experte für klassische F&E-Aufgaben oder als Generalist in der Baureihenorganisation.
VDI nachrichten: Wie sieht das Personalentwicklungsprogramm für Porsche-Ingenieure aus?
Dürheimer: Porsche bietet jedem Ingenieur einen individuell gestalteten Entwicklungsplan. So haben besonders fähige Kandidaten die Möglichkeit, an einem zweijährigen Förderprogramm mit zusätzlichen Qualifikationsmaßnahmen teilzunehmen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Vermittlung betriebswirtschaftlicher Zusatzkenntnisse und in der Persönlichkeitsentwicklung. Hinzu kommt oft noch ein befristeter Einsatz in anderen Ressorts beziehungsweise im Ausland.
VDI nachrichten: Ab wann übernehmen Nachwuchskräfte bei Porsche Projekt- und Budgetverantwortung?
Dürheimer: Als kleinster unabhängiger Automobilhersteller der Welt hat Porsche sehr schlanke Strukturen, flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege. Unsere Nachwuchskräfte erhalten daher in der Regel bereits nach ein bis zwei Jahren Budget- und Projektverantwortung, und im F&E-Bereich wird ihnen schon früh Mitverantwortung für die Entwicklung einzelner Bauteile übertragen. Dabei werden sie natürlich durch erfahrene Kollegen im Team und durch ihre Vorgesetzten unterstützt.
VDI nachrichten: Einmal F&E, immer F&E – ist das auch bei Porsche so?
Dürheimer: Sicher gibt es Ingenieure, die sich ganz bewusst für die Entwicklung entschieden haben. Und die sind uns sehr wichtig. Wenn jedoch der Wunsch besteht, intern in ein anderes Ressort zu wechseln, dann wird das von uns unterstützt. Gerade in der Produktion und im Vertrieb von Porsche warten auf Ingenieure viele interessante Herausforderungen. Dieses Angebot wird auch immer stärker genutzt. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass sie nach einigen Jahren oft wieder in ihre „alte Heimat“, die Entwicklung, zurückkehren, um hier eine Ebene höher neu einzusteigen.
VDI nachrichten: Welche Zusatzqualifikationen wünschen Sie sich von einem jungen Ingenieur?
Dürheimer: Uns ist fast jede Zusatzqualifikation willkommen. Besonders wichtig sind vertiefte Kenntnisse der Betriebswirtschaft und des Projektmanagements, die über ein Zweitstudium oder einen MBA-Abschluss erworben wurden. Von großer Bedeutung sind auch Fremdsprachenkenntnisse. Weiterhin sind wir an Bewerbern mit Promotion interessiert, da diese oft über Spezialkenntnisse verfügen, die sie sofort einsetzen können.
VDI nachrichten: Wie viele Ingenieure werden pro Jahr durchschnittlich eingestellt und wie sieht es mit der Fluktuation aus?
Dürheimer: Im Schnitt stellen wir jährlich etwa 50 Ingenieure ein. Besonders stolz sind wir auf die extrem niedrige Fluktuation, die bei Porsche deutlich unter einem Prozent liegt. Das hängt nicht nur mit den interessanten Aufgaben in unserem Unternehmen zusammen, sondern vor allem mit der hohen Affinität unserer Mitarbeiter mit der Marke und den Produkten. Für die meisten heißt es: Einmal Porsche, immer Porsche.
VDI nachrichten: Wie schafft ein Ingenieur mit guter F&E-Grundlage den Schwenk zum „Generalisten“ und Manager?
Dürheimer: Der neue Mitarbeiter muss die geforderten Zusatzqualifikationen entweder mitbringen oder bereit sein, sie im Unternehmen zu erwerben. Das kann durch ein Training „on the job“ erfolgen oder durch klassische Weiterbildungsmaßnahmen. Ein wichtiges Sprungbrett sehe ich in der Übernahme von Projektverantwortung oder durch einen entsprechenden Einsatz bei unseren Tochtergesellschaften im In- und Ausland. Aber ich betone noch einmal: Wir sind auch an Bewerbern interessiert, die mit Leib und Seele Ingenieure sind und nur das eine Ziel kennen: an der Entwicklung der besten sportlichen Fahrzeuge der Welt mitzuwirken. Diese Spezialisten sind das Herz von Weissach und für die Zukunft von Porsche ebenso wichtig wie die Generalisten. Jo/Fr
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